Tom Hanks: "Schräge Typen. Stories"
Piper-Verlag, München 2018
325 Seiten, 22 Euro
Kann der das?
Der Schauspieler als Schriftsteller - das geht manchmal gut, aber eben nicht immer. Jetzt hat sich auch der zweifache Oscar-Preisträger Tom Hanks unter die Autoren begeben und einen Band mit Kurzgeschichten veröffentlicht. Die Protagonisten: Wiedergänger seiner Rollen.
Tom Hanks ist der Mr. Nice Guy des amerikanischen Kinos. Seine Figuren sind häufig der Inbegriff des Guten, Mutigen und Tapferen, ohne dabei je in ein heldenhaftes Pathos zu verfallen. Durchschnittstypen, die manchmal Überdurchschnittliches leisten.
Aus diesem Kosmos schöpft Tom Hanks, der Schriftsteller, nun auch die Charaktere seiner gut zwanzig Erzählungen, die er in dem Band "Schräge Typen" vereint. Schauspielerinnen, die vom Durchbruch am Broadway träumen, Kinder, die noch an den Weihnachtsmann glauben, und Kriegsveteranen, die versuchen, das Grauen hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen.
Sprachlich erstaunlich begrenztes Repertoire
Man muss gar nicht die komplette Filmografie des Tom Hanks verinnerlicht haben, um zu erkennen, dass es sich beim Figurenkabinett der schrägen Typen um Wiedergänger seiner ehemaligen Rollen handelt. Es sind Echos von Forrest Gump, Captain Miller aus "Der Soldat James Ryan", Jim Lovell aus "Apollo 13" oder der Schaffner aus dem "Polarexpess". Doch Autor Tom Hanks lässt sie keine großen Abenteuer durchleben. Er begnügt sich mit dem Verfassen kleiner, banaler Alltagsepisoden – und zwar in einem sprachlich erstaunlich begrenzten Repertoire.
Manchmal ist das sogar charmant. Wenn sich in der mit Abstand besten Kurzgeschichte "Alan Bean plus vier" ein paar Digital Natives mit Apps auf den Weg zum Mond machen und das als Selfie-Kurztrip inszenieren, entwickelt sich das als schöne Satire auf eine Zeit, in der eine Weltraumreise einfach nur als ein weiteres Erlebnisevent konsumiert wird.
Nett – aber nicht mehr – ist auch die Erkenntnis des älteren Erzählers in "Drei erschöpfende Wochen", in denen er davon berichtet, wie ihn der Sport- und Fitnesstrieb seiner viel jüngeren Freundin im wahrsten Sinne des Worte krank macht.
Lieblingsstilmittel: Namedropping
Hanks schriftstellerische Ambitionen sind vor allem in den längeren Erzählungen zu finden, zum Beispiel wenn er von einem Kind erzählt, das die leere und gescheiterte Ehe seiner Eltern realisiert. Doch was diese Erfahrung mit einer Kinderseele anstellt, wie sie sich in seinem Handeln und Denken ausdrückt, das erfahren wir nicht. Der fein gearbeitete psychologische Realismus, den Hanks hier andeutet, gelingt ihm nicht. Es mag vielleicht daran liegen, dass er als Schauspieler dann doch vorhandene Texte interpretiert und darstellt. Das Verfassen ist seine Stärke eher nicht.
Hanks Lieblingsstilmittel ist dabei das Namedropping mehr oder weniger bekannter US-Marken. Kaum ein Absatz der nicht unzählige Autohersteller, Kaffeemaschinenbetreiber oder Supermarktketten aneinanderreiht. Ganz so, als wäre die amerikanische Konsumkultur der beste Weg, eine detailreiche Milieustudie zu verfassen. Als liberaler Patriot erzeugt er ein Amerikabild, das häufig in der Erkenntnis kulminiert: früher war einiges besser, die Menschen netter, die Träume größer, die zwischenmenschliche Zuneigung wahrhaftiger. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Forrest Gump auf einer Parkbank sitzt und von diesen schrägen Typen erzählt. Mühelos würde man ihm diese sentimentale Weltsicht abkaufen.