Timm Koch: "Das Supermolekül. Wie wir mit Wasserstoff die Zukunft erobern"
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2019
173 Seiten, 18 Euro
Plädoyer für saubere Energie aus Wasserstoff
05:24 Minuten
Wasserstoff sei der klimaneutrale Energieträger der Zukunft, so lautet die These von Timm Koch.In seinem Buch zeigt er die neuesten technologischen Entwicklungen auf, kritisiert die Politik und wünscht den Stromkonzernen den baldigen Untergang ihres Monopols.
Das Elektroauto hat es schwer in Deutschland. Zu teuer, zu wenig Reichweite, zu lange Ladevorgänge. Wenn es nach Timm Koch ginge, gäbe es längst eine bessere Alternative. In seinem Buch "Das Supermolekül" legt er dar, wie mit Wasserstoff die mobile und energetische Zukunft Deutschlands und der Welt gestaltet werden könnte.
Vor fast 20 Jahren gab es einen ersten Hype um Wasserstoffautos, die mit Brennstoffzellen fuhren. Aus den Studien von damals ist nichts geworden. Heute reden alle nur noch über Elektromobilität und Akkus. Timm Koch fasst nicht nur die wichtigsten historischen Entwicklungen der Wasserstoffnutzung zusammen. Er zeigt auch sehr verständlich, was sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie getan hat.
Das häufigste Element im Universum
Wasserstoff ist nicht nur das einfachste, sondern auch das häufigste Element im Universum. 75 Prozent der gesamten Masse des Weltalls bestehen daraus. Auch auf unserer Erde ist Wasserstoff in gebundener Form als Wasser (H2O) im Übermaß vorhanden. Mit Strom kann Wasser aufgespalten werden in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O). In einer Brennstoffzelle wird aus dem gewonnenen Wasserstoff wieder Strom. Das Abfallprodukt: Wasser. Sauberer geht es nicht – solange der Strom zur Spaltung des Wassers aus regenerativen Quellen gewonnen wird.
Überschüssige Wind- und Solarenergie könnte zur Wasserstoffgewinnung eingesetzt werden. Oder in naher Zukunft vielleicht speziell gezüchtete Algen.
Klimaneutraler Brennstoff der Zukunft
Im lockeren Reportageton beschreibt Timm Koch seine Begegnungen mit Windparkbetreibern, führenden Forschern an deutschen Universitäten, Politikern und Vertretern der Stahl- und Autoindustrie. Die Vision seines Buches für eine ökologisch und klimatisch rundum verträgliche Energieversorgung mutet utopisch an: Am liebsten sähe er Elektrolyseure zur Erzeugung von Wasserstoff für den Eigenbedarf in jedem Haus – zum Heizen, Verstromen oder Tanken. Technisch ist das heute kein Problem mehr. Im Weg stehen nach Timm Kochs Ansicht hierzulande die Politik und kartellähnliche Industriestrukturen. In anderen Ländern, vor allem in Asien, ist man da schon weiter.
Das Buch plädiert stellenweise geradezu agitatorisch für Wasserstoff als Brennstoff der Zukunft. Timm Koch scheut sich nicht, lautstark für seine Überzeugung zu trommeln. Geradeheraus wirft er den Autobauern vor, ein Maximum an Subventionen für eine umweltschädliche Batterietechnolgie abgreifen zu wollen, und wünscht den Stromkonzernen den baldigen Untergang ihres Monopols. Ungeheuer lebendig ist das – und meinungsstark. Dadurch weitet "Das Supermolekül" auf eindringliche Art den Horizont für all die spannenden Entwicklungen an der Brennstoffzellen-Front, die in Deutschland vielleicht bislang zu wenig beachtet werden.