175 Jahre oder älter - seit wann gibt's Pauschalreisen?
Thomas Cook gilt als Erfinder der Pauschalreise. Stimmt aber nicht, sagt der Tourismusforscher Hasso Spode - er habe die Idee nur perfektioniert. Als Erfinder dürfen Schiffskapitäne im Mittelalter gelten.
Einer weit verbreiteten Legende zufolge hat Thomas Cook die Pauschalreise erfunden. Vor 175 Jahren, am 5. Juli 1841, brachte der englische Baptistenprediger seine ersten Kunden für einen Schilling mit der Bahn nach Loughborough - zu einem Abstinenzler-Treffen.
Für Hasso Spode, Historiker, Tourismusforscher und Leiter des Willy-Scharnow-Archivs zum Tourismus an der TU Berlin, war Cook ein außerordentlich guter Geschäftsmann. Aber kein echter Erfinder. Denn Pauschalreisen habe es schon viel früher gegeben, sagte er im Deutschlandradio Kultur.
Die Grundidee stammt laut Spode aus dem Mittelalter. Damals konnten Pilger, die ins Heilige Land wollten, in Venedig einen All-inclusive-Trip mit dem Schiff buchen. Beförderung, Verpflegung, Schmiergeld und sogar eine Führung auf den Berg Golgatha seien im Preis inbegriffen gewesen, berichtet Spode. Von dort konnte man sich dann auch noch einen Gipsabdruck von Jesus' Fuß mit nach Hause nehmen.
Selbst später in England war Cook nicht der Erste auf dem Pauschalreisen-Markt - denn schon bald nach der Einführung der Eisenbahn kam es auch zu ersten, organisierten Fahrten. In den 1830er Jahren führten diese beispielsweise zu Schlössern, oder - laut Spode besonders beliebt - zu Hinrichtungen.
Thomas Cook ist dennoch aus der Geschichte des Tourismus nicht wegzudenken, er war enorm erfolgreich. Um 1900 war sein Unternehmen der größte Reiseveranstalter der Welt. Dass es immer wieder heißt, er habe die Pauschalreise erfunden, erklärt Tourismusforscher Spode mit einem Zitat aus der Popmusik: "The winner takes it all ..."