Ein Märchen aus der Nebelmaschinen-Fabrik
Im Theaterstück "Girl from the fog machine factory" setzt Thom Luz vor allem einen in Szene: den Nebel. Als Kurzdenkmal der Vergänglichkeit und Sinnbild für "alles, was sich auflöst", so Luz.
Als weiße Masse bedeckt der Nebel die gesamte Bühne. Wer etwas sehen möchte, muss sich auf eine Leiter retten, um über das weiße Nebelmeer zu blicken. Dann wieder türmt sich der Nebel zu kompakten, hohen Wolkenskulpturen auf, neben dem sich die Menschen winzig und hilflos ausnehmen. In dem Theaterstück "Girl from the fog machine factory" von Thom Luz spielen der Nebel – und Nebelmaschinen – eindeutig die Hauptrolle.
"Mich hat fasziniert, dass dies Maschinen sind, die nichts produzieren", sagt Luz. "Das war ein Faszinosum der frühen Kindheit: Dass es so etwas gibt auf der Welt wie eine Maschine, die nichts herstellt – und die nicht für etwas Sinnvolles da ist, sondern nur für die Herstellung von Rauch und Nebel."
Angesteckt durch seine Faszination hat Thom Luz begonnen, Nebelmaschinen zu sammeln. "Und daraus ist dann auch die Idee entstanden für dieses neue Stück", in dem alle Nebelmaschinen aus seiner Sammlung zum Einsatz kommen.
In "Girl from the fog machine factory", das beim Sommerfestival am 17. August 2018 auf Kampnagel in Hamburg Premiere feiert, führt Theatermacher Luz seine Zuschauer in eine Nebelfabrik: Auf 225 Jahren Firmengeschichte kann das Unternehmen zurückblicken. Doch die Auftragslage ist schlecht. Und dann verselbstständigen sich die Nebelmaschinen bisweilen auch noch …
Die ganze Geschichte sei eine Art Märchen, sagt Luz, in dem die Mitarbeiter des Nebenmaschinen-Unternehmens durch neue Innovationen, Spektakel und Kundenanreize versuchen, die drohende Pleite abzuwenden. Sie bauen Skulpturen aus Nebel: Flüsse und Bäche, Ringe … "Mich berührt sehr zu sehen, wie der Mensch immer noch versucht, etwas Sinnvolles zu tun", sagt Luz. "Auch wenn der Untergang quasi vor der Türe steht."
Denn die Nebelbauten bleiben "Kurzdenkmäler" der Vergänglichkeit: Sinnbild für die Versuche des Menschen, aus flüchtigem Material wie Zeit oder Liebe etwas Beständiges zu errichten. Denn am Ende tut der Nebel das, was er immer tut: Er löst sich auf und verschwindet.
(lk)