Solidarische Show des Zusammenhalts
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"Theater! Open! Air!" - alle größeren Düsseldorfer Bühnen in Solidarität vereint auf einer Bühne! Unser Theaterkritiker berichtet von einem mitreißenden Event in wunderschöner Stimmung – aber auch von der Sorge der Privattheater um ihre Zukunft.
Es ist schon ein bunt zusammengewürfeltes Programm. Erst zeigt Paul Davis Newgate als Vertreter des tanzhaus nrw einen schon vor der Coronazeit entstandenen Maskentanz mit Spiegeln. Dann stürmt das Ensemble des Jungen Schauspielhauses auf die Bühne und singt Lieder darüber, dass Kinder die Welt viel besser kapieren als Erwachsene. Alle größeren Düsseldorfer Bühnen gestalten gemeinsam eine Show, ein "Theater! Open! Air!". Drei Veranstaltungen pro Tag vor jeweils 200 Zuschauern, Samstag und Sonntag.
Ein Event, natürlich. Aber eines der positiven Art. Die Stimmung ist bei Sonnenschein und 25 Grad wunderbar, das Publikum sitzt auf Stühlen, Bänken und Picknickdecken. Und vielleicht wächst ja etwas zusammen, wenn sich die Ensembles der Deutschen Oper am Rhein und der traditionsreichen Kabarettbühne "Kom(m)ödchen" besser kennenlernen. Zumindest das Verständnis füreinander auf Leitungsebene scheint gewachsen zu sein.
Widersprüchliche Vorschriften führen zu Unsicherheit
Denn im Gegensatz zu den weitgehend von Land und Stadt finanzierten Bühnen kämpfen die Privattheater noch mehr ums Überleben. Zwar dürfen in Nordrhein-Westfalen die Theater wieder aufmachen, neuerdings bei unter 100 Leuten und fester Bestuhlung sogar ohne Abstandsregeln im Saal. "Aber die Vorschriften sind leider sehr widersprüchlich", sagt René Heinersdorff, Leiter des Theaters an der Kö und weiterer Boulevardbühnen:
"Die Landesregierung sagt etwas anderes als die Arbeitssicherheitsbehörden. Die einen sagen, spielt doch einfach und schreibt nur auf, wer im Theater war. Die anderen sagen, der Mindestabstand muss gewahrt bleiben. So entsteht eine Haftungsunsicherheit und natürlich eine Unsicherheit beim Zuschauer."
Hoffentlich bleibt dieser Geist der Solidarität
Auf der Bühne allerdings setzt Heinersdorff auf Unterhaltung und lässt drei bewährte Stars einen von ihm selbst geschriebenen Sketch zweimal aufführen – "normal" und als Coronaversion. Marianne Rogée, Hugo Egon Balder und Jochen Busse setzen die Pointen perfekt und machen sie sich gleich wieder lustvoll kaputt.
Einen poetischen Kontrapunkt setzt das Kollektiv "subbotnik" als Vertreter des Forums Freies Theater FFT. Und am Ende bringt Schauspielhausstar André Kaczmarczyk mit dem Ensemble seines Liederabends "I build my time" das Publikum zum Jubeln.
Es werden viele Daten bekanntgegeben, die der Eröffnungspremieren. Es gibt keine Doppelung, die Düsseldorfer Theater haben sich abgesprochen. So können die Fans alle Premieren sehen, auch das ist ein Zeichen des Zusammenhalts. Hoffentlich bleibt dieser Geist der Solidarität, wenn im Jahr nach dem Coronaschock die Finanzkrise kommen sollte.