Darüber diskutieren:
Prof. Brigitte Vollmar vom Lehrstuhl für Experimentelle Chirurgie an der Universität Rostock. Sie ist Vorsitzende der Ständigen Senatskommission für tierexperimentelle Forschung der DFG.
Prof. Dr. Birgit Beck, Juniorprofessorin für Ethik und Technikphilosophie an der TU Berlin
Dr. Tamara Zietek, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche"
Sind Tierversuche noch notwendig?
53:03 Minuten
Nach aktuellen Zahlen werden in Deutschland jährlich etwa 2,8 Millionen Tiere für wissenschaftliche Experimente eingesetzt. Kritiker beziffern die Zahl auf 7,7 Millionen Tiere. Die Nutzung von Tieren zu Forschungszwecken ist umstritten.
Nach Schätzungen des Vereins "Ärzte gegen Tierversuche" werden jährlich weit mehr als die offiziell angegebenen Tiere für experimentelle Verfahren genutzt. Der Verein geht von 7,7 Millionen Tieren aus und hält Tierversuche für grundsätzlich falsch. Angesichts einer im informationellen Zeitalter entwickelten Vielfalt alternativer Methoden sei der Einsatz von Tieren in der Forschung nicht mehr zeitgemäß.
Ethische Fragen
Die Debatte um die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen ist nicht neu. Sie wurde schon im 17. Jahrhundert geführt. Anders als noch René Descartes es tat, würde allerdings heute niemand Tieren absprechen, dass sie leiden, wenn ihnen Schmerz zugefügt wird.
Sind Tierversuche beim gegenwärtigen Stand der technologischen und informationellen Möglichkeiten wirklich noch nötig? Welche Alternativen gibt es inzwischen zur Nutzung von Tieren in der Forschung?
Welche Spannung ergibt sich aus dem im Grundgesetz verankerten Recht auf Freiheit der Forschung und dem ebenfalls im Grundgesetz festgeschriebenen Staatsziel des Tierschutzes? Gebietet es die mitmenschliche Fürsorgepflicht, alles zu tun, um menschliches Leid zu mindern, selbst dann, wenn dafür Tiere leiden müssen?
Oder brauchen wir ein vollständiges Verbot von tierexperimenteller Forschung?