Tipps von den Bands auf Tour
Einmal mit einer Band durch die Welt touren - wer sich diesen Traum nicht erfüllen kann, hat das Buch "Indie Travel Guide" von Manuel Schreiner und Mirjam Kolb als Ersatz. Kernstück des Buches: die persönlichen Tipps von Indie-Musikern für ein gutes Frühstück, deftige Drinks und spannende Plattenläden in den Metropolen Europas.
"Die ganze Nacht im Tourbus hast Du kein Auge zu gekriegt, der Fahrer denkt, er sei Schumi persönlich und du bist in deiner Koje hin und her geworfen worden von seiner Kurventechnik. Jetzt stehst du draußen auf der Straße in einer fremden Stadt, reibst dir die Müdigkeit aus den Augen und denkst eigentlich nur noch an eines: Frühstück!"
Das Leben in einer Rock-and-Roll-Band ist in unserer prosaischen und durchtechnisierten Welt vielleicht das letzte Abenteuer, das junge Männer - und auch immer mehr Frauen - zu interessanten Charakteren formen kann. Piraten nicht unähnlich, sehr verwandt dem Zirkus und überhaupt allem fahrenden Volk, reisen sie durch die Lande und erleben Dinge, von denen wir Normalos nur träumen - oder auch lieber nicht.
Was Richard Archer, Chef der britischen Band Hard-Fi, oben beschreibt, erleben Hunderte junger Musiker mehrmals im Jahr, und Hunderttausende ihrer Fans sehnen sich nach gleichen Abenteuern oder wenigstens durchwachten Nächten voller Exzess. Dann aber wird es Morgen und: Frühstück. Ein ordentliches Omelette mit Schinken muss es sein. Wer aber nun weiß, zum Teufel, wo in dieser neuen, unbekannten Stadt derlei aufzutreiben ist? Nun, die, die sich auskennen. Ganz einfach.
Die Idee des "Indie Travel Guide" ist so einfach und genial, dass man sich fragt, warum ein solches Buch erst jetzt auf den Markt kommt. Manuel Schreiner und Mirjam Kolb haben mehr als 150 Musiker und Bands aus Europa und Großbritannien nach ihren ganz persönlichen Empfehlungen für das musische fahrende Volk von heute gefragt, das dringend ein gutes Frühstück, deftige Drinks und spannende Plattenläden zum Überleben braucht.
Neben großen Namen wie den Kooks, Hard-Fi oder auch den Editors, kommen Dutzende kleiner Acts zu Wort, die tatsächlich noch im eigenen kleinen Bus unterwegs sind und die seltsamsten Orte in einigen sehr unbekannten Städten kennen lernen.
Das macht denn auch den besonderen Reiz dieses Reiseführers aus: Staines, nahe London in der Einflugschneise zum Flughafen Heathrow gelegen, dürfte wohl kaum in einem normalen Reiseführer auftauchen. Da aber die sehr erfolgreichen Hard-Fi-Musiker von dort kommen, lernen wir nunmehr, dass auch in dieser Schlafstadt kulturelles Leben existiert, man Platten kaufen und aufregende Dinge erleben kann.
Allerdings muss Richard Archer zugeben, dass das wirklich Wichtige an Staines in der guten Verkehrsanbindung nach London besteht. Russell Leetch, der Bassist der Band Editors, ist sehr ehrlich und gibt zu, dass ihm in seiner Heimatstatdt Birmingham partout keine Sehenswürdigkeit einfallen will. Dafür singt Eddie Argos, der exzentrische Sänger der Band Art Brut, ein Loblied auf Bournemouth im Süden Englands. Fast scheint es, jedes Sandkorn am Strande der Stadt sei von exzeptioneller Qualität.
Man darf also nicht alles wörtlich nehmen, in diesem Reiseführer. Und wer Berlin mit Jürgen Vogel - der Schauspieler ist mit im Buch, weil er mal mit der Hansen Band gesungen hat - Tipps erleben will, wird sich recht schnell langweilen. Aber vielleicht will Vogel ja auch nicht seine geheimen Lieblingsorte verraten.
Die vielen Karten, exklusiven Fotos und eigens von manchen Musikern angefertigten Zeichnungen machen dieses Buch auch in Zeiten der digitalen Reiseführer wertvoll. Wenngleich dieser Travel Guide bereits bei Erscheinen ein wenig veraltet ist: So hat sich die eine oder andere Band schon wieder aufgelöst, mancher Plattenladen musste schließen und Camden Town in London ist nach einem schlimmen Brand vor einigen Monaten schwer angeschlagen.
Dennoch: Wer zu jenen Menschen gehört, die noch immer wissen wollen, welche neue Band gerade wichtig und womöglich auf Tournee ist, der wird an diesem Reiseführer seinen Spaß finden. Den vermögen auch die reichhaltigen Rechtschreib- und Druckfehler nicht zu trüben.
Rezensiert von Andreas Müller
Manuel Schreiner/Mirjam Kolb: Indie Travel Guide UK & Europa
Übersetzung der englischen Texte von Florian Lamp
Rockbuch Verlag
576 Seiten, 19,90 Euro
Das Leben in einer Rock-and-Roll-Band ist in unserer prosaischen und durchtechnisierten Welt vielleicht das letzte Abenteuer, das junge Männer - und auch immer mehr Frauen - zu interessanten Charakteren formen kann. Piraten nicht unähnlich, sehr verwandt dem Zirkus und überhaupt allem fahrenden Volk, reisen sie durch die Lande und erleben Dinge, von denen wir Normalos nur träumen - oder auch lieber nicht.
Was Richard Archer, Chef der britischen Band Hard-Fi, oben beschreibt, erleben Hunderte junger Musiker mehrmals im Jahr, und Hunderttausende ihrer Fans sehnen sich nach gleichen Abenteuern oder wenigstens durchwachten Nächten voller Exzess. Dann aber wird es Morgen und: Frühstück. Ein ordentliches Omelette mit Schinken muss es sein. Wer aber nun weiß, zum Teufel, wo in dieser neuen, unbekannten Stadt derlei aufzutreiben ist? Nun, die, die sich auskennen. Ganz einfach.
Die Idee des "Indie Travel Guide" ist so einfach und genial, dass man sich fragt, warum ein solches Buch erst jetzt auf den Markt kommt. Manuel Schreiner und Mirjam Kolb haben mehr als 150 Musiker und Bands aus Europa und Großbritannien nach ihren ganz persönlichen Empfehlungen für das musische fahrende Volk von heute gefragt, das dringend ein gutes Frühstück, deftige Drinks und spannende Plattenläden zum Überleben braucht.
Neben großen Namen wie den Kooks, Hard-Fi oder auch den Editors, kommen Dutzende kleiner Acts zu Wort, die tatsächlich noch im eigenen kleinen Bus unterwegs sind und die seltsamsten Orte in einigen sehr unbekannten Städten kennen lernen.
Das macht denn auch den besonderen Reiz dieses Reiseführers aus: Staines, nahe London in der Einflugschneise zum Flughafen Heathrow gelegen, dürfte wohl kaum in einem normalen Reiseführer auftauchen. Da aber die sehr erfolgreichen Hard-Fi-Musiker von dort kommen, lernen wir nunmehr, dass auch in dieser Schlafstadt kulturelles Leben existiert, man Platten kaufen und aufregende Dinge erleben kann.
Allerdings muss Richard Archer zugeben, dass das wirklich Wichtige an Staines in der guten Verkehrsanbindung nach London besteht. Russell Leetch, der Bassist der Band Editors, ist sehr ehrlich und gibt zu, dass ihm in seiner Heimatstatdt Birmingham partout keine Sehenswürdigkeit einfallen will. Dafür singt Eddie Argos, der exzentrische Sänger der Band Art Brut, ein Loblied auf Bournemouth im Süden Englands. Fast scheint es, jedes Sandkorn am Strande der Stadt sei von exzeptioneller Qualität.
Man darf also nicht alles wörtlich nehmen, in diesem Reiseführer. Und wer Berlin mit Jürgen Vogel - der Schauspieler ist mit im Buch, weil er mal mit der Hansen Band gesungen hat - Tipps erleben will, wird sich recht schnell langweilen. Aber vielleicht will Vogel ja auch nicht seine geheimen Lieblingsorte verraten.
Die vielen Karten, exklusiven Fotos und eigens von manchen Musikern angefertigten Zeichnungen machen dieses Buch auch in Zeiten der digitalen Reiseführer wertvoll. Wenngleich dieser Travel Guide bereits bei Erscheinen ein wenig veraltet ist: So hat sich die eine oder andere Band schon wieder aufgelöst, mancher Plattenladen musste schließen und Camden Town in London ist nach einem schlimmen Brand vor einigen Monaten schwer angeschlagen.
Dennoch: Wer zu jenen Menschen gehört, die noch immer wissen wollen, welche neue Band gerade wichtig und womöglich auf Tournee ist, der wird an diesem Reiseführer seinen Spaß finden. Den vermögen auch die reichhaltigen Rechtschreib- und Druckfehler nicht zu trüben.
Rezensiert von Andreas Müller
Manuel Schreiner/Mirjam Kolb: Indie Travel Guide UK & Europa
Übersetzung der englischen Texte von Florian Lamp
Rockbuch Verlag
576 Seiten, 19,90 Euro