Folge 44

Zwischen Kunst und Sozialarbeit: Was Theaterpädagogen machen

41:57 Minuten
In einem Raum stehen mehrere Personen, die auf weiße Blätter schauen, die auf einem schwarzen Boden liegen.
Das Theaterprojekt "stolpern" an der Schaubühne in Berlin © Schaubühne / Jule Fuchs
Von Susanne Burkhardt und Elena Philipp |
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Theaterpädagoginnen und -pädagogen bringen sehr unterschiedliche Menschen mit Theater in Kontakt. Sie öffnen Räume, in denen sich junge Menschen ausprobieren können. Wie machen sie das? Mai-An Nguyen und Irina Bârcă berichten aus ihrem Arbeitsalltag.
Als Vermittler zwischen Kunst und Publikum arbeiten sie mit Laien: mit Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen, mit Geflüchteten oder Gefängnisinsassen. Aber was genau machen Theaterpädagoginnen und -pädagogen? Wie verstehen sie ihren Auftrag und wie verorten sie sich zwischen Kunst, Sozialer Arbeit, Marketing und kultureller Bildung?

Mehr Diversität ins Theater bringen

Im Theaterpodcast erklären Mai-An Nguyen, Leiterin der Theaterpädagogik an der Schaubühne Berlin, und Irina Bârcă, Theaterpädagogin und Dramaturgin am Forum Freies Theater (FFT) in Düsseldorf, welche Kraft in Theaterpädagogik steckt.
„Es gibt extrem spannende Experimente, die in der Theaterpädagogik stattfinden, und die das Theater inhaltlich, ästhetisch, aber vielleicht auch in seinem institutionellen Rahmen weiterentwickeln“, sagt etwa Irina Bârcă. Sie denkt dabei an interaktive Formate, an Theater und die Digitalisierung oder mehr Diversität in den Ensembles, die in den Jugendklubs der Theater schon viel selbstverständlicher ist als noch auf den Bühnen.
Eine Frau mit hellen langen Haaren und rotem Lippenstift steht vor einer hellblauen Wand und lächelt in die Kamera.
Theaterpädagogik werde noch immer „stiefmütterlich behandelt“, sagt Irina Bârcă.© privat

Probleme aufzeigen

Mai-An Nguyen hat in Cottbus als Grundschulkind mit dem Theaterspielen begonnen – später hat sie die Seiten gewechselt: „Irgendwann kam ich an den Punkt, dass ich dachte: Warum das nicht zurückgeben? Das ist doch eigentlich eine superschöne Aufgabe.“
Dem Cottbusser Kinder- und Jugendtheater Piccolo ist sie treu geblieben. „Wir können die Probleme nicht lösen, aber aufzeigen“. Gerade arbeitet sie in einer Kooperation zwischen Schaubühne und Piccolo Theater mit Jugendlichen zum Thema gesellschaftlicher Rechtsruck.
Eine Frau mit langen dunklen Haaren steht vor einer Wand und lacht freundlich in die Kamera.
Die Theaterpädagogin Mai-An Nguyen hat schon in der Grundschule Theater gespielt. © Frederik Schmid

Theaterpädagogik noch immer belächelt

Irina Bârcă kommt ebenfalls aus dem Schauspiel, fand die Arbeit mit jungen Menschen aber spannender, auch wenn Theaterpädagogik noch immer „stiefmütterlich behandelt“ und „belächelt“ werde. Am FFT entwickelt sie Projekte für und mit Kindern und Jugendlichen, schafft eine Vernetzung in die Stadt hinein und arbeitet am Haus mit unterschiedlichen Communitys.
Für sie muss sich Theaterpädagogik nicht zwischen Kunst und Sozialer Arbeit entscheiden – entscheidend ist es, „Begegnungen und Beziehungen zu schaffen, die nachhaltig sind“.
In einem dunklen Raum, der der Hintergrund einer Theaterbühne zu sein scheint, steht ein großer Tisch an dem mehrere Personen sitzen. Sie schauen auf einen großen Bildschirm auf dem eine Videokonferenz mit weiteren Personen stattfindet.
Eine Zusammenarbeit mit dem Piccolo Theater in Cottbus: Ausgangspunkt für das Theaterprojekt "stolpern" an der Schaubühne in Berlin sind die "Stolpersteine", die an in der NS-Zeit verfolgte Menschen erinnern.© Schaubühne / Jule Fuchs

Wer macht den Theaterpodcast?
Einmal im Monat greift der Theaterpodcast die wichtigen Debatten rund um das Theater und seine Macherinnen und Macher auf. Über die Kunst und den Betrieb, in dem immer noch zu wenig Frauen das Sagen haben, sprechen zwei Theaterredakteurinnen: Susanne Burkhardt vom Deutschlandfunk-Kultur-Theatermagazin Rang 1 und Elena Philipp vom Onlineportal nachtkritik.de.

Susanne Burkhardt studierte Kulturwissenschaft, Betriebswirtschaft und Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und in London (Middlesex University). Sie ist Diplom-Medienberaterin und begann ihre Radiokarriere als Hörspielregieassistentin beim Sender Freies Berlin (später RBB). Nach einem Volontariat beim Deutschlandradio ist sie seit 2001 Redakteurin, Autorin und Moderatorin bei Deutschlandfunk Kultur.

Elena Philipp studierte in Freiburg Politik und Soziologie, entschied sich nach einer Regiehospitanz aber für ein Studium der Theater-, Film- und Literaturwissenschaft in Berlin. Dort arbeitete sie für Tanzfestivals, war Mitgründerin eines Literaturmagazins und eines Text-Ton-Festivals und etablierte beim Literaturwettbewerb Open Mike das Livebloggen. Seit 2006 schreibt sie für Tageszeitungen und Fachmedien über Theater und Tanz. 2017 wurde sie Redakteurin beim Online-Theaterfeuilleton nachtkritik.de.

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