Tochter des Fußballgottes

Von Karen Naundorf |
Wie der Fußballstar Diego Maradona wirklich ist, wissen nur wenige. Am nächsten ist ihm vielleicht seine älteste Tochter Dalma. Sie ist Schauspielerin und hat ein Theaterstück über ihren Vater und sich geschrieben. Der unbescheidene Titel lautet: "Die Tochter Gottes".
In Argentinien gilt Diego Armando Maradona als Fußballgott. Einer seiner Fanclubs nennt sich Iglesia Maradoniana, auf deutsch maradonianische Kirche. Und wenn El Diego also Gott ist – was ist seine Tochter Dalma dann? Richtig, die Tochter Gottes.

Dalma Maradona: "Mein Name ist Dalma Nerea Maradona Villafañe. Ich bin Tochter von Diego Armando Maradona und Claudia Rosana Villafañe. Mein Papa ist Fußballprofi. Meine Mutter ist Hausfrau. – Und Unternehmerin, persönliche Therapeutin, Managerin, Presseteam, Reisebüro, Mutter, Tante und Großmutter. Sie hat immer davon geträumt, Wirtschaft zu studieren. Aber Papa hat das nicht zugelassen, weil er eifersüchtig war."

Dalma Maradona, 25 Jahre alt, wohnt in Buenos Aires und hat gerade die Schauspielschule abgeschlossen. Sie hat lange Haare und ein rundes Gesicht, das so freundlich aussieht, dass sich ihr großer Traum wohl nicht erfüllen wird: Einmal in einem Stück einen richtig fiesen Charakter zu spielen. In ihrem ersten eigenen Theaterstück "Die Tochter Gottes", erzählt sie von sich und ihrem Vater, zeigt Familienvideos. Diego und Dalma in der Badewanne. Beim Hoppe-Reiter-Spiel. Dass ihr Vater ein Gott ist, glaubt sie übrigens glücklicherweise nicht.

Dalma: "Viele Leute sagen mir: Grüß Gott von mir! Ich sage: Wen?"

Dalma sagt, der Titel des Theaterstücks sei ironisch gemeint. Aber auch, dass sie durchaus der Ansicht ist, dass ihr Vater auf dem Fußballplatz Übernatürliches geleistet hat. Weshalb sie seine schönsten Tore auf der Leinwand zeigt. Mehr als eine Stunde steht Dalma in dem Stück auf der Bühne, zusammen mit einem Stichwortgeber, der wie damals Manuel Andrack bei Harald Schmidt ab und zu einen Einwurf macht.

Die Theaterwelt wird Dalma damit sicherlich nicht revolutionieren. Trotzdem ist das Stück einzigartig. Es gibt nie da gewesene Einblicke in die Familie Maradona. Das fängt schon in Dalmas Kindheit an: Wenn Dalma oder ihre Schwester eine neue Puppe haben wollten, mussten sie eine aussortieren, die dann in einem Armenviertel verschenkt wurde. Erst dann gab es eine neue. Sie erzählt auch von ihrem zwölften Geburtstag, zu dem ihr Vater ihr einen gelben VW Beetle schenkte. Nur weil sie ein paar Tage vorher auf der Straße über einen Beetle gesagt hatte: Was für ein tolles Auto!

"Ich sagte ihm: Papa, du hast mir ein Auto geschenkt. Ich bin zwölf. Ich kann nicht fahren. / Er: Dann sollen deine Freunde fahren! / Meine Freunde sind auch erst zwölf, Du Genie!"

Das Auto gab sie damals übrigens zurück. Ziemlich reif für eine Zwölfjährige.

"Er verstand, dass ein Geschenk nichts mit unser Beziehung zu tun hat. Dass ich ihn deshalb nicht mehr oder weniger lieben werde."

Klar wird auf jeden Fall: Es ist nicht einfach, die Tochter eines Fußballgottes zu sein, in einem Land, in dem die meisten fanatische Fans sind. Dafür wirkt Dalma überraschend normal und natürlich, sie hätte auch anders geraten können: Schließlich war sie schon mit acht ein Kinderstar im argentinischen Fernsehen, in der Sendung "Cebollitas", in der es um Jugendliche in einem Fußballclub ging.

Das mit den Jungs ist besonders schwierig. Die meisten trauen sich erst gar nicht, Dalma anzusprechen. Vielleicht weil sie Diego verehren. Oder weil er einmal gesagt hat: 'Wenn ein Junge eine meiner Töchter mehr als zwei oder drei Mal zum Weinen bringt, wird er einen Unfall haben'. Als Dalma ihren ersten Freund Zuhause vorstellte, war Diego ziemlich eifersüchtig.

Dalma:"Er war ziemlich trocken: Hallo, wie geht’s? Ich bin Diego. Und weg war er. Mein Freund zitterte vor Angst. Und ich war sauer: Warum benimmst du dich so abweisend? Dann hat er sich entschuldigt und ein Grillfest für meinen Freund organisiert."

Neun Jahre lang hielt die Beziehung, zurzeit ist Dalma solo. Beruflich kommt sie gut voran: Theaterstücke, Fernsehserien, auch in einem Kinofilm hat sie schon mitgespielt. Sie und ihr Vater sind ein Herz und eine Seele, die beiden telefonieren täglich. Wobei Dalma offen zugibt, dass die Beziehung zwischen Tochter und Vater lange schwierig war. Doch nach einer Psychotherapie und langen Gesprächen mit Freunden, lernte sie, ihn zu akzeptieren wie er ist.

Dalma: "Wenn ich sterbe, möchte ich wieder geboren werden, als Tochter von Diego Armando Maradona. Der kein Gott ist, sondern mein Papa."