Theaterintendant zur 2G-Option

Es drohen Shitstorms und Hassmails

05:47 Minuten
Blick in den voll besetzten Zuschauerraum des Berliner Ensembles, wo die Menschen Mund-Nasen-Schutz tragen
Geimpft, getestet oder genesen: Das Berliner Ensemble darf dank guter Belüftung alle Plätze besetzen, sagt Intendant Oliver Reese. Probleme sieht er für kleinere Bühnen. © picture alliance / dpa / Reuters / Pool/ Annegret Hilse
Oliver Reese im Gespräch mit Anke Schaefer |
Audio herunterladen
Mehrere Bundesländer stellen Veranstaltern frei, ob sie nur noch Geimpfte und Genesene einlassen. Oliver Reese findet, die Politik wälze die Entscheidung auf die Betreiber ab. Der Intendant des Berliner Ensembles fordert klare Vorgaben.
In der vierten Coronawelle gehen immer mehr Bundesländer zu den Optionsmodellen 2G oder 3G über: Danach können Betreiber bestimmen, ob sie nur noch Geimpften und Genesenen Zutritt gewähren – oder auch Getesteten. Im Gegenzug für die 2G-Regel entfallen Beschränkungen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln.
Porträt von Oliver Reese. Der Intendant des Berliner Ensemble steht vor der Baustelle des neuen Gebäudes. Er trägt ein weißes Hemd und hat die Arme vor der Brust verschränkt.
2G oder 3G sei eine politische Entscheidung, sagt der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese. © imago / F. Anthea Schaap
In Berlin soll das ab diesem Samstag gelten, wobei der Senat für ungeimpfte Kinder Nachbesserungsbedarf erkannt hat. Das Berliner Ensemble profitiert weiterhin von einer "recht liberalen Regelung", wie Intendant Oliver Reese sagt. Unter der Voraussetzung von 3G könne das Haus voll besetzt werden, ob mit oder ohne Maske: "Aber wir haben freiwillig gesagt, wir lassen die Maskenpflicht, weil wir ganz deutlich merken, dass das Publikum ein Sicherheitsbedürfnis hat."
Die volle Auslastung sei allerdings nur dank eines Belüftungssystems möglich, das die Luft im Saal mehrfach pro Stunde komplett austausche. Zur Wahlmöglichkeit 2G oder 3G meint er: "Ich habe ein Poblem damit, wenn diese Entscheidung von der Politik auf die einzelnen Veranstalter oder Betreiber – ich sage mal: abgewälzt – wird."
Vor allem kleine Kabarettbühnen oder freie Theater hätten keine Belüftung wie das BE. Denen zu sagen, "handelt euch den Shitstorm ein, wenn ihr 2G macht", sei schwierig. Kollegen, aber auch Betreiber von Yogastudios bekämen "Hassmails ohne Ende", so Reese. "Ich denke, dass die Politik, wie jetzt zum Beispiel in Baden-Württemberg, klare Vorgaben machen sollte, ab wann 2G zu greifen hat", betont er. Baden-Württemberg macht die 2G-Regel von Grenzwerten abhängig. Dabei geht es um eine drohende Überlastung von Kliniken.
Reese ist sich sicher, dass 2G Konsequenzen hat. Ungeimpfte würden "ins Nachdenken kommen". Den Druck auf diese Menschen zu erhöhen, sei "nachvollziehbar und auch richtig".
(bth)
Mehr zum Thema