Thriller á la Frederik Forsythe

Rezensiert von Lutz Bunk |
Im Januar 2002 stirbt der deutsche Medienzar Gerhard Kuhn beim Absturz eines Privat-Jets über der Schweiz. Sein Sohn Peter glaubt an einen Mord und beginnt zu recherchieren - zunächst allein, dann gemeinsam mit einer in Frankfurt studierenden afghanischen Freiheitskämpferin, in die er sich verliebt hat.
Mit ihren Computer-Kenntnissen dringt sie in die geheimen Dateien einer in den Fall verwickelten Firma ein. Wie sich herauszustellen scheint, steckt hinter dem Flugzeugabsturz ein Marketing-und-Computer-Spezialist, der reichste Mann Deutschlands, der im Auftrag der USA den Euro-Kurs manipuliert und sogar die Deutsche Bundesbank erpresst.

Prüft der Leser die Vielzahl der Details in Günter Oggers Roman "Der Absturz" nach, führt die Spur allerdings nicht zu einem Deutschen, sondern zu dem amerikanischen Computer-Tycoon Jim Clark.

Ogger behauptet, alle Details seines Romans würden auf Fakten beruhen, und eigentlich habe er ein Sachbuch schreiben wollen, sei aber massiv bedroht worden. Nun lenkt er den Blick des Lesers auf Wirtschaftsmanipulationen und lässt ihn sich fragen, warum und wie Staatsanwalten in Deutschland unter politischem Druck Strafverfahren niederschlagen - etwa im Fall Elf Acquitaine. Das Vorbild für den Flugzeugabsturz ist der Tod von Edson Mitchell, einem Vorstandsmitglied der Deutschen Bank. Oggers Spur, ermittelt von seinen beiden Protagonisten auf Reisen durch Europa, führt zu einer französischen Killer-Agentur, die im Auftrag von Firmen- und Banken-Lobbyisten Konkurrenten ausschaltet.

Der Thriller á la Frederik Forsythe oder John le Carré gelingt Ogger durchaus. Vielleicht hat er sogar endlich das Genre gefunden, in dem er seiner Erzählfreude freien Lauf lassen kann. Bisher war Günter Ogger nämlich als Sachbuch-Bestseller-Autor bekannt. Mit glänzend recherchierten, wenn auch von manchem Kritiker als zu phantasievoll empfundenen Büchern wie "Die Ego-AG" und "Nieten in Nadelstreifen" schaffte er es in die SPIEGEL-Bestsellerliste.

Literarisch wertvoll ist "Der Absturz" sicher nicht. Doch er bietet einen stringenten Plot und eine spannende Handlung. Ohnehin ist in diesem Genre ja alles erlaubt. Das Klischee wird zum Stilmittel: wunderbar, wenn der Inspektor Schraubenzwinger rülpst, der verarmte Millionärs-Sohn seinem Sportwagen nachtrauert und der die afghanische Freiheitskämpferin "rassig wie ein Foto-Model" aussieht. Sehr unterhaltsam auch die Menü-Folge in den besten Restaurants aller wichtigen europäischen Städte, was ein wenig an "Es muss nicht immer Kaviar sein" von Johannes Mario Simmel erinnert. Es fehlen nur die Kochrezepte. Ein gelungenes Thriller-Debüt.

Günter Ogger: Der Absturz
Bertelsmann Verlag
384 Seiten, 19.90 Euro