Hergé, Schöpfer von Tim und Struppi
Hergé an seinem 75. Geburtstag - niemand darf seine "Tim und Struppi"-Abenteuer nach seinem Tod weiter schreiben, verfügte er. © Getty Images / Gamma Rapho / Bernard Charlon
Belgiens erfolgreichster Comic-Export
Tim, sein Hund Struppi, Kapitän Haddock, Professor Bienlein: Generationen von Comic-Lesern sind diese Figuren ein Begriff. Ihr Schöpfer Hergé schuf mit "Tim und Struppi" eine der erfolgreichsten Comic-Reihen Belgiens. Er starb vor 40 Jahren.
Tim ist Reporter und erlebt zusammen mit seinem Hund Struppi zahlreiche Abenteuer rund um den Globus. Nach diesem Grundrezept entwarf der belgische Zeichner Hergé, der mit bürgerlichem Namen Georges Remi hieß, 25 Comic-Bände, die ihn weit über die Grenzen Belgiens hinaus bekannt machten.
Wo Tim mit Struppi, die im Original Tintin und Milou heißen, auftaucht, sind auch meistens sein bester Freund Kapitän Haddock, der schwerhörige Professor Bienlein und die beiden trampeligen Zivilpolizisten Schulze und Schultze nicht weit. Klar, dass Letztere nie wirklich Ahnung haben, sondern am Ende immer Tim alle Bösewichte stellt.
Belgiens Helden
Tim und Struppi sowie ihr Schöpfer Hergé gehören ein bisschen zu Belgiens DNA. Jeder kennt sie, jeder liebt sie - ob Mädchen oder Junge, ob Kind oder Greis, sagt Willem De Graeve vom Brüsseler Comic-Museum. Und wenn es eine wichtige "Tim und Struppi"-Ausstellung gibt, kommt sogar die belgische Königin Mathilde vorbei, wie 2016 in Paris.
Geliebt auf der ganzen Welt
"Tim ist wie die Mickey Mouse - oder wie Marilyn Monroe - eine Person des öffentlichen Bewusstseins geworden", sagt Comic-Kurator und Hergé-Experte Alexander Braun. Die "Tim und Struppi"-Comics wurden in Hunderte Sprachen übersetzt und weltweit rund 230 Millionen Mal verkauft. Damit liegen sie zwar hinter den Abenteuern von Asterix (rund 300 Millionen Mal verkauft), aber die Asterix-Reihe wurde auch nach dem Tod ihrer Schöpfer fortgesetzt.
Der unfertige Band
Hergé hingegen verfügte, dass sein Werk nach seinem Tod nicht fortgeführt werden darf. So gibt es 24 fertiggestellte "Tim und Struppi"-Bände und das Fragment von "Tim und die Alphakunst", das unvollendet nach Hergés Tod veröffentlicht wurde.
Tim und Struppi goes to Hollywood
Das "Tim und Struppi"-Universum erzielt mittlerweile Merchandisingeinnahmen im Jahr im zweistelligen Millionenbereich. Neben diversen Merchandiseartikel sind die Geschichten schon lange ihren Comicbüchern entwachsen. Zu erneuten Weltruhm verhalf ihnen Steven Spielberg 2011 mit seinem Blockbuster über die Abenteuer von Tim und Struppi - ein spät erfüllter Wunsch von Hergé, der sich noch kurz vor seinem Tod 1983 für eine Verfilmung von Spielberg ausgesprochen haben soll. Geplant war eigentlich ein Dreiteiler, doch bisher erschien kein weiterer Film.
Höchstpreise auf Auktionen
Die Fans lieben Tim und Struppi bis heute und sind bereit für Originalzeichnungen viel Geld auszugeben. Das Originaltitelbild zu „Der blaue Lotus“ ist eines der teuersten Comics der Welt: 2021 wurde es für 3,2 Millionen versteigert. Auch das Titelblatt zu „Tim in Amerika“ erzielte eine hohe Summe auf einer Auktion: 2,1 Millionen Euro war es einem Bieter wert.
Rund um die Welt und darüber hinaus
Bei seinen Abenteuern reist Tim um die ganze Welt. Der erste Band spielt in der damaligen Sowjetunion, später reist er in den Kongo, nach Amerika, nach Ägypten und sogar auf den Mond – lange vor Neil Armstrong. Tims Schöpfer Hergé dagegen reiste kaum und kannte viele Länder nur aus Berichten.
Nicht alle lieben Tim und Struppi
An der Comic-Serie gibt es jedoch auch Kritik. Der erste Band entstand 1929, da war Hergé 20 Jahre alt.
Seine Darstellungen sind stark vom damaligen Zeitgeist geprägt, was man nicht nur daran merkt, dass es im Grunde keine weiblichen Hauptfiguren gibt. Hergés Darstellungen von Afrika im Band "Tim im Kongo" beispielsweise würde man heute klar als rassistisch einstufen.
"Er stand sehr unter dem Einfluss seines Ziehvaters, einem katholischen Priester, der mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. Und die ersten Alben wurden quasi diesem jungen Zeichner in Brüssel, der wenig intellektuellen Hintergrund hatte, in die Feder diktiert", erklärt Comic-Fachmann Alexander Braun. Er bezeichnet den Band "Tim im Kongo" als "Propagandaalbum".
(Quellen: nho, Deutschlandradio)