"Ich halte die Reduzierung von Wort für fatal"
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Kulturradio als Podcast - ist das die Zukunft? Während RBB und HR ankündigen, Budgets zu kürzen und Inhalte ins Internet zu verlagern, mehrt sich Kritik. Der Frankfurter Intendant Anselm Weber unterstreicht die Bedeutung der Kulturwellen.
Der Intendant des Schauspiels Frankfurt am Main, Anselm Weber, hat sich besorgt darüber geäußert, dass immer mehr Kultursender Einsparungen im linearen Programm vornehmen. "Wir als Theater sind angewiesen auf regionale Kulturwellen, weil unsere Arbeit über diese Sender vermittelt wird", so Weber im Deutschlandfunk Kultur. Er befürchtet, dass durch die Beschneidung der Programme der Echoraum kleiner wird, in dem sich das Theater bewegt.
Einsparungen beim RBB
Hintergrund ist, dass beim Hessischen Rundfunk und beim RBB das Kulturradio umgebaut werden soll. Nach Angaben einer Initiative von freien Mitarbeitern von RBB Kultur soll bei einem Gesamtbudget von zehn Millionen Euro eine Million eingespart werden.
In einem Brief an die Intendantin Patricia Schlesinger äußerten sie die Befürchtung, dass die Einsparungen auf Kosten einer "gut recherchierten und spannenden Berichterstattung über kulturelle und gesellschaftliche Debatten" gehen.
Die RBB-Intendantin hat die Sparpläne inzwischen verteidigt. Es gehe darum, "mittelfristig nicht weniger Kultur im Programm haben, sondern - über alle Ausspielwege - mehr, und in noch besserer Qualität".
HR: Umbau zum Klassik-Sender
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste meldete sich zu den Einsparungen beim Hessischen Rundfunk zu Wort. Hier soll hr2 kultur zu einem reinen Klassik-Sender umgebaut werden, die Wortsendungen sollen in andere HR-Programme oder ins Internet wandern.
"Wem gehört der öffentlich-rechtliche Rundfunk? Denjenigen, die ihn treuhänderisch verwalten? Oder denjenigen, die ihn durch einen monatlichen Pflicht-Beitrag finanzieren?" fragte die Akademie in der "Faz". Für den Erhalt von hr2 kultur haben inzwischen mehr als 8.000 Menschen – darunter nahezu alle relevanten Kulturschaffenden in Hessen – eine Online-Petition unterzeichnet.
Anselm Weber ist Vizepräsident der Akademie. Gerade in komplizierten Zeiten wie derzeit sei Dialog das Entscheidende, betont er: "Und dafür braucht es Raum - bei uns auf der Bühne, aber natürlich auch im Radio."
Im Dialog Lösungen finden
"Ich halte die Reduzierung von Wort für fatal", sagt Weber. Man müsse diskutieren über das, was die Gesellschaft bewegt. Diese Diskussionen in andere Formate wie beispielsweise Podcasts zu verlagern, ist für ihn der falsche Weg.
Zugleich warnt Weber davor, Konflikte zwischen digital und analog, zwischen alt und jung zu schaffen. "Ich glaube, man müsste gemeinsam versuchen, im Dialog Lösungen zu finden, die beide Seiten befrieden."
(mfied)