"Diktatur-Aufarbeitung ist ein Generationen-Projekt"
Etliche ländliche Regionen in Sachsen seien unter den Einfluss des organisierten Rechtsextremismus geraten, sagt Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung. Das Bundesland habe aber bisher versäumt, durch Aufklärung und Aufarbeitung gegenzusteuern.
Wenn es um rechtsextreme Gewalt geht, richtet sich derzeit der Blick vor allem in bestimmte sächsische Regionen. Dass es dort - statistisch betrachtet - besonders häufig zu Übergriffen komme, lasse sich nicht "unter den Teppich kehren", sagte dazu Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung, im Deutschlandradio Kultur.
Sachsen stehe hier vor einer "besonderen Herausforderung", insbesondere in ländlichen Regionen, die in den 90er-Jahren deindustrialisiert wurden "und in denen nach wie vor hohe Abwanderung passiert". Hier habe sich "ein besonderes Feld für den organisierten Rechtsextremismus aufgetan", so Krüger.
Sachsen hat politische und zeitgeschichtliche Bildung ausgeblendet
Sachsen als Bundesland habe in der Schulbildung zudem zu einseitig auf Sprachen und naturwissenschaftliche Kompetenzen gesetzt. Und jetzt zeigten sich die Auswirkungen:
"Wenn ich eben die Punkte der politischen und zeitgeschichtlichen Bildung fast komplett ausblende, dann mache ich was falsch."
Man müsse aber auch respektieren, dass die Aufarbeitung von Diktaturen sehr viel Zeit brauche.
"Nehmen Sie mal die Zeit des Nationalsozialismus, der hat zwölf Jahre gedauert, und Jahrzehnte hat es gedauert, ehe die Gedenkstätten-Initiativen in Gang kamen, ehe die öffentliche Auseinandersetzung stattfand, (...). Jetzt rechnen Sie mal nach: Wir sind 25 Jahre nach dem Ende der DDR – also übersetzt im Jahre 1970. Das ist bevor all diese Sachen in der westdeutschen Gesellschaft stattgefunden haben."
Krüger resümierte: "Diktatur-Aufarbeitung dauert lange, das ist ein Generationen-Projekt. Und in Sachsen macht sich das derzeit besonders kenntlich."