"Es hat an Intensität nicht nachgelassen"
Er hat die deutsche Musikgeschichte von Neuer Deutscher Welle bis Techno aktiv begleitet: Thomas Fehlmann. Techno ist für ihn "stark verwurzelt in dieser Zeit der Maueröffnung" und ist für ihn "ein unvergleichliches Erlebnis, was mich stark geprägt hat bis heute".
Thomas Fehlmann war Anfang der 1980er-Jahre Gründungsmitglied der Band "Palais Schaumburg". In den Neunzigern war er zusammen mit Gudrun Gut Teil des Elektroprojekts "The Ocean Club" und lange Zeit hat er bei dem britischen Dub- und Ambient-Kollektiv "The Orb" mitgewerkelt. Und natürlich auch zahlreiche eigene Platten veröffentlicht und als DJ die Clubs bereist.
Dass er sich auch in späten Jahren viel mit Techno beschäftigt, ist für Thomas Fehlmann nur folgerichtig:
"Bei Palais Schaumburg haben wir ja auch Tanzmusik gemacht. Und dieses Reiben zwischen etwas Schrägem, etwas Avantgardistischem und dem doch dem Tanzbein Zuträglichen war schon immer mein Interesse. Und insofern ist da für mich ein total klarer roter Faden zu Technomusik drin."
"Euphorische Phase" Anfang der 90er-Jahre
Als Ende der 80er-Jahre Techno aufpoppte, war das für ihn "ein Riesenerlebnis, eine sehr euphorische, sozial und politisch geprägte Phase", sagt Fehlmann.
Techno war nicht nur der Soundtrack zum Mauerfall, sondern auch eines neuen Miteinanders, begeistert sich Fehlmann noch heute:
"Plötzlich wurde das Musikmachen mit Leben erfüllt, es ging um Treffen, es ging um Neuentdeckungen, es ging um das Gestalten einer neuen Welt – die Stadt hat sich über Nacht verdoppelt in der Größe, nicht nur geografisch und von den Quadratmeterzahlen, sondern auch von den Menschen her.
Genauso wie der Rock'n'Roll sich auf ne Art entwickelt, ist der Techno auch nicht als Welle wegzudenken, sondern ist eben sehr stark verwurzelt in dieser Zeit der Maueröffnung, des sich Zusammenfindens mit Ostberlin, und deswegen war das für mich ein unvergleichliches Erlebnis, was mich stark geprägt hat bis heute."
Palais Schaumburg kehren zurück
Dass Techno inzwischen auch ein großes Kommerzprojekt ist, ficht Fehlmann nicht an: "Dieses aufgeblasen kommerziell Verwertete ging immer an mir vorbei." Es gebe immer noch eine Nische für den Underground, Orte, wo etwas Neues erfunden werde. Es habe nicht an Intensität nachgelassen.
Ein wenig Nostalgie gesteht er sich und uns aber zu: Es wird für einige Konzerte eine Wiedervereinigung von Palais Schaumburg geben. Die Münchner Kammerspiele hatten angefragt, weil ein Blasorchester immer ihr Lied "Wir bauen eine Stadt" bei Demonstrationen gespielt hatte, erzählt Fehlmann.