"Man darf die Liebe nicht den Idioten überlassen"
Nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte hat sich die Band Tocotronic neu erfunden. Der Sänger Dirk von Lowtzow erzählt, warum es im "Roten Album" um die Liebe geht.
Die Liebe sei ein Ereignis, sagte der Musiker Dirk von Lowtzow im Deutschlandradio Kultur. "Ereignis in dem Sinne, dass die Liebe Grenzen zu sprengen vermag, Körperpanzer zu sprengen vermag, aber auch Dinge durcheinander wirbeln kann, Rahmenbedingungen sprengen kann." Bei der Arbeit an dem neuen "Roten Album" der Band Toctronic, das am 1. Mai erscheint, sei er nicht etwa gerade verliebt gewesen. "Ich brauche zum Songschreiben eigentlich keine akuten Gefühlswallungen", sagte er.
Stolperfallen vermeiden
Die Liebe sei einerseits ein sehr großes Thema, an dem man sich leicht verheben könne. "Es gilt da natürlich bestimmte Stolperfallen zu vermeiden, Steine aus dem Weg zu räumen, andere Steine sich vielleicht in den Weg zu räumen, weil es die Sache interessanter macht." Es gehöre eine gewisse Melodramatik dazu, ein gewisses Pathos und auch Romantik. "Es kommt ja, wie bei sehr vielen Dingen, auf die richtige Dosierung an. "Man darf die Liebe nicht den Idioten überlassen."
Band auf Selbstfindung
Die Arbeit an dem neuen Album sei auch ein Selbstfindungsprozess gewesen, sagte der Musiker. Die Bandmitglieder Arne Zank, Rick McPhail, Jan Müller und er hätten viel über ihre Sicht auf die Liebe gesprochen. "Natürlich sind wir eine Band und wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, aber vielleicht gerade weil man sich so gut kennt und so viel Zeit miteinander verbringt, redet man gar nicht mehr so viel über persönliche Sachen." Das sei ein ganz normaler Prozess. Aber durch das Gespräch über Liebe hätten sich alle den anderen gegenüber öffnen müssen. "Es gibt ja auch ein Lied auf dem Album, das "Ich öffne mich" heißt", sagte Lowtzow. "Das war ein sehr interessanter und beglückender Prozess."