Rückblick aufs Theatertreffen 2022
Das Theaterstück "Das neue Leben" unter der Regie von Christopher Rüping eröffnete das diesjährige Berliner Theatertreffen und wurde stürmisch gefeiert. © Joerg Brueggemann/Ostkreuz/dpa
Zwischen Bühnenzauber und Minimalistik
08:32 Minuten
Das Theatertreffen ging am Wochenende in Berlin zu Ende. Unser Theaterkritiker André Mumot blickt zurück auf ein Festival voller Begeisterung des Publikums, politischer Inhalte und einem auffallenden Generationenunterschied bei den Inszenierungen.
Die Stimmung beim diesjährigen Theatertreffen sei nach zwei Jahren überwiegend ausgelassen gewesen, sagt unser Theaterkritiker André Mumot zum Ende des Berliner Festivals. "Gerade am Eröffnungsabend hat man das doch deutlich gemerkt", sagte er über den stürmischen Applaus für die Inszenierung "Das neue Leben" unter der Regie von Christopher Rüping vom Schauspielhaus Bochum.
"Das wurde mit großer, großer Freude gefeiert und das hat sich für mich eigentlich auch durch das ganze Festival gezogen."
Corona machte noch Probleme
Wegen der Pandemie hatte das Theatertreffen, bei dem eine Jury die zehn besten Inszenierungen auf deutschsprachigen Bühnen auswählt, zuletzt digital stattgefunden. Aber auch jetzt gab es wegen Corona noch Probleme. Die Inszenierung "Jungfrau von Orleans" des Nationaltheaters Mannheim konnte wegen einer Erkrankung im Ensemble in Berlin nicht gezeigt werden.
Stattdessen gab es einen Stream und nur die letzte halbe Stunde der Aufführung wurde auf der Bühne gespielt. "Das war eine Notlösung, die aber einigermaßen gut funktioniert hat", sagt unser Kritiker. Auch bei der Inszenierung "Tartuffe" vom Staatsschauspiel Dresden sei bis zuletzt unsicher gewesen, ob sie gezeigt werden könnte.
Beim Rückblick der Jury auf ihre Auswahl sei nicht sehr leidenschaftlich oder kontrovers diskutiert worden, sagt Mumot. Sie habe vor allem daran erinnert, wie schwierig es durch Corona gewesen sei, die Theaterbesuche zu organisieren.
Die Jury habe sich mit dem Vorwurf auseinandersetzen müssen, dass es ein sehr politischer Jahrgang war, bei dem die Inhalte stärker im Vordergrund gestanden hätten als die Ästhetik.
Auch Mumot teilt diese Kritik, obwohl er nicht findet, dass die Ästhetik zu kurz gekommen sei. "Die Qualität hat vielleicht hin- und wieder ein bisschen darunter gelitten." Die Inszenierungen seien sehr stark von den Ideen, Konzepten und Identitätsfragen beeinflusst worden. "Aber dass die Inszenierungen da oft ein bisschen verkniffen hinterher inszeniert haben und sich eigentlich gar nicht so richtig freispielen konnten", hat er beobachtet.
Zwei verschiedene Generationen im Stil
Ihm sei auch ein Generationsunterschied aufgefallen, so Mumot. Die älteren Regisseurinnen und Regisseure wie Claudia Bauer und Volker Lösch hätten gezeigt, dass sie zu einer Generation gehören, "wo wirklich mit großen Kanonen auf die Bühne geschossen wird". Da sei in den Inszenierungen sehr viel los gewesen. Viel Klamauk, der ihm zeitweise ein wenig zu derb und laut ausgefallen sei, so der Kritiker.
"Aber man hat gemerkt, da wurde wirklich wahnsinnig viel für das Publikum geboten, entsprechend begeistert war es auch."
Die jüngeren Regisseurinnen und Regisseure, wie beispielsweise Rüping in der Auftaktinszenierung, hätten sehr minimalistisch inszeniert. "Man wünschte sich fast ein bisschen mehr Energie und ein bisschen mehr Bühnenzauber an einigen Stellen."
(gem)