Thomas Gottschalks Autobiografie

Launige Schaumschlägerei

Von Kim Kindermann |
In unserer Rubrik "Aus den Listen" nehmen wir uns jede Woche einen Titel der "Spiegel"-Bestsellerliste vor und befragen ihn nach seinem Erfolgsrezept. Auf Platz 7 diesmal: "Herbstblond", die Autobiografie von Thomas Gottschalk. Hätte er nur einen Ghostwriter beauftragt.
Kaum zwei Wochen auf dem Markt und schon ein Bestseller, wenn auch nicht der Bestseller. Vor ihm jedenfalls steht immer noch "Der Junge muss an die frische Luft" vom Moderationskollegen Hape Kerkeling – und zwar zu recht. Denn was Kerkeling an Humor und Schreibkönnen mit sich bringt, sucht man bei Gottschalk vergeblich. Zwar stand der ehemalige "Wetten, dass..."-Moderator schon immer für launige Schaumschlägerei, auf der Bühne war das vielleicht noch lustig, aber als Buch ist es das weniger.
Über Plazenta, muntere Dampfplauderei und Sterbehilfe
Da vergleicht er seine schlesische Familie mit einer "wohligen Plazenta", feiert sich selbst für seine "muntere Dampfplauderei" und beeindruckt, wenn überhaupt, durch Name-Dropping. Die ersten 160 Seiten sind eine nervenaufreibende Aufzählung von Karriereschritten – "und dann habe ich...".
Alles in allem hilft es da wenig, wenn er an einigen Stellen selbstkritisch fragt, ob seine Zeit vielleicht doch schon vorbei sei (Nein, natürlich noch nicht!), die Moderation mit Dieter Bohlen ein Fehler war (Der Dieter ist schuld, der Selbstdarsteller!) oder wenn er überraschend tiefsinnig über Sterbehilfe sinniert.
"Ich schreibe, sie lesen", heißt es gleich zu Beginn von "Herbstblond": Schöner wäre gewesen, Gottschalk hätte jemand anderen schreiben lassen.

Thomas Gottschalk: Herbstblond, Die Autobiographie
Heyne Verlag, München 2015
368 Seiten, 19,99 EUR