Prediger des gewaltlosen Widerstands
Hoffnungsträger für Millionen Schwarze in den USA: Martin Luther King führte den gewaltfreien Kampf gegen rassistische Diskriminierung an, überlebte drei Bombenattentate und landete mehr als 30 Mal im Gefängnis. Vor 50 Jahren wurde er von einem weißen Rassenfanatiker erschossen.
"This is an NBC news hotline special report. Here is Don Hickman in Memphis: Dr. Martin Luther King jr. was shot outside a Memphis Motel this afternoon. His condition ist not known at this time."
Die Nachrichtensender berichteten am Abend des 4. April 1968 von dem Mordanschlag auf Martin Luther King. Das Attentat galt dem prominentesten Vertreter der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den USA.
King war nach Memphis, Tennessee, gereist, um den Streik der meist afroamerikanischen Müllmänner für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Gegen 18 Uhr trat er auf den Balkon seines Motels, um sich mit seinen Helfern zu unterhalten, darunter Reverend Billy Kyles.
"Wir gingen raus auf den Balkon. Ich ging vor, zwei, drei Meter, und dann fiel der Schuss."
An der Spitze einer Boykott-Bewegung
Martin Luther King, 1929 in Atlanta im Bundesstaat Georgia geboren, war noch ein junger Pfarrer, als er erstmals mit der Rassendiskriminierung in Berührung kam: 1955 wurde in Montgomery eine Afroamerikanerin verhaftet, weil sie sich geweigert hatte, in einem Bus einem Weißen Platz zu machen. King setzte sich an die Spitze einer Bewegung, die zum Boykott der Busse aufrief.
Vor allem sein rhetorisches Talent machte ihn zu einem landesweit bekannten Bürgerrechtler. Legendär wurde seine Rede im August 1963 beim "Marsch auf Washington", als er vor 250.000 Zuhörern seine Vision einer Gesellschaft ohne Rassentrennung entwarf.
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können."
Martin Luther Kings Einsatz für die Rechte der Schwarzen fand in den USA immensen Anklang. 1964 beschloss der Kongress ein Gesetz zur Aufhebung der Rassentrennung. Im gleichen Jahr erhielt er für seinen gewaltfreien Kampf den Friedensnobelpreis.
King wandte sich aber auch gegen die Benachteiligung von Schwarzen im Berufsleben und gegen eine Klassengesellschaft mit einer tiefen Kluft zwischen Arm und Reich. Ebenso empörte ihn der Krieg in Vietnam, was ihn in den Augen konservativer, aber auch liberaler US-Bürger zum Vaterlandsverräter machte.
Verfechter des gewaltlosen Widerstands
Martin Luther King, der sein Leben lang den gewaltlosen Widerstand predigte, war selber zahllosen Angriffen ausgesetzt: Er überlebte drei Bombenattentate, kam mehr als 30 Mal ins Gefängnis und wurde jahrelang vom FBI überwacht.
Am 3. April 1968 hielt King in Memphis, Tennessee, in einer Kirche seine letzte Rede; eine Ansprache, die im Nachhinein wie eine Todesahnung wirkt:
"Ich weiß nicht, was jetzt geschehen wird. Schwierige Tage liegen vor uns, aber das macht mir nichts aus. Denn ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. Ich mache mir keine Sorgen. Wie jeder andere würde ich gerne lange leben, ein langes Leben hat seinen Wert. Aber darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken."
Am Abend des nächsten Tages feuerte ein Heckenschütze von der anderen Straßenseite eine Gewehrkugel auf Martin Luther King. Der Schuss traf ihn am Kopf, wenig später erlag er seiner Verletzung. Robert F. Kennedy, der ehemalige Justizminister, informierte kurz darauf die amerikanische Öffentlichkeit.
"I have very bad news for all of you, …, and that is that Martin Luther King was shot and was killed tonight."
Zwei Monate später wurde Robert Kennedy selber erschossen.
Attentäter zu 99 Jahren Haft verurteilt
Als Mörder Martin Luther Kings verhaftete die Polizei den mehrfach vorbestraften Rassisten James Earl Ray. Er gestand die Tat und wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt, widerrief kurz darauf aber sein Geständnis. Dies führte zu Spekulationen, einflussreiche reaktionäre Kreise oder gar die Bundespolizei FBI und der Geheimdienst CIA stünden hinter dem Attentat. Es blieben Mutmaßungen ohne stichhaltige Beweise.
Die Ermordung Martin Luther Kings war ein Schock für das schwarze Amerika und führte zu gewalttätigen Unruhen in über 100 Städten. Dabei starben mehr als 30 Menschen, Tausende wurden verletzt.
Seit 1986 ist in den USA der dritte Montag im Januar, der "Martin Luther King Memorial Day", ein Nationalfeiertag.