"Thüringer für Thüringen"

Von Ulrike Greim |
Im Landtagswahlkampf spielt die CDU die thüringische Herkunft ihres Kandidaten Dieter Althaus gegen die westdeutsche von Linkspartei-Spitzenkandidat Bodo Ramelow aus.
Die Thüringer CDU sonnt sich gerne im eigenen Glanz. Zum Beispiel auf Parteitagen. Da wird gelobt und gefeiert: 'Wir für unser Land'. 'Wir Thüringer, die wir so viel geschafft haben". Und "unser Dieter", der ein waschechter Thüringer ist. Er kommt aus Heiligenstadt. Da wird polemisiert gegen die Herausforderer der anderen Parteien, wie Bodo Ramelow, Linkspartei. Doch nicht seine Politik ist der Kritikpunkt, sondern sein Geburtsort. Mike Mohring, der CDU-Fraktionschef:

"Wir werden doch nicht zulassen, gemeinsam mit den Wählern in Thüringen, dass jemand aus Osterholz-Scharmbeck tatsächlich in der Lage ist, zu wissen, was gut für diesen Freistaat ist. Und ich meine: der eine soll aus Heiligenstadt weiter diesen Freistaat regieren und der andere soll nach Hause fahren, nach Osterholz-Scharmbeck, und soll dort das Beste aus seinem Leben machen. (Applaus)"

Einige Wochen später wird Mohring seine Polemik zurücknehmen und sagen, er sei dankbar für jeden Westdeutschen, der hier in Thüringen seine Wurzeln schlage. Doch die Junge Union bleibt bei der Kerbe. Ihr Chef, Mario Voigt, bekommt Applaus, als er seine Anti-Wessi-Ramelow-Kampagne vorstellt. Mitglieder der Jungen Union hatten Ramelow bei öffentlichen Auftritten mit Transparenten begleitet.

"Und was macht Bodo Ramelow: er geht auf unsere jungen Leute zu und ist so dünnhäutig, dass er auf Schilder reagiert, wie 'ein Wessi erklärt uns den Kommunismus', oder 'Thüringen ist mehr wert, als nur eine Spritztour'. Liebe Freunde, wir haben doch nur zum Ausdruck gebracht, wir wollen einen, der von hier ist und niemanden, der einfach nur mal zur Spritztour nach Thüringen kommt. (Beifall)"

Ramelow: "Ja, ja, das war schon so. Oder: 'Geh nach Kuba'. Sie haben mir ja Bilder immer hoch gehalten: 'Ramelow auf dem Weg nach Kuba' und 'Der Wessi Ramelow erklärt uns den Kommunismus' und solche Sachen standen da drauf."

Bodo Ramelow ist in der Tat dünnhäutig geworden. Denn die Junge Union legte nach. Ein Motiv zeigt ein Bild einer Bratwurst neben einem Foto Ramelows mit der Unterzeile: "echte Thüringer - falscher Thüringer".

Ramelow: "Das eigentlich Gefährliche dabei ist, dass man damit deutlich macht: hier sind Fremde - und ich meine jetzt bewusst Fremde - nicht erwünscht. Und 'fremd' ist gemeint: alles, was nicht von hier ist."

Ramelow, wie auch die Grünen, wie auch der SPD-Spitzenmann Christoph Matschie sagen: gerade die Weltoffenheit hat Thüringen immer stark gemacht. Auch CDU-Chef Dieter Althaus gibt sich gerne weltoffen, hebt das vermutlich einzige schwarze CDU-Mitglied Thüringens auf sein Wahlplakat. Zeca Schall, einen gebürtigen Angolaner, wofür dieser von der NPD bedroht wird. Welche Rolle spielt also der Geburtsort? Keine? Noch vor einem Jahr begründete Dieter Althaus seine Kabinettsreform unter anderem damit, dass er auf der Regierungsbank möglichst erkennbar gebürtige Thüringer haben will.

"Das war für mich selbstverständlich, dass ich jetzt nicht schaue, wo ist extern noch jemand, der als Experte hinzu kommen kann, sondern sehr genau darauf achte, wie sind die Leute in ihrer Repräsentanz in Thüringen auch glaubwürdig. Und das sind sie alle. Sie sind glaubwürdig, weil sie ihr Leben mit den Menschen arbeiten, und auch selber ihre eigene Wiedervereinigungsgeschichte beschreiben können."

Thüringer Identität zwischen "Schotten dicht" und "Türen auf". Ein Wahlkampfthema.