Ein Akt des interkulturellen Lernens
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Das Theater trotzt der Krise: Drei Jahre hat Matthias von Hartz das Athen- und Epidauros-Festival kuratiert. Mit Besorgnis blickt er in die Zukunft, denn die wirtschaftliche Krise in Griechenland ging auch an dem Festival nicht spurlos vorbei.
Von Juni bis August wird in Griechenland die Theaterkunst gefeiert. Etwa 230.00 Zuschauer werden erwartet. Beim renommierten Athen- und Epidauros-Festival. In den antiken Spielstätten, aber auch inmitten der modernen Großstadt zeigt sich die griechische Theaterszene, aber auch zahlreiche internationale Produktionen werden präsentiert.
Für deren Einladung war von 2016 bis zu diesem Jahr Matthias von Hartz zuständig, ein Festivalmacher mit reichlich Erfahrung. Er kuratierte bereits die "Foreign Affairs" der Berliner Festspiele, leitet seit 2017 das Zürcher Theaterspektakel und verabschiedet sich jetzt nach drei Jahren aus Athen und Epidauros.
Festival unter Korruptionsverdacht
Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur berichtet er darüber, dass die griechische Art, ein solches Festival auf die Beine zu stellen, für ihn erst einmal ungewohnt gewesen sei: "Das ist schon interkulturelles Lernen, was ich da praktiziert habe. Man steht immer vor irgendwas, das nicht so aussieht, als würde jemals irgendwas hier stattfinden, und das tut es dann doch."
Das Festival ist von den wirtschaftlichen Krisen und politischen Ungewissheiten Griechenlands erschüttert worden, auch den Vorwurf der Korruption musste es sich gefallen lassen. 2016 übernahm Vangelis Theodoropoulos die Leitung, nachdem der eigentlich dafür vorgesehene Jan Fabre wegen Unstimmigkeiten über das Programm die Position nicht angetreten hatte. Das habe durchaus zu einer Verbesserung geführt, meint Matthias von Hartz:
"Ich würde sagen, auf so einer Ebene von sehr offensichtlicher monetärer Korruption hat man da wirklich aufgeräumt. Es kann quasi niemand irgendwas unterschreiben, ohne dass der Aufsichtsrat draufguckt. Aber es gibt natürlich andere Formen von Einflussnahme. Also in dem Aufsichtsrat sitzt dann immer wieder irgendein Ex-Freund der Kulturministerin, und plötzlich kriegt man Anrufe, wo man denkt: Ach, die will man einfach gar nicht bekommen. Ich bin erstaunt, wie stark Vangelis es geschafft hat, sich all das zu verbitten und politische Einflussnahme zu verhindern, aber die gibt es schon in einem anderen Ausmaß, als ich das aus Deutschland kenne."
Bangen vor dem Wahlausgang
Auf die Zukunft des Festivals schaut Matthias von Hartz mit Besorgnis: "Die Situation ist jetzt wieder neu, sie ist alle drei Wochen neu. Die Stelle von Vangelis Theodoropoulos sollte ausgeschrieben werden, jetzt wird sie nicht ausgeschrieben. Jetzt sind Wahlen, und der Vertrag von Vangelis Theodoropoulos geht nur bis September." Keiner wisse, wie es weitergehe.
"Ich habe mit vielen griechischen Künstlern gesprochen, die alle wirklich Angst haben, weil sie sagen: Wenn jetzt eine konservativere Regierung kommt, dann kann es auch sein, dass sowohl das Nationaltheater als auch das Festival mit jemandem besetzt wird, der aus dem wirklich großen Sektor des kommerziellen Theaters in Athen kommt",sagte von Hartz. "Und dann haben ganz viele Künstler keine Produktionsmöglichkeiten mehr. Ich hoffe sehr, dass entweder Vangelis Thoedoropoulos bleibt oder dass auch der neue Kulturminister so viel Weitblick hat, dass er jemanden einsetzt, der diese vitale und wirklich große und interessante Produktionslandschaft in Athen durch das Festival fördert."