Tino Sehgal über Heiligkeit

Manche Sachen nicht rigide verteidigen

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Der Künstler Tino Sehgal aufgenommen am 06.11.2017 in der Volksbühne in Berlin sitzt vor einem roten Vorhang
Für Tino Sehgal hatten religöse Konflikte ihre Ursache in falsch verstandener Heiligkeit. © dpa-Zentralbild / ZB / Britta Pedersen
Von Gerd Brendel |
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"In so nem heiligen Sinne sollte einem nichts heilig sein", findet der Künstler Tino Sehgal. In unserer Reihe "Was mir heilig ist" berichtet der Choreograph von seinen frühen religiösen Erfahrungen.
"Erstmal finde ich's eine gute Frage. Ist ja ein Begriff, der in unserem Glaubenssystem gar nicht so vorkommen darf", sagt der Künstler und Choreograph Tino Sehgal. "Was mir selber heilig ist? Sicher die eigenen Kinder." Er ist ein Schwabe mit einem indischen Vater.
Indien sei ihm aber weniger heilig, mehr seine frühen Erfahrungen mit Religion: "Ich bin halt zur Kommunion gegangen, und das wollte ich auch selber. Ich bin von meinen Eltern nicht zur Kommunion geschickt worden. Habe dann selber mit einem Kaplan in der Schule einzeln Stunden gemacht, da gab's dann eine Messe, auch den Moment mit der Hostie und so. Das Knien fand ich immer ganz eindrucksvoll, ob das jetzt heilig war? Aber das könnte meine Antwort sein."

Der Preisträger des Goldenen Löwen der Biennale Venedig hat 2015 im Berliner Martin-Gropius Bau mit einer Werkschau in leeren Räumen bespielt. Tino Sehgals Performances leben nur in der Erinnerung der Besucher.
"Ich glaube, das ist auch eine falsch verstandene Heiligkeit, wenn man die Sachen zu rigide nimmt." Abschließend sagt er: "In so nem heiligen Sinne sollte einem nichts heilig sein."
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