Warum die Provinz kaum Chancen hat
Die Auswahl für das Berliner Theatertreffen 2015 ist getroffen. Der Juror Till Briegleb erklärt, warum bei den zehn bemerkenswerten Inszenierungen der letzten Saison mal wieder auf die großen Häuser und gute alte Bekannte gesetzt wurde.
Wie in jedem Jahr schaut die Theaterwelt im Januar nach Berlin, wenn die Jury des Theatertreffens verkündet, welche zehn Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz es in die Auswahl geschafft haben und damit offiziell die bemerkenswerten Aufführungen des vergangenen Theaterjahres sind.
Um junge Perspektiven soll es 2015 gehen: So sind mit "Die lächerliche Finsternis" von Wolfram Lotz, und "die unverheiratete" von Ewald Palmetshofer zwei Stücke junger Autoren dabei – beide in Inszenierungen vom Wiener Burgtheater. Auch junge Regisseurinnen und Regisseure sind vertreten. Etwa Yael Ronen oder der gerade 30-jährige Christopher Rüping.
Das Credo einer "elitären Veranstaltung"
In mehreren Fällen setzt die Jury aber ebenso demonstrativ auf die guten alten Bekannten, unter anderem auf Frank Castorf. Der hat bei seiner Münchner Fassung von Brechts Baal – wie in all seinen Arbeiten – auch Texte anderer Autoren mit eingebaut, weshalb die Brecht-Erben nun weitere Aufführungen per einstweiliger Verfügung vor Gericht verhindern wollen.
Im Gespräch mit André Mumot spricht Juror Till Briegleb aber nicht nur über diesen Fall, sondern auch darüber, warum es hauptsächlich die großen Häuser und die ohnehin schon berühmten Regisseurinnen und Regisseure unter die letzten zehn schaffen. Das Theatertreffen sei eben eine "elitäre Veranstaltung": Es habe ja "überhaupt keinen Sinn, in die Provinz zu gehen, und den Leuten die Hoffnung zu geben, sie könnten zum Theatertreffen eingeladen werden, wenn die ganzen Voraussetzungen dafür nicht da sind."