Thüringen und der böse Wolfhund
Seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland wieder Wölfe. In Thüringen seit diesem Jahr auch sechs Wolf-Hunde. Die allerdings werden nun zum Problem für den Artenschutz und zum Politikum. Ein Gespräch über die Angst vor Wölfen, Gefahren für Menschen und eine reinrassige Wolfspopulation.
Seit der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland Anfang des Jahrtausends sind nicht zum ersten Mal Wolfhund-Junge aufgetaucht. Schon 2004 brachte eine Wölfin solche Hybride zur Welt.
"Wolf und Hund sind eine Art" sagt Silvester Tamás, beim Thüringer Naturschutzbund (NABU) zuständig für Wolf, Wildkatze und Luchs. Sie könnten fortpflanzungsfähige Nachkommen zeugen. Und weil der Hund auch eigentlich ein Wolf ist, geht Tamás bei den sechs jungen Wolf-Hunden auf dem Bundeswehrübungsplatz Ohrdruf in Thüringen davon aus: "Eigentlich ist da 100 Prozent Wolf drin."
Andererseits steht der reinrassige Wolf unter Artenschutz. Und die Hunde-Gene beeinträchtigen den genetischen Pool der Wölfe.
Jäger erhalten Morddrohungen
Das bundeseigene Dokumentations- und Beratungszentrum zum Wolf (DBBW) hat dem Thüringer Umweltministerium ein schnelles Töten der Jungtiere empfohlen. Das wiederum bringt viele Tierschützer auf die Barrikaden und Jägern und Förstern Morddrohungen ein.
Tamás rät deshalb zum Abwägen: "Tatsächlich ist das Thema geeignet, um Menschen aufzuwühlen."
Vielen Menschen seien dagegen, die Tiere zu töten. Ein Wolfhund – ohne Scheu – der sich dem Menschen annähere könne aber auch dazu führen, dass die ohnehin angespannte Situation mit freilebenden Wölfen wieder kippt. "Dann haben sie das Problem zu Hause vor der Haustür", sagt Tamás.
Das führe letztlich wieder zu Konflikten, "die zu Lasten der Art Wolf gehen. Beim Wolf ist die Akzeptanz schon sehr kritisch."
Wölfe sind Wildtiere
Deshalb wird nun – sehr technisch – von der "Entnahme" der Wolfhunde gesprochen. Letztlich kann das sehr vieles bedeuten: abschießen, einfangen und einschläfern oder auch andere Vorschläge aus Tierschutzkreisen. Doch auch damit gibt es bereits negative Erfahrungen.
Die Wolfsmischlinge 2004, die auch aus der Wildnis "entnommen" worden sind, hätten letztlich eingeschläfert werden müssen, weil sie sich in Gefangenschaft verletzt hätten, sagt Tamás.