Tiananmen-Massaker

    Das verordnete Schweigen

    PLA-Soldaten marschieren.
    China demonstriert vor dem 25. Jahrestages des Tiananmen-Blutbads Stärke. © dpa/picture alliance/epa/Rolex Dela Pena
    Mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften versuchen die chinesischen Behörden, ein Gedenken an die blutige Niederschlagung der Demokratiebewegung vor 25 Jahren zu unterbinden.
    Zum 25. Jahrestag des Pekinger Massakers hat heute ein Großaufgebot der Polizei die Sicherheit auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" - Tiananmen - in Peking verschärft. Die Einsatzkräfte sollen Zwischenfälle oder ein öffentliches Gedenken an die Opfer des brutalen Militäreinsatzes in der Nacht zum 4. Juni 1989 verhindern.
    Gauck: Jede Diskussion wird unterdrückt
    Nach Bundespräsident Joachim Gauck kritisierte auch die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay die Führung in Peking wegen ihres Umgangs mit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung vom 4. Juni 1989 und der Dutzenden von Festnahmen vor dem Jahrestag. Gauck kritisierte, dass bis heute jegliche Diskussion über die damaligen Zwischenfälle unterdrückt werde. In Berlin gedachte Gauck der Opfer der Niederschlagung der von Studenten ausgegangenen Proteste vor 25 Jahren.
    Am Tiananmen-Platz herrschten massive Sicherheitsvorkehrungen. Polizisten kontrollierten die Ausweise und Taschen von Passanten. Auf dem Weg zum Platz mussten Autos jeweils Polizeisperren passieren. In den umliegenden Gassen standen Busse, Polizeifahrzeuge, Krankenwagen und weitere Einsatzkräfte bereit. Auf dem Platz herrschte ansonsten aber weitgehend normales Treiben chinesischer Touristen.
    Demonstrationen in Hongkong und Taiwan geplant
    Während in China jedes öffentliche Gedenken unterbunden wird, ist in der autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong am Abend eine große Demonstration geplant. Zu der Mahnwache in der früheren britischen Kronkolonie werden mehr als 150.000 Menschen erwartet. Auch im demokratischen Taiwan ist eine Kundgebung geplant.

    Peking-Korrespondentin Ruth Kirchner berichtet im Deutschlandradio Kultur über "die Mütter des Tiananmen", die für Aufklärung rund das Massaker auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" kämpfen. Für die Suche nach Gerechtigkeit müssten diese einen hohen Preis zahlen, Schikane, Überwachung und Verfolgung seien seit Jahren an der Tagesordnung.
    Nur wenige Tage nach dem Massaker: Panzer stehen am  6. Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens Wache.
    Nur wenige Tage nach dem Massaker: Panzer stehen am 6. Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens Wache.© picture alliance / dpa / Catherine Henriette
    Auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking hatte eine von Studenten angeführte Bewegung im Frühjahr 1989 wochenlang friedlich für politische Reformen und Demokratie demonstriert. In der Nacht zum 4. Juni ließ die chinesische Regierung die Demokratiebewegung blutig niederschlagen.

    Bei dem brutalen Militäreinsatz waren einige hundert Menschen ums Leben gekommen. Die genaue Zahl ist auch 25 Jahre danach nicht bekannt. Tausende wurden landesweit festgenommen. Einige Dutzend Teilnehmer an den Protesten wurden wegen Gewaltakten hingerichtet. Chinas Führung lehnt bis heute eine Aufarbeitung des Massakers ab. Judith von Bresinsky war damals als Studentin in Peking. In der Nacht des Massakers habe sie nicht geschlafen, sie sei eine "Beobachterin von außen" gewesen, nicht Teil der Demonstration selbst. Die Konsequenz vom 4. Juni sei gewesen, dass sie ihr Studium abgebrochen hat, sagt die Zeitzeugin im im Deutschlandradio Kultur.

    Nach dem Massaker gab es direkte künstlerische Reaktionen, erläutert der China-Experte Andreas Schmid. Auch wenn dies heute nicht mehr möglich sei, hätten die Freiheiten für Künstler trotzdem zugenommen.
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