Stefan Raue (geboren 1958 in Wuppertal) begann seine journalistischen Laufbahn nach einem geisteswissenschaftlichen Studium und einem Volontariat als Reporter beim WDR. Anschließend arbeitete er als Politikredakteur und Chef vom Dienst bei RIAS-TV, bevor er 1992 Programmbereichsleiter Aktuelles und Nachrichten beim Fernsehen der Deutschen Welle wurde. Seit 1995 war Stefan Raue in verschiedenen Positionen beim ZDF tätig, u. a. als Schlussredakteur des "heute-journal" und als stellvertretender Leiter der Senderredaktion der "heute"-Nachrichten. Von 1997 an war er Redaktionsleiter des Magazins "Blickpunkt", zusätzlich war er seit 1999 stellvertretender Hauptredaktionsleiter im Bereich Politik und Zeitgeschehen des ZDF. Von 2011 bis 2016 arbeitete er als trimedialer Chefredakteur beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Seit dem 1. September ist Stefan Raue Intendant des Deutschlandradios.
Ein Plädoyer für Qualität und Reichweite
Der Intendant des Deutschlandradios, Stefan Raue, hat sich dafür ausgesprochen, eine Debatte über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu führen. Dabei sollten Quote und Qualität nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Der neue Intendant des Deutschlandradios, Stefan Raue, hat die Initiative von 45 Wissenschaftlern, einen offenen Brief zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu veröffentlichen, begrüßt. "Wenn so ein Papier eine öffentliche Diskussion über unsere Zukunft provoziert, finde ich das sehr gut", sagte Raue im Deutschlandfunk Kultur. Das Schreiben richte sich an die Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen der Länder sowie die Mitglieder der Rundfunkkommission. "Wir sind gewisser Maßen Gegenstand dieses Briefes", sagte der Intendant. Deshalb wolle er keine Noten vergeben. Es sei aber wichtig, die Debatte über die Zukunft jenseits von Verteidigungsgefechten zu führen. Es sei notwendig, Konzepte anzubieten, die möglichst viele Leute, auch in der Politik und in gesellschaftlich relevanten Gruppen überzeugen könnten.
Bedeutung der Transparenz
"Ich glaube, wir müssen die Quotendiskussion und die Qualitätsdiskussion in besonderem Gleichgewicht halten", sagte Raue. "Es ist wichtig, dass wir möglichst viele Menschen unterschiedlicher Meinung, unterschiedlicher Einschätzung, unterschiedlicher Biographien erreichen." Gleichzeitig müssten die hohen Standards der journalistischen Arbeit erreicht und vielleicht sogar ausgebaut werden. Man könne nicht Quote und Qualität gegeneinander ausspielen.
"Qualität ohne Reichweite bringt es auch nicht und umgekehrt gilt das genauso", sagte Raue. Er wies auf die Bedeutung größerer Transparenz in der Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hin. Die Gremien des Deutschlandradios seien darin bereits sehr weit vorne. Aber das Transparenzgebot sei noch weiter zu fassen. "Wir müssen viel deutlicher machen, wie wir arbeiten, woher wir unsere Quellen haben, welche Recherchen wir angestellt haben, wie wir auf Programmkritik eingehen, wie wir mit Fehlern umgehen." Es sei nicht allein Aufgabe der Gremien, diese Diskussion anzustoßen.
Plädoyer für starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Gäbe es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht, man müsste ihn gerade jetzt erfinden. Mit dieser steilen These beginnt der Offener Brief, den eine Gruppe von Wissenschaftlern vor allem aus den Bereichen Kommunikation, Medien und Politik und Vertreter der Zivilgesellschaft verfasst haben, um der Debatte über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien eine neue Richtung zu geben. "Wir stehen für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk – auch in der Zukunft. Auch wir sehen einen deutlichen Reformbedarf. Der Ausgangspunkt der Reformüberlegungen dürfe allerdings "nicht in erster Linie von finanziellen und Einsparüberlegungen getrieben werden", heißt es in dem Offenen Brief. Gerade erst hatte der Privatfunkerverband VPRT eine deutliche Verschlankung der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz gefordert. Den offenen Brief können Sie hier nachlesen: (gem)