Hören Sie die Sendung "Studio 9" am Dienstag, 12. Mai 2015, ab 5.07 Uhr live aus Tel Aviv.
"Studio 9" live aus Tel Aviv
Anlässlich des 50. Jubiläums der deutsch-israelischen Beziehungen gestaltet Deutschlandradio Kultur mit Israel-Kennern einen Thementag aus Tel Aviv. Mit dabei ist Hans-Joachim Wiese. Im Gespräch äußert sich der Redakteur über die Live-Sendung aus Tel Aviv - und um welche Themen es an diesem Tag gehen soll.
Am 12. Mai begehen Deutschland und Israel das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen. Im Deutschlandradio Kultur gibt es an diesem Dienstag einen Thementag. Wie kam es dazu?
Sebastian Engelbrecht und ich - wir sind beide ehemalige Israel-Korrespondenten der ARD. Ich war von 1998 bis 2003 Korrespondent in Tel Aviv, Sebastian etwas später. Und wir beide haben nach wie vor eine sehr enge Verbindung zu dem Land und zu den ganzen Konfliktfeldern, die es da gibt und verfolgen alles, was mit Israel und mit Deutschland zu tun hat, sehr genau.
Und da lag es nahe, dass dieser Jahrestag mit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen herausgehoben in unserem Programm vorkommen muss. Diese Idee entstand dann "en passant" bei den Kontakten zur Führung des Hauses. Bei Chefredaktion, Programmdirektion und Intendanz rannten wir da offene Türen ein. Da gab es ein großes Interesse daran, dass wir als Informationssender - nicht nur Deutschlandradio Kultur, sondern auch Deutschlandfunk und DRadio Wissen -, einen Programmschwerpunkt machen.
Da war natürlich noch nicht klar, in welcher Form. Sebastian und ich haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, was können wir machen, wie wollen wir es machen. So kam dieser Programmschwerpunkt von Ende Januar bis zum 12. Mai zustande.
Was haben Sie für den 12. Mai geplant?
Wir senden die "Studio 9"-Frühsendung live aus Tel Aviv. Korbinian Frenzel ist als Moderator dabei - sowie Sebastian Engelbrecht und ich und auch noch die Kollegin Sigrid Brinkmann. Wir vier werden diese Sendung aus Tel Aviv gestalten - mit Bezug natürlich immer zu diesem Thema Deutschland-Israel und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen in allen möglichen Facetten. Und dann werden wir über den Tag verteilt den einzelnen Sendungen Beiträge und Gespräche zuliefern.
Um welche Themen soll es konkret gehen?
Die Frühsendung soll auch tagesaktuell sein, aber - wenn möglich - soll sie in allen möglichen Formen etwas mit Deutschland und Israel zu tun haben, zum Beispiel den Beginn der diplomatischen Beziehungen. Wie war das 1965, als der Deutsche Botschafter nach Israel kam und er nicht mit offenen Armen empfangen, sondern mit Tomaten und Steinen beschmissen wurde, weil viele in Israel diese Beziehungen nicht wollten. Da denken wir, dass wir vielleicht einen Zeitzeugen gewinnen können, der zu uns ins Studio nach Tel Aviv kommt und mit uns darüber redet.
Was den Tag angeht, haben wir verschiedene Themen - so zum Beispiel ein Gespräch mit dem Historiker Tom Segev über die deutsch-israelischen Beziehungen und die Entwicklung. Oder ich mache ein Stück über die Frage "Jiddisch in Israel: Welche Rolle spielt das noch?" Auch das Verhältnis der jüngeren deutschstämmigen Israelis zur Einwanderergeneration wollen wir thematisieren.
Aus welchem Studio senden Sie in Tel Aviv?
In Tel Aviv gibt es ja das ARD-Studio Tel Aviv, das macht der Bayerische Rundfunk als Federführer. Sehr kollegial und sehr freundlich uns gegenüber stellt er uns eines der drei Studios, die dort vorhanden sind, zur Verfügung. Das ist natürlich kein vollständiges Sendestudio, so wie wir es aus dem Funkhaus in Berlin kennen. Es muss also, mit anderen Worten, eine Backup-Sendung in Berlin geben, falls die Leitungen zusammenbrechen. Aber wir werden die Moderationen, die Interviews, die Beiträge aus Tel Aviv aus diesem Studio machen. Die Musik wird dann aus Berlin kommen.
Sie kehren für den Thementag nach Israel zurück. Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an das Land und an Ihre Zeit dort als ARD-Korrespondent?
Vor allem denke ich an drei Jahre höchst intensiver und höchst anstrengender Arbeit. Insgesamt war ich fünf Jahre da - von 1998 bis 2003. Im September 2000 fing die zweite Intifada an. Und von da an ging es in der Berichterstattung im Prinzip eigentlich nur noch um Intifada, Intifada, Intifada - und dann um Anschlag, Gegenanschlag, diese ganzen Auseinandersetzungen.
Wir mussten damals wirklich sieben Tage die Woche 24 Stunden in Bereitschaft sein und ununterbrochen berichten. Das war eine wahnsinnig anstrengende Zeit, hoch interessant natürlich auch, teilweise sehr deprimierend, weil es auf beiden Seiten diese vielen Verletzten und Toten gab. Aber es war der wichtigste Teil meines bisherigen beruflichen Lebens.
Das Gespräch führte Matthias Horn