Von Natur aus gut: Brecht mit Down-Syndrom
Seit fast 25 Jahren entwickelt RambaZamba Theaterstücke, bei denen Schauspieler mit Down-Syndrom gemeinsam mit Schauspielern ohne Behinderung spielen. Aktuell ist die Brecht-Adaption "Der gute Mensch von DownTown" zu sehen. Mit auf der Bühne steht Eva Mattes als Erzengel.
Die Grundidee ist geblieben. Allerdings suchen bei RambaZamba nicht drei blasierte Götter wahrer Güte unter den Menschen, sondern zwei lebenshungrige Erzengel.
Erzengel Eva Mattes und ihr Kollege sind nicht in Sezhuan gelandet, sondern in DownTown. Hier proben die Bewohner mit ihrer Betreuerin – fast wie richtigen Leben den normalen Alltag:
Durchboxen, Angriff und vor allem: Nicht auffallen.
Nicht auffallen. Für hilfesuchende, nicht angemeldete Fremde bleibt da keine Zeit.
"Die sehen aus wie Flüchtlinge!"
Ruft einer der Down-Towner bevor er mit seiner Beschäftigungstherapie weitermacht. Drei aus der Gruppe allerdings haben Mitleid und bieten den zwei Fremden Obdach.
"Wir haben sie gefunden. Alle drei auf einmal!
Erzengel Eva Mattes und ihr Kollege sind nicht in Sezhuan gelandet, sondern in DownTown. Hier proben die Bewohner mit ihrer Betreuerin – fast wie richtigen Leben den normalen Alltag:
Durchboxen, Angriff und vor allem: Nicht auffallen.
Nicht auffallen. Für hilfesuchende, nicht angemeldete Fremde bleibt da keine Zeit.
"Die sehen aus wie Flüchtlinge!"
Ruft einer der Down-Towner bevor er mit seiner Beschäftigungstherapie weitermacht. Drei aus der Gruppe allerdings haben Mitleid und bieten den zwei Fremden Obdach.
"Wir haben sie gefunden. Alle drei auf einmal!
Mission accomplished? Von wegen! Meldet sich Luzifer, gespielt von Cornelia Kempers zu Wort.
- Das gilt nicht!
- Wieso nicht?
- Weil sie das Down-Syndrom haben.
- Aber diese Menschen sind von Natur aus gut.
- Na, eben das ist es doch! Das ist keine Leistung.
- Gut ist gut.
- Nein, die müssen bewusst verzichtet haben, aber die sind ja immer unter Betreuung, gilt nicht!
Wer ist wirklich gut? Derjenige, der seinen inneren Schweinehund überwindet, oder der, der gar nicht anders kann, als gütig und menschenfreundlich zu handeln? Diese Frage steht für Regisseurin Gisela Höhne im Zentrum des Stücks:
"Wie gehen wir mit Menschen um, die so anders sind? Und wie viel lassen wir gelten von dem, wie sie sind, in ihrer Güte, in ihrer Eingeschränktheit? Wie ernst werden Menschen mit einer anderen geistigen Ordnung genommen?"
- Das gilt nicht!
- Wieso nicht?
- Weil sie das Down-Syndrom haben.
- Aber diese Menschen sind von Natur aus gut.
- Na, eben das ist es doch! Das ist keine Leistung.
- Gut ist gut.
- Nein, die müssen bewusst verzichtet haben, aber die sind ja immer unter Betreuung, gilt nicht!
Wer ist wirklich gut? Derjenige, der seinen inneren Schweinehund überwindet, oder der, der gar nicht anders kann, als gütig und menschenfreundlich zu handeln? Diese Frage steht für Regisseurin Gisela Höhne im Zentrum des Stücks:
"Wie gehen wir mit Menschen um, die so anders sind? Und wie viel lassen wir gelten von dem, wie sie sind, in ihrer Güte, in ihrer Eingeschränktheit? Wie ernst werden Menschen mit einer anderen geistigen Ordnung genommen?"
Darsteller, die ihrem eigenen Rhythmus folgen
Im Stück verfällt Erzengel Eva Mattes auf einen Trick:
- Dann müssen sie ab jetzt selbstständig, ohne Betreuung …
- Sie werden scheitern.
- Sei still, Luzie das werden wir ja sehen!
Was die Zuschauer zu sehen bekommen, sind Darsteller, die ihrem eigenen Rhythmus folgen und ihr eigenes Leben spielen.
"Normale Schauspieler wollen Konzept. Meine Schauspieler wollen einen Spielanlass."
"Lebendig , poetisch, fantasievoll", so beschreibt Gaststar Eva Mattes das Theater. Sie kennt es seit 20 Jahren.
"Und dann hat Gisela Höhne den Neuberin-Preis bekommen in Leipzig und ich hab' die Laudatio gehalten und da hab ich am Schluss gesagt: 'Es wird Zeit dass wir jetzt auch mal zusammen arbeiten!'"
"Ich finde das Tanzen macht total Spaß und dann kommt die Leidenschaft dazu, man kann mit den Gefühlen spielen",
sagt Zora Schemm. Sie spielt Besche Zo, eine der drei 'guten Frauen' von DownTown. In der Liebesszene mit Lan, der hier ein Musiker ist, reagiert sie auf dessen Zuneigung skeptisch:
- Sie werden scheitern.
- Sei still, Luzie das werden wir ja sehen!
Was die Zuschauer zu sehen bekommen, sind Darsteller, die ihrem eigenen Rhythmus folgen und ihr eigenes Leben spielen.
"Normale Schauspieler wollen Konzept. Meine Schauspieler wollen einen Spielanlass."
"Lebendig , poetisch, fantasievoll", so beschreibt Gaststar Eva Mattes das Theater. Sie kennt es seit 20 Jahren.
"Und dann hat Gisela Höhne den Neuberin-Preis bekommen in Leipzig und ich hab' die Laudatio gehalten und da hab ich am Schluss gesagt: 'Es wird Zeit dass wir jetzt auch mal zusammen arbeiten!'"
"Ich finde das Tanzen macht total Spaß und dann kommt die Leidenschaft dazu, man kann mit den Gefühlen spielen",
sagt Zora Schemm. Sie spielt Besche Zo, eine der drei 'guten Frauen' von DownTown. In der Liebesszene mit Lan, der hier ein Musiker ist, reagiert sie auf dessen Zuneigung skeptisch:
"Aber ich bin doch hässlich!"
Höhne: "Die Liebe ist manchmal nicht so einfach. Man denkt die Liebe ist einfach, und dann merkt man: Es ist doch schwierig."
Am Ende schenkt sie ihm ihr zusammengespartes Geld. Aber Lan verlässt sie, sie bleibt allein zurück, schwanger. Ganz in der Tradition des Brecht'schen Lehrstücks wenden sich die Schauspieler an das Publikum:
- Müssen Behinderte wirklich Kinder bekommen? Die sind doch dann wieder behindert …
- Ja und was ist denn dabei wenn viele Menschen mit Behinderung zur Welt kommen? Wenn Gott es doch so will.
- Ach jetzt geht’s um Gott! Und außerdem das stimmt doch gar nicht! Nur ein Drittel der Behinderungen sind genetisch bedingt.
- Der Rest nicht.
- Aber dieses Drittel reicht schon, um die Kosten für uns explodieren zu lassen!
Luzifer, Götterbote, Betreuerin ringen um das Gute in den Herzen der Zuschauer. Wer am Ende Recht behält? Den offenen Schluss der Vorlage übernimmt Höhne nicht. Bei ihr behalten die Engel das letzte Wort, dann tanzen alle zusammen. Natürlich ein Happy-end. Mehr wird nicht verraten.
Höhne: "Die Liebe ist manchmal nicht so einfach. Man denkt die Liebe ist einfach, und dann merkt man: Es ist doch schwierig."
Am Ende schenkt sie ihm ihr zusammengespartes Geld. Aber Lan verlässt sie, sie bleibt allein zurück, schwanger. Ganz in der Tradition des Brecht'schen Lehrstücks wenden sich die Schauspieler an das Publikum:
- Müssen Behinderte wirklich Kinder bekommen? Die sind doch dann wieder behindert …
- Ja und was ist denn dabei wenn viele Menschen mit Behinderung zur Welt kommen? Wenn Gott es doch so will.
- Ach jetzt geht’s um Gott! Und außerdem das stimmt doch gar nicht! Nur ein Drittel der Behinderungen sind genetisch bedingt.
- Der Rest nicht.
- Aber dieses Drittel reicht schon, um die Kosten für uns explodieren zu lassen!
Luzifer, Götterbote, Betreuerin ringen um das Gute in den Herzen der Zuschauer. Wer am Ende Recht behält? Den offenen Schluss der Vorlage übernimmt Höhne nicht. Bei ihr behalten die Engel das letzte Wort, dann tanzen alle zusammen. Natürlich ein Happy-end. Mehr wird nicht verraten.