Tobias Moorstedt: „Wir schlechten guten Väter“

Schluss mit Papas Ausreden!

07:06 Minuten
Das Cover des Buchs "Wir schlechten guten Väter" von Tobias Moorstedt.
© DuMont

Tobias Moorstedt

Wir schlechten guten Väter. Warum Männer sich erfolgreich gegen Familienarbeit wehren - und warum wir das dringend ändern müssenDuMont, Köln 2022

224 Seiten

22,00 Euro

Von Axel Rahmlow |
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Familie ist Frauensache? Auch 2022 ist das der Normalzustand in Deutschland. Tobias Moorstedt appelliert an alle Väter: Hören wir auf, uns zu belügen! Für unsere Kinder. Für unsere Partnerinnen. Für uns selbst.
Deutschland 2022: Väter wollen mehr Zeit in ihre Kinder und die Familienarbeit investieren. Aber das ist stressig. So machen es sich dann doch zu viele mit lange bewährten Ausreden in ihrer Arbeitswelt bequem: „Ich kann mir das nicht leisten.“ – „Die Mama lässt mich nicht.“ – „Sie kann das doch eh viel besser.“
Tobias Moorstedt knöpft sich diese Ausreden in seinem Buch „Wir schlechten guten Väter” kapitelweise vor. Er will ergründen, warum Anspruch und Wirklichkeit noch immer so oft auseinanderliegen.
Die Angst vor dem Karriereknick
Die gesammelten Statistiken und Studien lesen sich wie eine Anklage: Nur sieben Prozent aller Väter von kleinen Kindern arbeiten in Teilzeit, nur 40 Prozent nehmen Elternzeit. Für die Mütter dagegen ist beides der Normalzustand. Bei der Haus- und Familienarbeit sieht es nicht anders aus: Frauen leisten im täglichen Schnitt fünf Stunden Familienarbeit, Väter nur zweieinhalb Stunden am Tag.
Keine der Statistiken ist neu. Auch Moorstedts Analyse nicht: Die uralten Rollenbilder von Frauen und Männern wirken noch, auch bei den Müttern. Die Väter wollen zwar mehr, aber haben Angst vor dem Karriereknick.
Moorstedt nimmt sich selbst nicht aus. Wiederholt beschreibt er reuig sein eigenes Scheitern an der Vaterrolle. Das sorgt im Buch allerdings eher für ein schlechtes Gewissen als für Aufbruchsstimmung. Trotzdem ist seine Bestandsaufnahme ein lesenswerter Einstieg in die Hintergründe – und ein Appell: „Kümmert Euch! Ändert was! Ihr könnt bei Euch selber anfangen. Für Eure Kinder. Und für Euch.“
Weniger Arbeiten: leichter gefordert als umgesetzt
Spannender ist dagegen die Auseinandersetzung mit den Lösungsideen. Die liefert Moorstedt in „Wir schlechten guten Väter“ gleich dazu: Macht Euch ehrlich! Redet mit Euren Partnerinnen! Und jenseits von Worten: Arbeitet weniger im Job! Dass gerade letzteres in vielen Arbeitsverhältnissen und Berufsfeldern immer noch leichter gefordert als umgesetzt ist, sagt Moorstedt zwar selbst. Aber als Argument lässt er es doch nicht gelten.
Best-Practice-Bespiele von Piloten oder Podcastern zeigen, was möglich ist. Aufschlussreicher wäre gewesen, was Handwerker oder Mitarbeiter aus sehr kleinen Firmen zu berichten haben, also aus Jobwelten, in denen ein Zurückstecken nicht so einfach möglich ist.
Politische Lösungen sind nötig
Moorstedt schafft es an vielen Stellen, die Zusammenhänge zwischen individuellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufzuzeigen. Auch bei den möglichen Lösungen reißt er einige Ideen an: Die Elterngeldlösung in Island, eine 35-Stunden-Woche, ein bedingungsloses Grundeinkommen, ein Abschaffen des Ehegattensplittings.
Vieles bleibt hier an der Oberfläche. Doch die Ideensammlung zeigt, wohin der Lösungsweg führen kann: Weg vom Einzelfall, hin zur grundsätzlichen Frage, was uns Familie und Familienarbeit wert sind und wert sein sollten. Die individuelle Suche nach Lösungen hat auch eine politische Dimension. Das kann auf gestresste Väter beruhigend wirken. Oder eine neue Ausrede bieten.

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