Theaterjahr 2021

Bühnen und Publikum trotzen der Pandemie

13:30 Minuten
Eine Mitarbeiterin trägt einen Aufsteller mit dem Hinweis auf die 2G-Regel durch den Zuschauerraum des Berliner Ensemble.
Das Theaterjahr 2021 war aufgrund der Pandemie schwierig. Unsere Kritiker haben dennoch ein positives Fazit gezogen. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild
Moderation: Vladimir Balzer |
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Klein, aber euphorisch: So sah das Publikum im Theaterjahr 2021 aus. Die Bühnenexperten Georg Kasch und Michael Laages ziehen ein recht positives Fazit für das Jahr und sind sich sicher: Das analoge Theater hat nichts von seiner Faszination verloren.
Die Theater hatten es in diesem Jahr wieder nicht leicht. Lange mussten sie geschlossen bleiben, die Regelungen für ihr Publikum waren und sind unterschiedlich.
Georg Kasch, Mitglied der Jury des Berliner Theatertreffens und Redakteur bei Nachtkritik.de, und unser Theaterkritiker Michael Laages haben gemeinsam ein Fazit gezogen und sind trotz aller Einschränkungen zufrieden mit vielem, was sie erlebt haben.
„Ich habe geradezu euphorische kleine Gruppen von Publikum erlebt“, sagt Laages. Die Menschen, die gekommen seien, hätten sich alle Mühe gegeben, eine genauso gute Stimmung zu verbreiten wie große Gruppen es schafften. Sie hätten den Theaterleuten deutlich gemacht, dass sie gebraucht werden.
„Dieses Einverständnis zwischen Bühne und Publikum habe ich unter diesen zermürbenden Bedingungen gar nicht so erwartet“, resümiert Laages. Gerade in Häusern in Hamburg und Berlin, die nahezu voll ausgelastet seien, sehe er, welche Faszination das Theater ausübe, sagt Kasch.
„Da merkt man, wie das noch vibriert, welche Lust es gibt, zum gleichen Zeitpunkt mit den Künstlerinnen und Künstlern im Saal zu sein.“

Opernhäuser haben verloren, Sprechtheater weiter beliebt

Aber die Pandemie hinterlasse ihre Spuren, nicht alle Häuser könnten alle Eintrittskarten verkaufen, die sie dürfen. „Häuser, die schon vor der Pandemie einen guten Lauf hatten, sind auch jetzt super ausgelastet“, ist Kaschs Fazit.
Diejenigen aber, die schon vor der Pandemie Probleme hatten, die Säle zu füllen, hätten jetzt noch größere Schwierigkeiten. Dazu zählten seiner Wahrnehmung nach vor allem Opernhäuser. Im Gegensatz dazu erlebe er gut gefüllte Sprechtheater, zumindest in Berlin.
Die Schwierigkeiten der Bühnen haben laut Kasch auch etwas mit der Altersstruktur ihres Publikums zu tun. Theater, die ein gemischtes Publikum ansprechen, täten sich leichter als solche, deren Zuschauerinnen und Zuschauer älter sind.
Sowohl Kasch als auch Laages zeigten sich erleichtert darüber, dass die Pandemie in den meisten Stücken keine Rolle spielte. „Leben im Spätkapitalismus, die Klimakrise, Totalitarismen“ seien die Themen gewesen, die während der Pandemie genauso wichtig genommen wurden wie davor. Er setze darauf, dass die Autorinnen und Autoren warteten, bis sie den nötigen Abstand zur Coronazeit hätten, bevor sie ein Stück schreiben, sagt Laages.  

René Pollesch enttäuscht Kritiker

Enttäuscht sind beide Kritiker vom Neustart der Berliner Volksbühne unter René Pollesch. Mit dieser Besetzung seien große Erwartungen geweckt worden, die nicht erfüllt wurden. Seine besten Arbeiten habe Pollesch auf anderen Bühnen gezeigt. Es sei zudem ein Fehler, ausschließlich auf einen prominenten Namen zu setzen, sagte Laages.
Positiv in Erinnerung blieben ihm aber Inszenierungen der beiden großen Hamburger Bühnen, sagt Kasch, ebenso wie beispielsweise in Bochum oder Zürich.
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