Aus dem Archiv einer Jazzgröße
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Der Jazzpianist Thelonious Monk trat 1968 in der kalifornischen Universitätsstadt Palo Alto auf. Nun wurde der Mitschnitt entdeckt und veröffentlicht. Er klinge erstaunlich gut, sagt Musikjournalist Matthias Wegner.
In den vergangenen Jahren wurden im Jazz immer wieder wertvolle Schätze geborgen: zum Beispiel zuvor unveröffentlichte Aufnahmen von Miles Davis und von John Coltrane. Nun wurde eine weitere historische Aufnahme aufgespürt: ein Konzert des Jazzpianisten Thelonious Monk und seines Quartetts. Es wurde 1968 in der kalifornischen Universitätsstadt Palo Alto aufgenommen und nun erstmalig veröffentlicht. Darauf ist auch "Blue Monk" zu hören, das wahrscheinlich bekannteste Stück, das der Pianist Thelonious Monk je geschrieben hat.
"Was dieses Konzert besonders macht, ist, dass es an einer vorwiegend weißen Hochschule stattfand, organisiert von einem damaligen Teenager, Danny Scher", sagt Musikjournalist Matthias Wegner. Scher sei ein Jazzenthusiast gewesen, "der über zwei Ecken Monks Telefonnummer rausbekommen und einfach mal bei ihm angerufen hat".
Scher verstand das Konzert auch als Statement: Es ging um die Einheit von Menschen verschiedener Hautfarbe. Das Konzert drohte mehrfach zu scheitern – doch letztlich fand es am 27. Oktober 1968 vor 350 Leuten statt.
Letzte bedeutende Aufnahme
Thelonious Monk war zwar erfolgreich, doch seine Karriere verlief nicht immer gradlinig. Zu diesem Zeitpunkt sei sein Stern schon ein wenig am Sinken gewesen, so Wegner. "Obwohl er ein halbes Jahr zuvor noch das brillante Album ‚Underground‘ aufgenommen hatte." Doch sein Label Columbia habe kein Interesse mehr am Jazz gehabt: "Mitte der Sechzigerjahre war ja die Rockmusik am Erblühen."
Vier Jahre zuvor sei Monk noch auf dem Titelblatt des Time Magazine gewesen, da er eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Jazz gewesen sei. Doch man müsse sagen, so Wegner: "Auch wenn Monk erst 1982 verstarb und noch bis Mitte der Siebzigerjahre konzertierte – seine Diskografie tröpfelte ab Ende der Sechzigerjahre schon langsam aus." Nach dem Konzert in Palo Alto habe er eigentlich "nichts Bedeutendes mehr aufgenommen".
Eher was für die Fans
Monk habe auch in Palo Alto einige imposante und sehr erfinderische Soli hingelegt. "Aber ob dieser Mitschnitt die Diskografie wirklich nach vorne bringt, beziehungsweise entscheidend bereichert? Da bin ich mir unsicher", so Wegner. "Die Aufnahme klingt erstaunlich gut, dafür, dass nie geplant war, dass sie mal als Platte herauskommt."
Alleine aus den 60er-Jahren gibt es 20 Live-Alben von Thelonious Monk. "Da muss man schon ein sehr großer Fan sein, um die alle zu hören und entsprechend zu würdigen."
(abr)