Rassismus Normalnull
Die Auseinandersetzung mit Gewalt und Terror von rechts auf deutschen Bühnen. Während die Verbrechen der Terrorzelle NSU gerade juristisch aufgearbeitet werden, beschäftigen sich zeitgleich viele deutsche Theaterbühnen mit dem Neonazi-Trio. Die Sendung stellt sieben engagierte Projekte vor.
In Frankfurt fragt Autor Lothar Kittstein in seinem Stück "Der weiße Wolf" nach der verdrängten Sehnsucht nach Gewalt in unserer Gesellschaft. Die NSU-Morde würden bis heute wahrgenommen "als eine Art gruseliger Betriebsunfall", schreibt Kittstein im Programmheft des Schauspiels Frankfurt. "Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt waren im deutschen Selbstverständnis als moderne Nation ohne Nationalismus einfach nicht vorgesehen."
In München, dem Hauptschauplatz des NSU-Prozesses, recherchiert Christine Umpfenbach am Residenztheater für ein dokumentarisches Stück bei den Opfern der Anschläge. Am Deutschen Theater in Berlin greift Tilmann Köhler zu dem 1937 erschienenen Roman "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth. Drei von sieben Projekten, die in dieser Sendung vorgestellt werden.
"Mit der Finanzkrise zeichnen sich in Europa auch demokratische Auflösungserscheinungen und faschistoide Tendenzen ab", erklärt Theatermacher Martin Kušej, "da kann das Theater nicht die Augen verschließen."