"Rassismus bleibt Rassismus"
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Soll das Robert Koch-Institut umbenannt werden, weil der Namensgeber Versuche an Menschen in Afrika durchgeführt hat? Dazu ist eine Debatte entbrannt. Der Philosoph Thomas Macho sagt, die Diskussion sei wichtiger als die Umbenennung selbst.
Robert Koch ist der Begründer der modernen Bakteriologie, der Entdecker des Tuberkulose-Erregers und Nobelpreisträger. Das nach ihm benannte Robert Koch-Institut klärt uns seit vielen Wochen über den aktuellen Stand der Coronapandemie auf. Geht es nach dem Historiker und Afrikawissenschaftler Jürgen Zimmerer, müsste das Institut umbenannt werden, da Koch durch seine Versuche an Menschen in Afrika zur Schlafkrankheit verantwortlich für unzählige Tote ist.
Der Medizinhistoriker Christoph Gradmann betont hingegen, dass Kochs Forschungen aus heutiger Sicht zwar zu beanstanden, allerdings nicht ungewöhnlich für seine Zeit gewesen seien.
Die Diskussion ist wichtiger als die Umbenennung selbst
Robert Koch habe große medizinische Verdienste, so der Kulturwissenschaftler Thomas Macho. Doch habe er sich "im kolonialgeschichtlichen Kontext in Ostafrika eben nicht vorbildlich verhalten, hat Dinge getan, die man eben nicht nur aus dem geschichtlichen Kontext erklären kann: Rassismus bleibt Rassismus, ob man den vor 100 Jahren oder eben vorgestern als Haltung austrägt."
Die Diskussion um die Umbenennung des Instituts sei jedenfalls sinnvoll, "weil sie die kolonialgeschichtliche Aufklärung mit sich bringt, weil sie eine ganz wichtige erinnerungspolitische Etappe ausmacht". Die Diskussion sei "vielleicht wichtiger als die Umbenennung selbst, weil dann nämlich auch Details sichtbar und bewertbar werden, die uns oft noch viel zu verborgen sind".
Dennoch komme die Diskussion zum falschen Zeitpunkt, sagt Macho - da das Robert Koch-Institut im Besonderen und die Virologen im Allgemeinen momentan vielfältigen Angriffen ausgesetzt seien und man nun mit Beifall von der falschen Seite rechnen müsse.
(ckr)