Ein Maler hört Musik
Lucas Cranach hatte nicht nur Augen zum Malen, sondern auch Ohren. Welche Musik mag er gehört haben? Bei den Thüringer Bachwochen versuchte das Huelgas Ensemble Antworten zu geben. Der Schweizer Cellist Christian Poltéra spielte außerdem drei Solosuiten Johann Sebastian Bachs.
Dieses Jahr begeht der Freistaat Thüringen den 500. Geburtstag des Malers Lucas Cranach des Jüngeren. Aus diesem Anlass ist ihm die Thüringische Landesausstellung gewidmet. In den Museen von Gotha und Weimar sowie auf der Wartburg in Eisenach werden zahlreiche Bilder des Wittenberger Malers zu sehen sein.
Die für ihre exquisiten Programme bekannte belgische Vokalformation "Huelgas Ensemble" begibt sich deshalb auf Einladung der Thüringer Bachwochen auf die Suche nach der akustischen Umwelt der berühmten Malerfamilie, die ihren Mittelpunkt in Wittenberg fand. Die Werkstatt und das Erbe seines fränkischen Vaters hat Cranach der Jüngere in der Geburtsstadt der Lutherischen Reformation fortgeführt.
Mit Werken überwiegend unbekannter Komponisten aus der Reformationszeit zeigt Paul von Nevel, der Leiter des "Huelgas Ensembles", den musikalischen Kosmos von Vater Cranach dem Älteren auf. Der Ort dieses Konzerts könnte nicht authentischer sein: Schließlich ist Cranach der Ältere in Weimar gestorben. Und die Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul besitzt einen Renaissance-Altar, der von Vater Cranach begonnen und seinem Sohn fertig gestellt wurde.
Ergänzt wird dieses Vokalkonzert von einem Solo-Recital, das der Schweizer Cellist Christian Poltéra mit den Bach-Cellosuiten in der Dornheimer Trau-Kirche Johann Sebastian Bachs gegeben hat. Als Meisterschüler von Heinrich Schiff verzichtet Poltéra auf die ansonsten üblichen Wettbewerbs-Parcours, was seiner Karriere dennoch nicht geschadet hat. Der 38 Jahre alte Musiker aus Zürich ist ein gefragter Solist weltweit - nicht zuletzt weil er die legendäre „Mara"-Stradivari aus dem Besitz seines Lehrers Heinrich Schiff spielt.
Der nicht weniger legendäre katalanische Cellist Pablo Casals hat dafür gesorgt, dass die Cello-Suiten Bachs zur Messlatte für die Qualität eines jeden Cellisten wurden - und zur täglichen Übung, die ein Musiker auf diesem Instrument wie ein Gebet vollziehen sollte.
Thüringer Bachwochen
Stadtkirche, Weimar, und St. Bartholomäus-Kirche, Dornheim
Aufzeichnungen vom 4. und 12. April 2015
Johann Sebastian Bach
Suiten für Violoncello solo BWV 1007, 1008, 1009
Chistian Poltéra, Violoncello
Was Lucas Cranach gehört haben könnte...
Werke von Thomas Stoltzer, Ludwig Senfl, Arnt von Aich u.a.
Huelgas Ensemble
Leitung: Paul van Nevel