Durch Trauer können wir lernen
05:12 Minuten
Oft sind Hunde, Katzen oder Pferde wie beste Freunde. Wenn sie sterben, bricht für manche die Welt zusammen. Emotional nimmt es sie dann genau so mit, wie der Verlust eines geliebten Menschen.
"Also meine Katze, die Schniggi, die ist vor einem Jahr gestorben, an einem Herzfehler, von dem wir nichts wussten. Ich war zu dem Zeitpunkt schwanger und sehr emotional, das heißt, bei mir ist eine Welt zusammengebrochen, das war ganz schlimm."
Ob die Katze. Oder der Rauhaardackel:
"Wir mussten ihn als ich 15 war, einschläfern lassen und es war sehr, sehr schmerzhaft, also ich bin danach in den Urlaub gefahren mit meinem Vater und hab halt zwei Wochen nur durchgeheult."
Ob die Katze. Oder der Rauhaardackel:
"Wir mussten ihn als ich 15 war, einschläfern lassen und es war sehr, sehr schmerzhaft, also ich bin danach in den Urlaub gefahren mit meinem Vater und hab halt zwei Wochen nur durchgeheult."
Für tierlose Menschen mag das rührend, aber auch übertrieben vielleicht sogar albern wirken, wenn Tierhalter um ihre verstorbenen Meerschweinchen, Hamster oder Schildkröten trauern wie um einen verlorenen Menschen. Dabei sind die Tierliebhaber in prominenter Gesellschaft: Schon der Alte Fritz wollte lieber bei seinen Windhunden begraben werden als neben seiner Familie.
Tiere sind eben schon längst nicht nur Nutztiere, sondern sind schon oft ein Teil von uns, sagt die Psychologin Andrea Beetz:
"Kinder zum Beispiel beschreiben die Heimtiere immer mit als Familienmitglieder und dementsprechend aufgrund dieser hohen sozialen und emotionalen Wertigkeit ist auch der Verlust ebenso bedeutsam und mit großer Trauer besetzt. Also man verliert ja jemanden, mit dem man auch im Alltag immer zu tun hatte und dann fehlt so ein Teil im Leben und ganz viele Kleinigkeiten im Alltag erinnern einen dann auch immer wieder ans Heimtier, man hört ein Geräusch und denkt, ach, das ist das Rascheln vom Kaninchen im Stroh und dann fällt einem ein, ach, das ist ja erst gestorben."
Routinen fallen auf einmal weg. Der Gassi-Gang am Morgen, das Käfig saubermachen jeden Donnerstag. Wenn man nachhause kommt, kratzt nicht schon der Kater an der Tür.
Tiere sind eben schon längst nicht nur Nutztiere, sondern sind schon oft ein Teil von uns, sagt die Psychologin Andrea Beetz:
"Kinder zum Beispiel beschreiben die Heimtiere immer mit als Familienmitglieder und dementsprechend aufgrund dieser hohen sozialen und emotionalen Wertigkeit ist auch der Verlust ebenso bedeutsam und mit großer Trauer besetzt. Also man verliert ja jemanden, mit dem man auch im Alltag immer zu tun hatte und dann fehlt so ein Teil im Leben und ganz viele Kleinigkeiten im Alltag erinnern einen dann auch immer wieder ans Heimtier, man hört ein Geräusch und denkt, ach, das ist das Rascheln vom Kaninchen im Stroh und dann fällt einem ein, ach, das ist ja erst gestorben."
Routinen fallen auf einmal weg. Der Gassi-Gang am Morgen, das Käfig saubermachen jeden Donnerstag. Wenn man nachhause kommt, kratzt nicht schon der Kater an der Tür.
Bewusste Entscheidung für ein Tier
Für ein Tier entscheidet man sich oft ganz bewusst, wenn man zum Beispiel ins Tierheim geht und sagt, dieser Hund soll bei mir wohnen. Für Corinna war es sogar noch mehr. Sie wollte ihr Reitbeteiligungspferd Jubel retten:
"Weil das in einem ganz, ganz schlechten Stall war, also die Pferde wurden da eingepfercht in eine Halle und seitdem hatte ich dann auch das eigene Pferd, was zu dem Zeitpunkt einer meiner größten Träume war, also hat sich so ein Lebenstraum erfüllt. Er war nie der Schönste, hatte zeitweise den Spitznamen Gnu, dann einen fürchterlichen Senkrücken, aber wir haben ihn dann doch, als er bei uns war, wieder soweit aufpeppeln können, dass er wirklich ein ganz ansehnliches Tier war, das Fell hat geglänzt, er war so schön rot-braun mit schwarzer Mähne."
"Weil das in einem ganz, ganz schlechten Stall war, also die Pferde wurden da eingepfercht in eine Halle und seitdem hatte ich dann auch das eigene Pferd, was zu dem Zeitpunkt einer meiner größten Träume war, also hat sich so ein Lebenstraum erfüllt. Er war nie der Schönste, hatte zeitweise den Spitznamen Gnu, dann einen fürchterlichen Senkrücken, aber wir haben ihn dann doch, als er bei uns war, wieder soweit aufpeppeln können, dass er wirklich ein ganz ansehnliches Tier war, das Fell hat geglänzt, er war so schön rot-braun mit schwarzer Mähne."
Die Tiere brauchen uns, wir brauchen die Tiere
Ein Tier braucht uns. Und zeigt uns das auch – es ist nicht hinterhältig oder falsch, sondern geht offen mit seinen Bedürfnissen um. Umso herzzerreißender wird es, wenn die Besitzerin diese Bedürfnisse nicht erfüllen kann. Als Corinnas Jubel eines Tages mit der Hitze zu kämpfen hatte, dachte sie, es sei eine Cholik, wieder einmal schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich. Sie war gerade am Flughafen, als ihre Mutter sie anrief:
"Ich dachte eigentlich, sie will mir sagen, ja, es ist alles soweit ok, er hat jetzt seine Spritze, und stattdessen kam die Nachricht aber: Ja, er ist jetzt leider gestorben. Das war so schlimm für mich, dass ich nicht dabei war und ihn auf diesen letzten Weg begleiten konnte und vor allem, ich mich nicht von ihm verabschieden konnte."
Aber, sagt Andrea Beetz, durch die Tiere haben wir so mit einem Teil des Lebens zu tun, der sonst aus unserer Umgebung fast komplett entfernt wurde:
"Die Kinder kriegen so natürlich überhaupt was über Tod mit, was ja heute in der Gesellschaft gar nicht mehr so vorkommt. Heute lagern wir das ja alles aus, klar durch die Pflege, Palliativmedizin, Hospize. Also das ist da schon eine Erfahrung, die Kinder machen. Jeder würde sie zwar gern davor bewahren, weil es natürlich traurig ist zu sehen, wie die Kinder trauern, aber wenn man das gut auffängt und gut begleitet, dann ist das auch etwas, wo sie lernen, mit Tod umzugehen."
Auch im Internet gibt es immer wieder Tipps, was man tun kann, wenn das geliebte Haustier stirbt. Immer wieder ist dann der erste Ratschlag: Trauen Sie sich, traurig zu sein.
Von der Mode, das tote Haustier ausstopfen zu lassen, rät die Psychologin Andrea Beetz übrigens ab. Das verzögere den Trauerprozess.
"Ich dachte eigentlich, sie will mir sagen, ja, es ist alles soweit ok, er hat jetzt seine Spritze, und stattdessen kam die Nachricht aber: Ja, er ist jetzt leider gestorben. Das war so schlimm für mich, dass ich nicht dabei war und ihn auf diesen letzten Weg begleiten konnte und vor allem, ich mich nicht von ihm verabschieden konnte."
Aber, sagt Andrea Beetz, durch die Tiere haben wir so mit einem Teil des Lebens zu tun, der sonst aus unserer Umgebung fast komplett entfernt wurde:
"Die Kinder kriegen so natürlich überhaupt was über Tod mit, was ja heute in der Gesellschaft gar nicht mehr so vorkommt. Heute lagern wir das ja alles aus, klar durch die Pflege, Palliativmedizin, Hospize. Also das ist da schon eine Erfahrung, die Kinder machen. Jeder würde sie zwar gern davor bewahren, weil es natürlich traurig ist zu sehen, wie die Kinder trauern, aber wenn man das gut auffängt und gut begleitet, dann ist das auch etwas, wo sie lernen, mit Tod umzugehen."
Auch im Internet gibt es immer wieder Tipps, was man tun kann, wenn das geliebte Haustier stirbt. Immer wieder ist dann der erste Ratschlag: Trauen Sie sich, traurig zu sein.
Von der Mode, das tote Haustier ausstopfen zu lassen, rät die Psychologin Andrea Beetz übrigens ab. Das verzögere den Trauerprozess.