Top Five der Mainstream-Charts

Frauen haben in Hollywood nichts zu sagen

Regisseurin Jennifer Yuh Nelson während der Premiere des Films Kung Fu Panda 3" in Seoul.
Regisseurin Jennifer Yuh Nelson auf einer Premiere ihres Films Kung Fu Panda 3" © picture alliance / dpa / Kim Hee-Chul
Von Anna Wollner |
Zwei Analysten haben Drehbücher untersucht und festgestellt: In 22 von 30 Disney-Filmen haben Frauen nichts zu sagen - selbst wenn die Hauptfigur weiblich ist. Ob und wie viel Frauen in den aktuellen Mainstreamcharts reden dürfen, weiß Anna Wollner.
"Natürlich, wir müssen ja nachts hier rauf. Ich mache, was die Prinzessin will. Ich kriege das hin. Und du? Fall nicht runter und werde gefressen. Aber ich will dir helfen. Nein. Wieso nicht? Ich vertraue deinem Urteilsvermögen nicht. Entschuldige, wie war das? Welche Frau heiratet einen Mann, den sie kaum kennt? Es ist die wahre Liebe."
Der Ton ist gesetzt. Und das bei Disneys Eiskönigin. Frauen sind im Film Staffage, sehen gut aus, lassen sich vom Helden retten und fristen, nach dem Abspann, ein Dasein als Heimchen am Herd. Prinzessin Anna in Kittelschürze. Eine schöne Vorstellung. Aus Männersicht. Aber gucken wir mal, was

Platz Fünf: "Kung Fu Panda 3" von Jennifer Yuh Nelson und Alessandro Carloni

Immerhin schon mal eine RegisseurIN. Die Hauptfigur ist ein übergewichtiger Pandabär mit Karatekünsten. Wenigstens keiner mit Waschbrettbauch und im dritten Abenteuer mit der Erkenntnis: auch ein Panda-Bär ist im Umgang mit einer Panda-Bärdame eher ungeübt und schüchtern.
Kung Fu Panda 3: "Ich bin Mei Mei. Sie ist umwerfend, sie ist so wunderschön. Das ist süß Po, aber versuch dir doch bitte alle weiteren Komplimente für mich bis nach der Vorführung aufzuheben..."
Es folgt ein Balztanz mit Bändern, jeder rhythmische Sportgymnast würde blass werden vor Neid und Entzücken ob der Galanz der Pandabärin. Nur der männliche Held der Geschichte, der ist überfordert mit so viel Weiblichkeit.
Kung Fu Panda 3: "Dad, warum starrt die mich dauernd so an. Versuch mitzuhalten."
Bleibt festzuhalten: die Frau im Film ist Objekt der Begierde, reduziert auf den prallen, schwarz-weißen Körper und den richtigen Hüftschwung.

Platz Vier: "Batman v Superman: Dawn of Justice" von Zack Snyder

Die feministische Lesart macht ja schon im Titel klar: Viel Platz für die Frau als solche ist hier nicht.
"Schwarz und Blau. Die Nacht der Schlacht. Der größte Gladiatorenkampf der Geschichte. Gott gegen Mensch. Tag gegen Nacht. Der Sohn von Krypton. Der Sohn von Krypton gegen die Fledermaus von Gotham".
Da wundert es auch nicht, dass die beiden einzigen nennenswerten Damen im Film zu Statisten verkommen. Da ist die treudoof dreinguckende Louis Lane, Freundin von Superman und Stichwortgeberin für die Handlung.
"Das nennt man Kugel. Damit erschießt man Leute. Sichergestellt in der Wüste. Vom Tatort der Schießerei. Und ist nirgends auf der ganzen Welt erhältlich. Noch nicht mal auf dem Schwarzmarkt. Und? Wer liefert denn Prototypen von Militärmunition an die Tuareg in der Sahara?"
Und als die Jungs sich gerade gegenseitig die Köpfe einschlagen, taucht aus dem Nichts "Wonder Woman" auf.
"Gehört sie zu dir? Ich dachte zu dir."
Warum zum Teufel? Haben wir auch nicht verstanden. Einzige sinnvolle Erklärung. Die Gute kriegt bald ihren eigenen Film und irgendwo muss sie ja herkommen. Hoffen wir, dass sie den wirklich alleine bestreiten darf. So ganz ohne Männer an ihrer Seite.

Platz Drei: "The Huntsman & The Ice Queen" von Cedric Nicolas-Troyan

Wird kniffelig. Denn eigentlich ist hier das Verhältnis 3 zu 1. Drei Frauen wohlgemerkt, und nur ein Mann.
Eine Märchenverfilmung mit zwei bösen Königinnen
"Die Menschen haben vergessen Angst zu haben. Wir werden es ihnen wieder lehren."
Gute Entscheidung.
Und zwei liebenden Kämpfern, die auseinandergerissen und wieder vereint werden.
"Du hast gemerkt wie es zwischen mir und Mrs Bromnom knistert. Ich weiß auch nicht, sie ist irgendwie mein Typ. Laut und grantig. So bin ich es ja gewohnt, oder."
Die Hollywood A-Liga Chris Hemsworth, Jessica Chastain, Emily Blunt und Charlize Theron sind dabei in allererster Linie eins: Schön. Wenigstens Geschlechterübergreifend.

Platz Zwei: "Zoomania" von Byron Howard, Jared Bush und Rich Moore

"Zoomania" gibt endlich Anlass zur Freude. Der Film etabliert gleich zu Beginn eine Häsin, ich wiederhole eine Häsin, ein weibliches Karnickel als Heldin der Geschichte. Judy Hopps kommt aus der Vorstadt in die Metropole und will in einer von Männern dominierten Welt Polizistin werden.
"Hi. O M Goodness. Die haben echt nen Hasen eingestellt. Ich muss schon sagen, du bist noch niedlicher als erwartet. Vermutlich wissen sie das nicht. Wenn ein Hase eine Hasen als niedlich bezeichnet gut, aber wenn andere Tiere das machen, ist das ein bisschen... Das tut mir so leid."
Was für ein Auftritt! Nicht nur, dass sie neu ist, nein, sie gibt direkt Widerworte, ist hoch motiviert, löst Verbrechen im Vorbeigehen und wird zum Vorbild für Millionen.
"Ich meld mich dann mal zum Dienst. Wo muss ich? Oh, Check-In ist da hinten links. Das arme Ding wird bei lebendigem Leib gefressen."

Platz Eins: "How to be Single" von Christian Ditter

Davon können sich die Damen auf Platz Eins ruhig mal eine Scheibe abschneiden. Denn in der romantischen Liebeskomödie "How to be Single" von Christian Ditter geht es in erster Linie darum: wie finde ich Mr. Right in einer Stadt wie New York.
"OK, es leben acht Millionen Menschen in dieser Stadt. Klingt nach viel, oder? Aber die Hälfte davon sind Frauen. Vier Millionen Männer und dann wird erstmal das Alter begrenzt. Sagen wir über 20 unter 40. Dann bleibt ne Million. Eben, wir reden hier von einer Million Typen. Aber die Hälfte davon ist verheiratet, zehn Prozent sind schwul. Ich will jemand mit College-Abschluss, nicht zu hässlich, er muss größer sein als ich und er muss Kinder wollen."
Die buchstäbliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist hier eine Aneinanderreihung von Großstadt- und Singlefrau-Klischees. Eine Frau ohne Mann an ihrer Seite – nicht denkbar. Glauben Sie mir, da ist jede Folge "Sex and the City" Avantgarde gegen.
"Das wichtigste am Singledasein ist es zu genießen. Oh mein Gott heulst du jetzt oder was?"
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