Tonio Schachinger: "Nicht wie ihr"
Verlag Kremayr & Scheriau 2019, 304 Seiten, 22,90 Euro
Fußball als turbokapitalistische Subkultur
Ivo ist 27, Fußballnationalspieler, und hat alles - außer Handlungsfreiheit. In seinem Debütroman beschreibt Tonio Schachinger das schrecklich-schöne Leben eines österreichischen Fußballprofis. Ähnlichkeiten mit lebenden Vorbildern - rein zufällig.
Gleich auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises landete der österreichische Autor Tonio Schachinger mit seinem Debüt, dem Fußballroman "Nicht wie ihr".
Er erzählt die Geschichte von Ivo, einem österreichischen Fußball-Nationalspieler mit bosnischem Hintergrund, der beim englischen FC Everton spielt, eine platinblonde Gattin und zwei reizende Kinder hat und der einen Bugatti fährt.
"Von seinem Lebensstil her entspricht er dem Klischee, das alle von Fußballern haben", erklärt der Schriftsteller. Es ist ein eng getaktetes Leben, das der Fußballprofi führt und das ihm wenig Handlungsfreiheit lässt.
"Vieles von dem, was das Leben dieses Menschen so schlimm macht, hat zu tun mit der Professionalisierung, mit dem Kapitalismus. Und der ist halt im Fußball noch ein bisschen augenscheinlicher als woanders", sagt Schachinger. "Und wenn man dann ein Beispiel nimmt von jemandem, der in so einer turbokapitalistischen Subkultur lebt wie dem Fußball, fällt es vielleicht stärker auf. Aber das betrifft alle Bereiche des Lebens."
Glattgebügelt und weichgespült
Und dennoch hat sich seine Hauptfigur etwas Widerständiges bewahrt. Er versucht, die ihm gemachten Vorgaben zu unterlaufen. Zum Beispiel das obligatorische Medientraining, das Fußballprofis beibringt, nur Sätze zu sagen, an denen niemand Anstoß nimmt. Nicht nur im Roman:
"Ich habe sehr viele Interviews mit Fußballern gesehen, und ich finde es immer interessant, wenn man dann bemerkt, wie die das durchschauen und wie die mit der Form spielen", sagt Schachinger.
"In Österreich gibt es natürlich Marko Arnautović, der dafür bekannt ist", sagt Schachinger. Aber auch Danny da Costa von Eintracht Frankfurt falle ihm ein, der einmal in einem Interview die Fragen der Journalisten vorweggenommen habe. "Er interviewt sich so selber und gibt dadurch zum Ausdruck, dass er dieses ganze Spiel schon durchschaut hat."
Als Schlüsselroman will Schachinger sein Buch jedoch nicht verstanden wissen, obwohl immer wieder Namen von real existierenden Fußballspielern erwähnt werden. Manche Rezensenten vermuten, dass auch seine Hauptfigur ein Vorbild im echten Leben hat, nämlich den derzeit in Shanghai spielenden Marko Arnautović. "Ein guter Tipp", sagt Schachinger. Mehr will er nicht verraten.
(uko)