"Die meisten Männer werden das nicht mehr vergessen"
Sexueller Missbrauch, nicht mit uns! 300 prominente Frauen in Hollywood haben die Initiative "Time's up" gegründet, die auch die Golden Globes beeinflussen könnte. Die "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann sagt nach dieser Nachricht ein "Ende der Kultur der sexuellen Ausbeutung" voraus.
In Hollywood stehen die großen Preisverleihungen an. In diesem Jahr werden sie vermutlich etwas turbulenter werden. Denn die durch die Weinstein-Affäre ausgelöste #MeToo-Debatte über Sexismus und sexuelle Gewalt zieht weitere Kreise.
Mehr als 300 prominente Frauen aus Hollywood - darunter Reese Witherspoon, Shonda Rhimes oder Jennifer Aniston - haben eine Initiative unter dem Titel "Time's up" (= "Die Zeit ist reif" oder "Die Zeit ist abgelaufen") gestartet, indem sie einen Offenen Brief in der "New York Times" und der spanischsprachigen "La Opinión" publiziert haben.
Darin fordern sie ein Ende der Straflosigkeit für Täter und Arbeitgeber in Fällen sexueller Belästigung oder sexueller Gewalt - nicht nur in Hollywood, sondern auch in schlechter bezahlten Branchen. Zugleich rufen die Initiatorinnen die Teilnehmerinnen an der Verleihung der Golden-Globes-Filmpreise am kommenden Sonntag auf, bei der Gala schwarz zu tragen - als Statement für Geschlechtergerechtigkeit und gegen Rassismus.
Rechtshilfefonds für Opfer in Höhe von 15 Millionen Euro
Auch ein Rechtshilfefonds für Opfer sexueller Belästigung in Höhe von 15 Millionen Dollar wurde geschaffen. Finanziell wird der Fonds zur juristischen Verteidigung unter anderem von den Schauspielerinnen Meryl Streep und Viola Davis, Sängerin Taylor Swift und Regisseur J.J. Abrams finanziell unterstützt.
"Die Kultur der sexuellen Ausbeutung wird wahrscheinlich damit ein Ende haben", prognostiziert die "taz"-Journalistin Ulrike Herrmann im Deutschlandfunk Kultur. Für Männer seien sexuelle Vergehen eine "tickende Zeitbombe", die noch Jahrzehnte später ihre Karriere ruinieren könnte. "Und das werden auch die meisten Männer nicht mehr vergessen", sagte Herrmann.
Die #Metoo-Debatte sei deswegen so wichtig, weil Frauen in den USA zum ersten Mal das Gefühl hätten, dass sie zusammenstehen, meinte Herrmann:
"Und deswegen ist tatsächlich politisch besonders relevant dieses Sichtbarwerden, dass also tatsächlich 300 Frauen aus Hollywood sich da zusammen tun."
(huc/dpa/AFP)