Lloyd-Kahn-Ausstellung

Die utopische Kraft der Do-it-yourself-Architektur

06:45 Minuten
Gebäudemodelle inspiriert von Lloyd Kahn
"There Are Walls that Want to Prowl": Gebäudemodelle erzählen Geschichten über alternative Behausungen. Architekt: Leopold Banchini, Kurator: Lukas Feireiss, Fotograf: Dylan Perrenoud © Leopold Banchini
Laura Helena Wurth im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
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Eigentlich ist Lloyd Kahn kein Architekt. Trotzdem baut er selber Häuser und schreibt darüber, wie der Mensch im Einklang mit der Natur wohnen kann. Eine neue Ausstellung im Deutschen Architekturzentrum Berlin zeigt seine utopische Kraft.
Der 86-jährige Lloyd Kahn aus San Francisco ist Tischler und Architekt seiner eigenen Häuser. Er hat zahlreiche Bücher über "handmade housing" geschrieben, Selbstbauarchitektur. Seine Publikation "Shelter" aus dem Jahr 1973 hatte großen Erfolg: eine Sammlung von Architekturen, Bauanleitungen und Geschichten von Häusern und Behausungen auf der ganzen Welt.
Der Kurator Lukas Feireiss, der Architekt Leopold Banchini und der Fotograf Dylan Perrenou haben Kahns Bücher und Ideen für die Venedig Biennale für Architektur aufgegriffen. Die Ausstellung "There Are Walls That Want to Prowl" ("Es gibt Wände, die herumstreifen wollen") ist nun im Deutschen Architekturzentrum in Berlin zu sehen.

Wie möchten wir wohnen?

"Er hat sich schon in den frühen 70er-Jahren mit den Fragen beschäftigt, die uns heute auch noch beschäftigen", sagt Kritikerin Laura Helena Wurth: Wie wollen wir zusammen leben, in Kleinfamilien, großen Communities und wie kann das aussehen? Möchten wir in Wohnungen leben, die als Ware behandelt werden, oder eher im Einklang mit der Natur?
Bei seinen ersten Experimenten mit Bauformen und -typologien kamen "Domes" heraus, Rundzelte. Bei der Ausstellungseröffnung in Berlin räumte Kahn seinen Irrtum von damals ein: "Domes don't work", Domes funktionieren nicht. An diese runden, abgeschlossenen Konstruktionen könne man nicht anbauen. Für unser heutiges Bauen können wir also von ihm lernen, so Wurth, dass wir eine flexible Architektur brauchen, die sich anpassen kann.
Kahns Leben bestehe aus Fehlern, habe er den Kuratoren erzählt, und damals habe er einen Fehler gemacht, den musste er korrigieren. Kahn ließ also den Druck seines Buches "Domebook" stoppen und brachte "Shelter" heraus.

Nicht für die Ewigkeit bauen

Die Architektur von Kahn, so Wurth, sei eine, die auch kaputtgeht. Und sich dann weiterentwickle. Der Erbauer trete dahinter zurück und dafür treten die Menschen, die darin leben, in den Vordergrund. "Nachhaltig bedeutet nicht, dass etwas für immer halten muss. Wenn wir heute ein Haus aus Beton bauen, dann geht die CO2-Emission dafür durch die Decke." Ein Haus aus Holz könne zwar kaputtgehen, hätte aber eine wesentlich bessere Ökobilanz.
Für ein städtisches Umfeld wie Berlin ist diese Idee Wurth zufolge aber schwer umsetzbar. Da gehe es auch um Platz. Dennoch stecke in diesen Werken von Lloyd Kahn eine "unheimlich utopische Kraft".

Die Ausstellung "There Are Walls that Want to Prowl" ist bis zum 15. Januar 2023 im Deutschen Architekturzentrum in Berlin zu sehen.

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