Themenabend: Franz Liszt
"Meine einziges Bestreben als Musiker war und ist es, meinen Speer in die unendlichen Räume der Zukunft zu schleudern." Dieses Bekenntnis Franz Liszts, formuliert in einem Brief an seine langjährige Lebensgefährtin Carolyne von Sayn-Wittgenstein, steht für zahlreiche Selbstreflexionen des Komponisten. Sie kreisen immer wieder um die Frage: Wie lässt sich die angeblich an ihre Grenzen gekommene klassische Formensprache überwinden? Welche Zukunftsperspektiven eröffnen sich der Musik im Kontinuum große europäischer Traditionen?
Franz Liszt nahm mit vielen Publikationen maßgeblich teil an dem öffentlichen Diskurs über eine zukünftige Musik, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem scharfen Parteienstreit auswuchs. Allerdings verleugnete er nie die wechselseitige Bedingtheit von Traditionsbewusstsein und Fortschrittsdenken. Vor allem als schöpferischer Musiker, als Klaviervirtuose, Dirigent und Komponist zeigte er sich dem Erbe verpflichtet, wobei sein Interesse über das eigene Metier weit hinausging. Nicht nur in Bach oder Beethoven sah er seine Ahnen, sondern gleichermaßen in Michelangelo, Dante, Petrarca oder Goethe.
Solch weiter geistiger und künstlerischer Horizont vertrug sich schwerlich mit dem Dogma musikalischer Immanenz. Die Musik sei auf Impulse "von außen" angewiesen, solle sie fernerhin lebensfähig sein. Aus dieser Überzeugung verstand Liszt Musik als eine "dichterische Kunst", wofür er als klingende Belege, in Gestalt seiner poetischen Klavierstücke und seiner "Symphonischen Dichtungen", ganz neue Gattungen kreierte. Mit diesen Neuerungen
zeigte sich Liszt nicht nur kompositorisch innovativ (mit nachhaltiger Wirkung auf die Avantgarden des 20. Jahrhunderts) – die Programmatik seiner Tonkunst war zugleich von religiös-ethischen und politisch-sozialen Missionen getragen, oft ins Utopische gesteigert. In beidem: in der Erneuerung von Bausteinen der musikalischen Sprache und in dem Anspruch einer "musique humanitaire", einer den Menschen "bessernden, veredelnden und tröstenden Musik" begründet sich Liszts Vermächtnis.
..meinen Speer in die unendlichen Räume der Zukunft zu schleudern"
Franz Liszt - musikalischer Visionär und Wegbereiter
Zum 200. Geburtstag des Komponisten
Gäste:
Louis Lortie (Pianist)
Nike Wagner (Kunstfest Weimar)
Detlev Altenburg (Hochschule für Musik "Franz Liszt", Weimar)
Dorothea Redepenning (Universität Heidelberg)
Moderation: Michael Dasche, Egbert Hiller
ca. 21:00 Uhr Nachrichten
Solch weiter geistiger und künstlerischer Horizont vertrug sich schwerlich mit dem Dogma musikalischer Immanenz. Die Musik sei auf Impulse "von außen" angewiesen, solle sie fernerhin lebensfähig sein. Aus dieser Überzeugung verstand Liszt Musik als eine "dichterische Kunst", wofür er als klingende Belege, in Gestalt seiner poetischen Klavierstücke und seiner "Symphonischen Dichtungen", ganz neue Gattungen kreierte. Mit diesen Neuerungen
zeigte sich Liszt nicht nur kompositorisch innovativ (mit nachhaltiger Wirkung auf die Avantgarden des 20. Jahrhunderts) – die Programmatik seiner Tonkunst war zugleich von religiös-ethischen und politisch-sozialen Missionen getragen, oft ins Utopische gesteigert. In beidem: in der Erneuerung von Bausteinen der musikalischen Sprache und in dem Anspruch einer "musique humanitaire", einer den Menschen "bessernden, veredelnden und tröstenden Musik" begründet sich Liszts Vermächtnis.
..meinen Speer in die unendlichen Räume der Zukunft zu schleudern"
Franz Liszt - musikalischer Visionär und Wegbereiter
Zum 200. Geburtstag des Komponisten
Gäste:
Louis Lortie (Pianist)
Nike Wagner (Kunstfest Weimar)
Detlev Altenburg (Hochschule für Musik "Franz Liszt", Weimar)
Dorothea Redepenning (Universität Heidelberg)
Moderation: Michael Dasche, Egbert Hiller
ca. 21:00 Uhr Nachrichten