Eine Pfarrerin als Influencerin
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Religion und Internet sind für Theresa Brückner kein Widerspruch. Die Pfarrerin im digitalen Raum spricht auf Social Media offen über ihren Glauben. Denn vor allem bei Themen, die in die Tiefe gehen, werde die Kirchen gehört.
Das Internet ist nicht nur für die Wirtschaft interessant. Auch die Kirche entdeckt Social Media für sich. Denn viele Kirchen sind meisten schlecht besucht, vor allem junge Menschen sind rar.
Theresa Brückner ist nicht nur Pfarrerin in Berlin, sondern auch "Pfarrerin im digitalem Raum". So steht es unter anderem auf ihrem Twitter-Profil. Sie veröffentlicht Fotos und Videos auch auf allen anderen wichtigen Social-Media-Plattformen und gibt dort Einblicke in ihr Berufs- und Privatleben.
Im Internet würden Glaube und Überzeugung anders erfahrbar, erklärt die Influencerin im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur.
"re:publica" als Spiegel der Gesellschaft
Das Internet helfe, die Kirche transparenter zu machen und den Glauben den Menschen näherzubringen, meint Theresa Brückner. Sie selbst besucht zur Zeit die Digitalkonferenz "re:publica" in Berlin. Dort kämen Kirche und Glauben allerdings kaum vor – womit die Konferenz aber auch nur ein Spiegel der Gesellschaft sei.
Die Kirche, so Brückner, habe in der Vergangenheit zu wenig im Internet gemacht. Leider sei das Engagement der christlichen Religionsgemeinschaften "immer noch schleppend", so Brückner. Dabei hätten die Kirchen gerade für junge Menschen Antworten, sagt Brückner, beispielsweise zum Themen Leistungsdruck.
Schon früh habe sie über ihren Glauben in den sozialen Netzwerken geschrieben, berichtet Brückner. Das habe eine große Resonanz erfahren und nun verbinde sie ihr Hobby als Influencerin mit ihrem Beruf als Pfarrerin.
Brückner sagt, viele Menschen hätten auch im Netz das Bedürfnis, über Religion zu sprechen. "Gerade an Orten, wo sie nicht in ein Gebäude gehen müssen, sondern an den Orten, wo sie schon sind", erklärt Brückner. Trotzdem sei es nicht einfach, wahrgenommen zu werden.
Vor allem bei "schweren Themen" wird zugehört
Doch vor allem bei Themen, die nicht nur an der Oberfläche kratzten, sondern wie Tod und Sterben in die Tiefe gingen, sei sie als Pfarrerin gefragt. Viele Menschen zeigten sich ihr gegenüber dankbar, dass sie darüber offen spreche.
Dass die digitale Kirche auch in der Kritik stehe, könne sie nachvollziehen. Doch entzögen sich Skeptiker wie der ehemalige Berliner Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, der Diskussion. Brückner bedauert das – für sie ist das Internet ein Ort, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, "die noch nie eine Kirche betreten haben".
(rzr)