Tofu und Äppler

Von Christiane Kreiner |
Mehr als 300 chinesische Firmen haben sich in den vergangenen Jahren in Frankfurt am Main niedergelassen: von Textilhändlern bis zu chinesischen Bankfilialen. Was zählt, das sind der Flughafen, die Banken, die chinesische Infrastruktur. Ma Zhao He lebt schon mehr als 20 Jahre im Rhein-Main-Gebiet. Er handelt mit Maschinen, berät die chinesische Regierung bei einem Umweltprojekt und produziert Tofu -Tofu in vielen Variationen.
Für Wang Gang gab es drei schlagende Argumente. Es sind viele, sie reisen und sie sind kaufkräftig. Für seine Landsleute, chinesische Touristen, hat er in der Nähe des Frankfurter Römer einen Laden mit deutscher Markenware eröffnet: Anzüge und Messer.

60.000 chinesische Touristen zählte das Fremdenverkehrsamt letztes Jahr. Aber auch immer Geschäftsleute lassen sich nieder: Was zählt, das sind der Flughafen, die Banken, die chinesische Infrastruktur, ein chinesisches Fünf-Sterne Hotel ist zum Beispiel an der Rennbahn geplant. Ma Zhao He lebt schon 20 Jahre im Rhein-Main-Gebiet. Er handelt mit Maschinen, berät die chinesische Regierung bei einem Umweltprojekt und produziert Tofu in vielen Variationen. Vor seinem Laden in der Frankfurter Hauptwache dudelt ein Kassetten-Rekorder ein Loblied auf den Tofu.

Frauenhände zupfen an den Schultern. Leicht genervt blickt der Mann in die Runde. Nein, das Jackett sitzt nicht. Aber das Urteil der sechs Chinesinnen, ihn herumstehen: Schnell das Jackett wieder aus. Hinein in den Shop. Gewühle im T-Shirt Sortiment. Zur Kasse. Tax-Free- Scheine ausfüllen.

"In der Berliner Straße machen wir den größten Umsatz in ganz Deutschland."

Gang Wang, Anzughose, Hemd, Handy in der Hand, um die 40, der Geschäftsmann hat vor drei Jahren den Tax-Free-Shop "Tobosst" eröffnet. Er verkauft deutsche Markenware an chinesische Touristen. Designer-Anzüge, T-Shirts, Lederwaren, Messer, Uhren.

"Sie bekommen immer mehr die Chinesen vom Festland. Chinesen vom Festland sind laut Statistik die einkaufstärkste Nationalität der Welt. Zum Beispiel in Frankfurt haben wir eine Statistik, Chinesen haben einen Marktanteil beim Einkaufen 26 Prozent. Wir sind sozusagen Nr. 1."

Über seinen Umsatz will sich Gang Wang nicht äußern. In den Regalen liegen T-Shirts, sortiert nach Farben. In einem andern stehen Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin-Tabletten und Knoblauchpillen.

"Gute Marken die sind in China bekannt. Viele Leute finden das hilfreich. Wir haben großes Interesse an andere Kultur. Besonders interessant ist: Knoblauchkapseln - und auch ohne Geruch. Geruchlos das ist ganz, ganz wichtig."

Gang Wang hat ist im Norden Chinas aufgewachsen. Er hat in Schanghai und in Frankfurt Wirtschaft studiert. Seit zehn Jahren lebt er in Deutschland. Er arbeitet mit einem deutschen Geschäftspartner zusammen, betreibt zwei Taxfree-Shops, ein China-Restaurant und handelt mit den chinesischen Kreditkarten, die erst seit kurzem in Europa gelten. Deutsch sprechen hat er schon in China gelernt.

"In meiner Kindheit, als ich klein war, habe ich schon deutsche Kultur und deutsche Bücher gelesen, also deutsche Schriftsteller. Oder sagen wir mal viele Chinesen kennen deutsche Tugenden. Wenn man Deutschland chinesisch übersetzt bedeutet es '.XXX', das Land von Tugenden."

Es schade seinem Geschäft eher, wenn in den Etiketten der Kleidungsstücke Made in China stehe, sagt Wang Gang.

"Man legt Wert auf Made in Germany. China ist Welt der Fabrik geworden, aber trotzdem müssen die Leute sie Sachen Made in Germany sehen."

Für Europareisende aus China ist der Tag des Einkaufs der Tag des Abflugs. Deshalb liegt Frankfurt günstig. Zwei Mal am Tag fliegen Maschinen nach Schanghai und Peking. Mit Reiseleiter und Bus kommen die Chinesen in die Innenstadt. In einer halben Stunde können die Touristen es schaffen. Paulskirche, Römer, Dom, alternativ "Goethehaus." Wang Gangs Tax-Free-Shop liegt um die Ecke.

"Die Leute brauchen nicht so viel Zeit zum Bummeln oder ein Geschenk zu suchen. Wir haben ein Restaurant noch nebenbei. Sie essen bei uns und dann kaufen sie logischer weise bei uns ein."

Zwei Türen weiter das dazugehörige Restaurant. 300 bis 400 Gäste zählt der Geschäftsmann an einem Tag in der Hochsaison. 60.000 chinesische Touristen hat das Frankfurt Fremdenverkehrsamt im vergangenen Jahr insgesamt gezählt. Tendenz steigend. Die meisten haben bereits eine Europareise hinter sich. Gang Wang knüpft Kontakt mit dem Reiseleiter. Wichtig: Sie kommen immer wieder.

"Gestern waren sie in Amsterdam gelandet, sie waren in Köln, jetzt Frankfurt und dann München. Im Grunde genommen ein Tag pro Stadt."

Draußen wartet der Bus zum Flughafen und die nächste Gruppe auf Einlass in Gang Wangs Restaurant ".Jing Hai Luo." Eine Schulklasse. In den Händen schlenkern die Kinder Plastiktüten mit den Logos deutscher Marken.

Tofuwerbung: "Die Frankfurter Firma Jin Ma stellt Tofu täglich frisch her. Sojabohnen kommen aus biologischem Anbau und sind Gen-Technik frei. Besuchen sie für weitere Informationen, zum Beispiel für unserer kreativen Weiterverarbeitungen ..."

In der B-Ebene der U-und S-Bahnstation Hauptwache verirren sich eher wenige chinesische Touristen. Vor dem asiatischen Lebensmittelladen spielt der Kassettenrekorder ein Loblied auf den Tofu aus dem Haus "Jin Ma. Ma Zhao He, Chef von Jin Ma möchte mehr Tofu verkaufen – vor allem an deutsche Kunden! Hinter der Brille verbirgt sich ein Lächeln. Vor 20 Jahren kam der Lehrer aus Peking nach Deutschland. Im Rhein-Main Gebiet eröffnete er seinen ersten China-Imbiss.

"Am Anfang hat er wirklich Schwierigkeiten gehabt, weil er konnte die Sprache gar nicht. Und außerdem China war eine Entwicklungsland ist ziemlich arm. Und dass Deutschland sie entwickeln sehr schnell sich. Dann ist er hierher gekommen und hat ein Restaurant geöffnet.
Geschäft ist gut gelaufen. Und dann wirklich sehr zufrieden, aber am Anfang sehr schwer. Weil die Kinder und Frau waren alle in China. Und hier. Wenn man alt geworden ist, schwer die Sprache zu lernen."

Yujii Steffens übersetzt. Die Informatikstudentin aus Kaiserslautern arbeitet in den Semesterferien im Laden von Ma Zhao He. Er lebt mittlerweile umgeben von seiner Großfamilie in einem ruhigen Frankfurter Stadtteil. Fast ein Mal im Monat reist er geschäftlich nach Schanghai. Seit fünf Jahren betreibt er seine Tofuküche in einer ehemaligen Werkstatt am Stadtrand von Frankfurt. Um seinen Tofu bekannt zu machen, ist er am Anfang selbst durch Deutschland gefahren, den Kofferraum voller Tofu, inklusive Rezepte, erzählt er:

"Ich habe mein Auto 10 Karton, 20 Karton, Hamburg zu Stuttgart oder zu Berlin."

Übersetzerin: "Er ist auf diese Idee gekommen, weil damals gab es so viele Tierkrankheiten. Rind, Kuh, Pferde und Schweine. Aber Tofu ist eine Pflanze, biologisch. Deshalb hat er gedacht, Tofu ist ziemlich gesund."

Ma Zhao He betont, dass er als Erster Tofu als Fertigprodukt anbieten kann - in Schnitten oder Rollen, eingelegt in Gewürze Süß, sauer, scharf, eingeschweißt in bunte Plastikverpackungen, kalt zu verzehren oder in der Mikrowelle aufzuwärmen. Auf die Idee sei noch keiner vor ihm gekommen trotz tausendjähriger Tofu Geschichte fügt er hinzu.

Im Hinterhof eines ehemaligen Werkstattgebäudes. Weiße Säcke stapeln sich. Zwei chinesische Arbeiter hantieren an kleinen Maschinen. Sie tragen die "Jin-Ma" Betriebskleidung: Weiße Gummistiefel, blaue Arbeitshosen, Shildkappen und weiße Kittel, auf deren Rückseite ein goldenes Pferd und der Schriftzug "Golden Horse" gestickt ist. Aus einer Maschinen fließt weiße Flüssigkeit in einen Bottich.

"Das ist Sojamilch, das ist Soja Bohne."

Die Sojamilch schlägt Blasen, bildet einen Schaumteppich im Edelstahl-Bottich. Herr He hält die Maschinen an.

"Beispiel: Zuerst die Sojabohne. Sojabohnen direkt aus China. Keine Gentechnik. Aber Amerikaner mit Gentechnik."
"Hier ist zuerst Soja, dann Sojamilch. Da ist es. Koch. Mit dieser Maschine ist es kalt. Hier verpacken.
Das ist hier frischer Tofu. Wie die Kunden wollen, groß klein, wie die Kunden wollen..."

Ma Zhao He erklärt, wie die Tofuproduktion funktioniert. Die gelben Bohnen werden eingeweicht und ausgepresst. Die Sojamilch wird aufgekocht, abgekühlt, die quarkartige Masse in Tücher eingeschlagen, ausgepresst und getrocknet. Pro Stunde produzieren die zwei Mitarbeiter 400 Kilo Tofu. 620 Packungen.

Die Maschinen zur Tofuherstellung hat Ma Zhao He aus Schanghai importiert, auch die flachen Holzkästen, in die der Tofu hineingegossen wird, abkühlt und in Tücher zum Trocknen eingeschlagen wird, stammen aus China. Und er hat einen chinesischen Koch nach Frankfurt geholt, der die Tofurezeptur beherrscht.

"Hier fertige Produkte …
Tofurolle, hier können sie mal gern sehen mit der Geschmack. Eingelegt süß. Das ist scharf."

Der Büroraum neben der Tofuküche ist ganz einfach: ein Faxgerät, eine Teekanne, ein goldenes und ein goldenes Pferd auf dem Schreibtisch. Es ist das Emblem der Firma "Jin Ma". Es bedeutet "Goldenes Pferd". Am liebsten würde Ma Zhao He seinen chinesischen Tofu-Chef-Koch gerne mal im Fernsehen in einer Kochshow sehen, damit noch mehr Leute von seinem Tofu erfahren.

Polly Yu empfängt mich mit einer Tasse Yasmin-Tee am großen Konferenztisch. Die Chinesin, halblanges Haar, dunkelblaues Etuikleid, arbeitet für die Frankfurter Wirtschaftsförderung. Sie berät chinesische Firmen, die sich im Rhein-Main Gebiet niederlassen wollen oder deutsche Geschäftspartner suchen.

"Eigentlich Deutschland ist nicht so kompliziert, Deutschland ist relativ klar. Was brauchen wir zu machen, der Deutsche sagt es ganz klar. Punkt 1, Punkt 2, Punkt 3."

Außer das Steuerrecht - fügt sie noch hinzu. Polly Yu, Mitte 30, ist in Hong-Kong geboren. Sie hat dort "Kommunikation" studiert. Bevor sie nach Frankfurt kam, hat sie in London gelebt. Drei Deutschkurse hat sie gemacht. "Noch zu wenig", sagt sie nebenbei. Sie spricht Englisch, Kantonesisch und Mandarin - die offizielle chinesische Hochsprache - und versucht sich in mehreren chinesischen Dialekten - insgesamt gibt es 56. Bei ihren chinesischen Kunden stiftet das Vertrauen, gerade im Ausland.

"Die zentrale Lage ist eine große Rolle für chinesische Geschäftsleute, wenn sie nach Europa kommen innerhalb von zwei Stunden können chinesische Geschäftsleute ihre Geschäftspartner. Sie können nach Paris, nach England nach Milan mal fahren."

Über 300 chinesische Firmen haben sich in den letzten Jahren im Rhein-Main-Gebiet niedergelassen. Es fing mit einem chinesischen Handelszentrum in der Bürostadt Eschborn an: Kleinere Büros, provisorische Showrooms und Lager unter einem Dach. Textilhändler vor allem. Mittlerweile haben chinesische Banken und Fluggesellschaften ihre Filialen in der Innenstadt eröffnet. Polly Ju will auch kleinere chinesische Unternehmen nach Frankfurt holen. Sie vermittelt dabei zwischen deutscher und chinesischer Art Geschäfte zu machen.

"Für die Chinesen ist es sehr wichtig, erst die Beziehung aufzubauen, bevor man das Gespräch startet. Ich verstehe auch die Deutschen, die bereiten schon alles vor und in einem Meeting wollen sie schon alles erreichen. Die Chinesen in einem Meeting versuchen diese Beziehung aufzubauen. Ja, danach vielleicht im Essen oder eine andere Einladung dann sie sprechen noch mal über das Business. Für die Chinesen ist es sehr wichtig, dass sie dieses Vertrauen zuerst haben."

Um Vertrauen muss Polly Yu ohnehin kämpfen. Vor allem auf deutscher Seite. Zurzeit ist das Misstrauen gegenüber China groß - Produktpiraterie, Plagiathandel, Technologiekopie. Auch Polly Yu liest die Schlagzeilen. Ihre Arbeit erleichtert das nicht.

"Ich finde diesen Eindruck ist sehr schade. Weil für die Chinesen Harmonie ist sehr wichtig. Nicht nur Harmonie mit Chinesen, sondern auch mit andere Leute. Jetzt ist Umwelt ein großes Thema. Jetzt haben wir sogar eine Firma für Umwelt in Frankfurt, das ist im Prozess, die Firma zu gründen. Eine Firma, mit Erdwärme., die andere ist mit Solarenergie."

Die Stadt heißt die chinesischen Investoren willkommen. Mit Hochglanzbroschüren wirbt sie für den Standort Frankfurt mit Äppler, glitzernden Hochhaustürmen, Äppler und Goethe. 2008 wird ein chinesisches Hotel im Stil einer Pagode an die Frankfurter Rennbahn gebaut – und der Rennklub so finanziell saniert. Die Oberbürgermeisterin kehrte vor kurzem von einer Pekingreise zurück. Volkshochschulkurse bieten Wochenenden, "zum Einfühlen in die chinesische Kultur" an. Polly Yu freut das. Sie hilft Netzwerke zu knüpfen. Deutsche und Chinesen treffen sich alle zwei Monate zur "China Lounge." Abende - zwischen Kultur und Geschäft.

"Ghuangzhi ist eine Beziehung. Guangzhi ist sehr wichtig. Bevor wir ein Geschäft mit dem anderen Geschäftspartner machen, müssen wir den anderen verstehen, was machen sie genauer, ist er aggressiv,. Alle diese Sachen möchten die Chinesen vorher schon verstehen. Für die Deutschen ist das Netzwerk."

Polly Ju reist gern. Gerade war sie im Thüringer Wald zum Wandern. Manchmal schreibt sie kleine Reiseberichte für eine chinesische Zeitung. Sie kennt den Rheingau, Rheinhessen, mag das gute Essen, und die Weinproben.

"Ich komme aus Hongkong da gibt es viel mehr Leute. Wenn ich vergleiche mit Hongkong, hier ist weniger los, aber hier hab ich mehr Chance zur Natur zu gehen. Das ist mein erster großer Eindruck in Deutschland. Well in einer großen Stadt wir können die Natur so schnell erreichen. Wir haben die Chance nicht nur die Arbeit, sondern auch die Zeit für uns selbst mit der Natur zu tun. Das finde ich sehr schön."

Galleria Kaufhof. Untergeschoss. Hinter Kosmetikartikeln, Mister Minit und Kosmetikartikeln liegt die Hauptkasse. Gegenüber vom Geschenkeinpackservice sitzen zwei chinesische Frauen an einem Schreibtisch. Sie haben Tax-Free-Zettel, einen Laptop, eine Rechenmaschine vor sich. Listen mit Preisreduktionen und%en und Werbebroschüren mit deutscher Markenware - Uhren, Messern, Töpfe liegen aus. Die beiden Frauen in dunkelblauen Jacketts sind Mitarbeiterinnen des "Asia Center": Heute ist auch ihr Chef Peter Recknagel da, der deutsche Geschäftspartner von Gang Wang vom Taxfree Laden

"500 Touristen am Tag. Jetzt ist Sommerreisezeit. Kann man schon sagen 400 Leute, ja. Wenn's gut läuft.
Also wir haben immer zwei chinesische Mädchen hier sitzen und die wechseln sich auch ab."

Peter Recknagel, blond, drahtig, Mitte dreißig, Werkzeugmacher und studierter Sinologe ist in vor drei Jahren in das Geschäft mit den chinesischen Touristen eingestiegen: Seine Angestellten helfen chinesischen Touristen beim Ausfüllen der Tax-Free-Scheine, erklären den Weg durch das Kaufhaus in die Küchenabteilung zu den deutschen Markentöpfen, zum Beispiel.

"Es liegt daran, dass viele chinesische Reisende immer noch gewisse Kommunikationsschwierigkeiten haben. Es liegt einerseits an der chinesischen Mentalität. Man möchte nicht den anderen Ärger machen, oder zu viel fragen, oder wenn man sich nicht richtig ausdrücken kann besser gar nicht fragen. Aber wenn man ein chinesisches Gesicht gegenüber hat, oder jemand, der chinesisch spricht, da wird man ganz offen und frei."

Peter Recknagel stellt mir Chung Wei, vor - auch weil sie so gut Deutsch spricht. Wei zeichnet Kreuze und Pfeile in die Lagepläne der Etagen. Manche Touristen haben auf Zetteln schon die Namen deutscher Marken stehen. Sie wissen genau, was sie suchen.

"Die Chinesen kennen das und sie machen meistens auch eine Vorbereitung, bevor sie sind nach Deutschland kommen. Zum Beispiel sie rechnen: Dieses Kaufhaus oder andere? Und so. Dann sie vergleichen. Sie kaufen in Deutschland manchmal Packungen mit fünf Töpfen in einer Packung. Auf einmal. Sie können bei mir das lassen und dann weiterkaufen."

Auf die Frage, wann sie selbst das letzte mal in China war, macht das Gespräch eine Wendung. Vor drei Jahren war Xiung Wie in einem Arbeitslager inhaftiert. Auf Initiative von Menschenrechtsorganisationen und mit einer Petition der Bundesregierung konnte sie nach Deutschland ausreisen. Relativ schnell kommt die Sprache darauf, dass sie Falung-Gong-Mitglied ist. Die religiöse Bewegung wird in China verfolgt. Ihr Fall ging durch die Presse - über ihre Geschichte will sie hier bei der Arbeit nicht länger sprechen. Stattdessen kommt sie darauf zu sprechen, dass die Chinesen so laut sind beim Einkaufen, und dass ihr das vor ihren deutschen Kolleginnen peinlich ist. Sie registriert das Verhalten ihrer Landsleute beim Einkaufen sehr genau.

"Manche Chinesen kaufen zum Beispiel fünf Flaschen Wein oder ein paar Messer. Und dann sie fragen mich mit kleiner Angst. Ob ich das nach China mitbringen dürfe? Von solchen Fragen merke ich so sehr Angst darunter. Weil für den Westen ist das lächerlich. So viele Chinesen haben solche Angst, weil in China einfach alles unter Kontrolle war."

Xiuung Wei hat in Berlin eine Ausbildung zur Assistentin für China-Geschäfte gemacht. Danach hat sie für einen nordhessischen Heizungsbauer in Peking gearbeitet. In dieser Zeit wurde die Falung-Gong-Aktivistin inhaftiert. An Sonntagen macht sie aus Protest vor der chinesischen Botschaft in Frankfurt ihre meditativen und gymnastischen Falung-Gong-Übungen. Eine Rückreise nach China, wo Xiung Weis Eltern leben, ist für die junge Frau Tabu. Über ihre Heimat spricht sei manchmal mit den Touristen.

"Als ich mit solchen Touristen kontaktiert habe, habe ich sie auch gefragt, ob sie zum Beispiel leichteres Leben finden, seit fünf Jahren oder seit zehn Jahren. Meistens sagen sie mir, ich meine die normalen Chinesen, nicht die hohen Beamten, die normalen Chinesen meinen dass sie mehr schwere als früher gelebt haben. Unter größere Druck."

Seit Anfang 2005 arbeitet Xiung Wei im Asia Center. Sie beobachtet aufmerksam die Risse und die Widersprüche der chinesischen Gesellschaft - auch im Untergeschoss eines deutschen Kaufhauses.

"Ich finde sehr schade. Sie kaufen mit den Augen süchtig. Sie gucken Rathaus oder Kirche nicht so gerne. Und sie vermischen verschiedene Rathäuser zusammen. Das merke ich schon sehr deutlich."

Chung Wie wendet sich ihrer Kollegin zu. Die beiden addieren die Summen auf den Tax-Free-Quittungen vom heutigen Tag.