Die besten Filme über Napoleon
Schauspiel-Genie als Feldherr: Marlon Brando als Napoleon 1954 am Set des Films "Désirée". © picture alliance / Everett Collection
Finsterer Feldherr
05:35 Minuten
Ein Mann, ein Held, der keine Grenzen kennt. Und dann der Niedergang: Um Napoleon ranken sich Mythen und Gerüchte, die auch immer wieder Filmemacher inspiriert haben. Einigen glückten wahre Meisterwerke.
Ende November 2021 kommt Bondartschuks "Krieg und Frieden" als Wiederaufführung ins Kino und erscheint gleichzeitig zum ersten Mal auf Blu-ray. „Krieg und Frieden“ ist eine Geschichte aus der Zeit der napoleonischen Kriege. Und Napoleon tauchte in der Filmgeschichte immer wieder in ganz unterschiedlichen Facetten auf.
Platz 5 – „Being Napoleon“ von Jesse Handsher und Olivier Roland (2018)
Natürlich muss Napoleon, beharrt der Franzose Frank Samson in einer identitätspolitischen Volte, natürlich müsste der Kaiser von einem Franzosen, also ihm, und nicht seinem Konkurrenten, dem Amerikaner, gespielt werden. Reenactment der Schlacht von Waterloo von 1815 am Originalschauplatz. Die, die nachstellen, träumen von einer besseren Vergangenheit. Und der Amerikaner, lästert dieser Möchtegern-Napoleon weiter, der mag zwar eine französische Mutter vorweisen, aber das ist doch kein Hobby, Napoleon zu spielen.
Frank Samson, der dann im Casting den Napoleon-Konkurrenten aussticht, ist empört. Mithin: Die patriotische Verehrung und das Ikonografische funktionieren auch heute noch. Und das universelle wie verführerische Narrativ vom Aufstieg aus höchsten Höhen plus abschließendem Fall … was will man mehr für eine Story.
Platz 4 – „Napoleon“ von Abel Gance (1927)
Winter 1781. Die Jungen in der Kadettenanstalt bei einer Schneeballschlacht. Die zahlenmäßig unterlegene Gruppe stürmt den Hügel der Gegner. Sieg! Ihr geborener Anführer: ein schmächtiger Junge, der später der „kleine Korse“ genannt werden wird.
Schon in der Anfangssequenz von Abel Gances „Napoleon“-Stummfilm von 1927 wird das militärische Genie Bonapartes beschworen. In seinem mehr als fünf Stunden langen Schwarz-weiß-Monumental-Epos entsteht das Bild eines Übermenschen, ausgestattet mit dem Willen zur Macht. Dass Abel Gances Film mit dem Italien-Feldzug endet, kann als Glücksfall gelten, denn so blieb dem Schöpfer dieser Heldenfigur erspart, sich auch mit der bitteren Niederlage cineastisch zu beschäftigen.
Platz 3 – „Maria Walewska“ von Clarence Brown (1937)
Von der Schlacht zwischen die Laken. Napoleon, der gierige Liebhaber. Die verheiratete polnische Gräfin Maria Walewska (Greta Garbo) hofft, durch die Beziehung mit Napoleon Polen befreien zu können. Schwanger von ihm verlässt sie den Kaiser (Charles Boyer), weil der aus machttaktischen Gründen die Tochter des Kaisers von Österreich heiratet.
Romantisierend, kitschig, schmachtvolle Blicke, elegische Musik, aber auch eine böse Bemerkung der Polin zum französischen Herrscher, der seine Einsamkeit beklagt: „Ist nicht Einsamkeit ein kleiner Preis für all die Macht“, fragt Maria Walewska den jammernden Herrscher, der Tausende und Abertausende für sein Großmachtgebaren opferte.
Platz 2 – „Desirée“ von Henry Koster (1954)
Auch Marlon Brando gibt 1954 in „Désirée“ an der Seite von Jean Simmons den großen Liebhaber, der im Separee vorprescht wie zu Pferde auf dem Schlachtfeld. Dann heiratet Napoleon aus Machtkalkül eine andere, denn der Herrscher hat nur die Republik vor Augen, sagt er: „Ich bin die Französische Revolution. Und dich werde sie zu schützen wissen!“
Marlon Brando als Napoleon erscheint, als stamme er aus dem alten Abel-Gance-Film von 1927. Ein Mann, ein Held, der keine Grenzen kennt. Und dann das Häufchen Elend auf St. Helena.
Platz 1 – „Ein gewisser General Bonaparte“ von Fielder Cook (1972)
„Ich bin nicht Ihr Gefangener“, sagt Napoleon mit grimmigem Gesicht, die Haare, der graue Mantel ohne Abzeichen, mit dem er durch die Filmgeschichte ritt, staubig, zerschlissen. Napoleon sagt das in trotziger Missachtung der Realität nach der Schlacht von Waterloo, nach der „Herrschaft der 100 Tage“, nun zum zweiten Mal im Exil auf der kleinen Insel St. Helena. „Sie hatten lange Zeit eine große Macht“, erwidert der britische Bewacher fast mitleidig. „Es ist nicht einfach, das Kommando eines anderen Mannes zu ertragen.“ Wie wahr!
Der Originaltitel des Films lautet „Eagle in a Cage“, zu deutsch: „Adler im Käfig“. Eine eindrucksvolle Studie über den einst mächtigsten Herrscher Europas, jetzt gedemütigt, vollends seiner Macht beraubt.
Auf St. Helena wird er sterben an Magenkrebs. Aus den größten Höhen stürzte dieser Adler - in die Profanität menschlichen Lebens und Vergehens.