Das Unheimliche im Alltäglichen
"Meine Lieblingsbühne" nennt der Schriftsteller Tom Drury den Mittleren Westen. Dort lässt er die meisten seiner Geschichten spielen, und dort in der Provinz lauert der Abgrund. So auch in Drurys neuem Roman "Das stille Land".
Mitunter paranormal geht es in Tom Drurys neuem Buch "Das stille Land" zu. Wie die meisten Bücher Drurys spielt es in der amerikanischen Provinz, die von seltsamen Menschen bevölkert ist: einer jungen Frau zum Beispiel, die eigentlich schon tot ist, einem Puppenspieler, der die Zukunft kennt, und dem jungen Barmann Pierre, der von einer geheimnisvollen Schönen gerettet wird, als er beim Schlittschuhlaufen ins Eis einbricht und daraufhin in einen seltsamen Strudel von Ereignissen gerät.
Alltägliches trifft Übernatürliches
Drury fasziniert die Idee einer Art Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die sich ausgerechnet in der bodenständigen Landschaft des Mittleren Westens abspielt. Er finde es einen sehr spannenden Gesichtspunkt, sich vorzustellen, alles wäre schon geschehen und man reise durch dieses bereits Geschehene, sagt er:
"So wie man durch eine Landschaft reist, die ja auch schon da ist. Man weiß nicht genau, was einen erwartet, aber es gibt sie eben vorher schon. Diese Zukunft kommt auf uns zu, weil sie schon besteht."
Er möge Geschichten, in denen das Übernatürliche in eine Art Mischverhältnis zum Alltäglichen trete:
"Das sehe ich auch in vielen der Volksmärchen, die ich lese, wo immer wieder diese Vermischung auftritt und die offenkundig die Menschen in früheren Zeiten vollkommen überzeugt hat."