Tiaji Sio, Gründerin von „Diplomats of Color“

Ein neues Deutschlandbild durch Diversität

34:16 Minuten
Eine junge Frau steht im Freien und schaut in die Kamera.
Ihr Ziel sei, ein gemeinsames Zusammenleben zu gestalten, sagt Tiaji Sio, die das das Netzwerk „Diplomats of Color“ gegründet hat. © Benjamin Jenak
Moderation: Marco Schreyl |
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Mehr Diversität und Inklusion in deutschen Ministerien, das ist das Ziel der angehenden Diplomatin Tiaji Sio. Mit ihrem Netzwerk „Diplomats of Color“ will sie die Vielfalt im Auswärtigen Amt und seinen Vertretungen fördern – aber auch darüber hinaus.
Außenministerin Annalena Baerbock sei „ein sehr großes Vorbild“ für sie, erzählt die Mitte 20-jährige Tiaji Sio. Ihre Mutter ist halb deutsch, halb aus Guinea. Nach dem Mauerfall lernt sie in Ghana Tiaji Sios Vater kennen, einen Liberianer. Ihre Tochter Tiaji wird Ende der 1990er-Jahre im thüringischen Nordhausen geboren und wächst in einem internationalen und diversen Umfeld in Frankfurt am Main auf.

Leistung allein reicht nicht immer aus

Das ändert sich, als sie 2015 ein duales Studium beim Auswärtigen Amt beginnt. Dort erlebt sie ein „sehr viel homogeneres“ Umfeld. „Und gerade je höher ich in der Hierarchie geschaut habe, ist mir aufgefallen, dass nicht nur Personen mit Migrationsgeschichte, sondern auch Frauen noch immer unterrepräsentiert sind.“
Erstmals sei ihr bewusst geworden, „dass es für mich persönlich auch strukturelle Hürden gibt, die auch durch Leistung nicht zu kompensieren sind".

Deutschland als Einwanderungsgesellschaft

Vielfalt sei Bereicherung, meint Sio und betont: Deutschland sei eine Einwanderungsgesellschaft. Mittlerweile hätten über 25 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Laut Sio können zur Zeit viele politische und gesellschaftliche Weichen gestellt werden.
Im Auswärtigen Amt gründete sie deshalb 2019 das Netzwerk „Diplomats of Color“, dem inzwischen mehr als 150 Frauen und Männer gehören. Ihr Ziel: „Wir wollen gemeinsames Zusammenleben gestalten.“
Und sie wollen auch Migranten motivieren: „Letztlich geht es uns darum, den Bewerberpool möglichst zu erweitern und zu zeigen, dass wir eine offene Behörde sind, die eben für alle Teile der Gesellschaft da ist.“

Spannendes Studium an US-Eliteuniversität

Während ihrer Ausbildung zur Diplomatin arbeitet Sio auch in Senegal, China und zuletzt an der deutschen Botschaft in Vietnam. Sie freut sich über die Chance, „das Deutschlandbild im Ausland mitzuprägen und eben zu zeigen: Auch in Deutschland sind wir in einer diversen Gesellschaft.“
Es treibe sie an, sich für mehr Gerechtigkeit in Deutschland, aber auch auf internationaler Ebene einzusetzen. Derzeit studiert sie an der Eliteuniversität Harvard und macht einen Master für öffentliche Verwaltung an der Kennedy School of Goverment.
Mehr als 40 Prozent ihrer Kommilitonen seien dort international Studierende. Außerdem genießt sie die viel engere Verbindung der akademischen Welt mit der Praxis an amerikanischen Universitäten sowie den „interdisziplinären Austausch“ in Harvard.
(cg)

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