Das allgemein Sinfonische
Mit einem sehr traditionell anmutenden Programm stellte sich der tschechische Dirigent Tomáš Netopil in Berlin vor. Eine Ouvertüre von Johannes Brahms, ein Klavierkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart mit Nikolai Lugansky und eine Sinfonie von Antonín Dvořák - da spricht die Musik für sich und zeigt sich das wahre Können eines Dirigenten.
Tomáš Netopil ist seit Herbst 2013 Generalmusikdirektor des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker. Zuvor war er Musikdirektor des Prager Nationaltheaters und Ständetheaters. Er studierte Violine und Dirigieren in seiner Heimat Tschechien sowie am Royal College of Music in Stockholm, u. a. bei Jorma Panula. 2002 gewann er den ersten Sir Georg Solti Dirigenten-Wettbewerb in der Alten Oper Frankfurt.
"Früher gefiel mir bloß meine Musik nicht, jetzt auch die Titel nicht mehr!" Johannes Brahms meinte mit diesem Satz in seiner für ihn typischen dialektisch-lobheischenden Art die "Tragische Ouvertüre", die durchaus tragisch klingt und dieser Etikettierung entspricht.
Als zweites Werk spielt Nikolai Lugansky zusammen mit dem RSB eines der späteren Klavierkonzerte Mozarts, nämlich das in c-Moll. Dieses Werk besticht vor allen Dingen durch die gewichtigen Dialogeigenschaften zwischen Klavier und Orchester und stand einst auch Pate für das Dritte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens.
In der zweiten Hälfte folgt dann – Tomáš Netopil ist schließlich Tscheche – eine der unbekannteren Dvorak-Sinfonien, die Sechste – zeitgleich zur Brahms-Ouvertüre komponiert. Hier unternimmt der böhmische Komponist den Versuch, das tschechisch-nationale Element mit dem allgemein Sinfonischen zu verschwistern – dass dieser Versuch gelungen ist, kann Tomáš Netopil mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester beweisen.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 7. Juni 2015
Johannes Brahms
Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester c-Moll KV 491
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60
Nikolai Lugansky, Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Tomáš Netopil