Tilburg Trappers

Eishockey aus Holland wird zum Exportschlager

Die Tilburg Trappers bei einem Heimspiel in der deutschen Eishockey-Oberliga
Die Tilburg Trappers bei einem Heimspiel in der deutschen Eishockey-Oberliga © Foto: Heinz Schindler
Von Heinz Schindler |
In der heimischen Liga waren die Tilburg Trappers unterfordert. Also wechselten die Niederländer in die dritte deutsche Eishockey-Liga − dort sind sie willkommene Gäste, auch wenn sie oft gewinnen.
Die kunterbunten Lichter über der Spielfläche im Eisstadion von Tilburg scheinen die Freude wiederzuspiegeln, mit der die Tilburg Trappers in der deutschen Oberliga antreten. Denn in der belgisch-niederländischen BeNe-League mit ihren sechs Vereinen fühlten sich die Trappers sportlich in einer Falle, gesteht ihr Vorsitzender Ron van Gestel:
"Nur Heerenveen war unser Konkurrent und nicht mehr. Im September wissen wir, dass wir das Finale spielen gegen Heerenveen, so das ist nicht gut für Eishockey, nicht gut für Tilburg."
Je 15 Meisterschaften und Pokalsiege waren da kein Trost mehr. Eishockey ist in den Niederlanden eine Randsportart:
"Wir sind in Holland sehr gut in Speedskating und Feldhockey, aber Eishockey ist sehr klein. Wir haben ungefähr 25 Eishallen hier in Holland. Das ist wenig. Ungefähr 2000 Jugendspieler hier, das ist auch wenig. Dafür ist das Niveau in Holland auch wenig."
Mit dem Wechsel der Trappers nach Deutschland ist das Niveau der niederländischen Liga wieder einheitlicher geworden und in Tilburg sind Siege kein Ausdruck der Langeweile mehr, sagt John Maes, Vorsitzender der Trappers Fanatics:
"Das Niveau ist höher, es ist mehr Tempo drin und die Spiele sind besser. Es ist spannender, gute Gegner kommen aus Deutschland und jedes Spiel ist für uns ein Spitzenspiel. Es ist besser als letztes Jahr, wenn wir da gewannen. Wir spielten 20 Mal gegen Heerenveen, 15 Mal gegen Geleen, zehn Mal gegen Eindhoven. Es war langweilig! Nun ist's gut."
Weite Wege zu den Auswärtsspielen
Dem Verein gelang es, vor der Saison mehr Sponsorengelder zu akquirieren, denn in der Oberliga stehen wesentlich weitere Auswärtsfahrten an, 700 Kilometer etwa sind es nach Rostock. Aber auch für Spieler aus der Universitätsstadt in der Provinz Nord-Brabant bedeutet die Oberliga vor allem neben dem Eis eine Umstellung, betont ihr tschechischer Trainer Bo Supr:
"Es ist hart für diese Jungs, vor allem für die, die Arbeit, Familie und Hockey haben. Da geht viel Zeit für viele Dinge drauf. Sie sind Fast- Profis, sie nehmen Eishockey wirklich ernst. Würden sie den Sport nicht mögen, würden sie nicht hier spielen, sondern in einem niederländischen Team in der niederländischen Liga, wo man weniger reisen muss und es weniger schwer ist. Ich denke, unsere Jungs haben noch persönliche Ziele im Eishockey und darum investieren sie viel Zeit, um im Oberliga- Team zu spielen und sie machen einen klasse Job."
Viele seiner Spieler sind Nationalspieler. Der niederländische Verband sieht es gern, dass sie in der Oberliga nun wöchentlich gefordert werden. Die Playoffs allerdings werden mit der Weltmeisterschaft Anfang April kollidieren, dann aber hat der Verein Vorrang:
"Nationalteam ist sehr wichtig für Holland und für Tilburg. Aber wir haben gesprochen mit dem niederländischen Verband. Sie haben gesagt: Wenn Sie in der Oberliga spielen, dann können Sie inklusive Playoffs spielen. Wenn Sie aus den Playoffs sind, dann gehen die Spieler nach die Weltmeisterschaft."
Aufsteigen ist (noch) verboten
Aus dem Abenteuer Oberliga soll bald Routine werden für die Trappers, die in der deutschen Drittklassigkeit in der Tabelle vorne dabei sind, aber im ersten Jahr verabredungsgemäß nicht aufsteigen dürfen. Der Leistung seines Teams tue dies keinen Abbruch, glaubt Trainer Supr.
"In unserer Kabine sind alle Siegertypen. Es ist egal, ob du nicht aufsteigen darfst. Sie wollen gewinnen und ihr Bestes geben. Und ich denke, der Umstand, dass wir nicht aufsteigen dürfen, macht keinen Unterschied. Sie kennen es aus den letzten Jahren schon: Nach der niederländischen Meisterschaft gab es auch keinen Aufstieg mehr. Das hat also keinen Effekt darauf, wie wir die Playoffs spielen."
Bis dahin werden auch viele deutsche Fans die warmherzige Atmosphäre in Tilburg genossen haben, wo der Zuschauerschnitt bei 2500 liegt. Familiär geht es zu, man fühlt sich auf Anhieb willkommen und auch sprachlich findet man zueinander, etwa im neu eröffneten Biergarten, wo der Fanclubvorsitzende John Maes beobachtet, wie Bratwurst auf Frikandel trifft:
"Sie machen viel Lärm. Alle Fans sind gut drauf, manchmal ein wenig angetrunken... Aber wenn wir Party machen, sind wir auch betrunken. Und es geht gut, Deutsche und Niederländer, wir sind Freunde, machen Fotos und sagen einander ,Wir sind alle Eishockey-Fans'. Wir sind keine Hooligans, sind nicht beim Fußball, und das ist das Schöne an diesem Sport."