Topmanager Martin Richenhagen

Vom Religionslehrer zum Konzernchef

31:32 Minuten
Porträt des Konzernchefs Martin Richenhagen
Gilt als der erfolgreichste deutsche CEO in den USA: Martin Richenhagen. © Stefan Pick
Moderation: Katrin Heise |
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Der Kölner Martin Richenhagen ist seit 16 Jahren Vorstandschef des drittgrößten Landmaschinenherstellers der Welt. Der ehemalige Gymnasial- und Reitlehrer wechselte Mitte der 80er-Jahre in die Wirtschaft - und reitet immer noch.
Sein Studium zum Französisch- und Religionslehrer finanzierte sich Martin Richenhagen in den 70er-Jahren mit Reitstunden. Pferdewirt wurde er dank einer "Sonderbegabtenprüfung", die ihm die Zulassung zur Gesellenprüfung ermöglichte. Auch als er bereits verbeamteter Gymnasiallehrer war, gab Richenhagen nachmittags weiter Reitunterricht.
Der damalige BDI-Chef Jürgen Thumann unterstützte ihn finanziell bei der Ausbildung und Unterbringung eines guten Dressurpferdes und machte sich über Richenhagens Doppel-Job lustig. Als ihm die Witzeleien zu viel wurden, bat er seinen Sponsor um ein Alternativangebot. Es folgte ein Trainee-Programm in der Stahl-Industrie kombiniert mit einem Fernstudium der Betriebswirtschaft. "Das hat mich sehr gereizt. Jetzt wirst du dafür bezahlt, dass du ein zweites Studium absolvieren kannst. Das war der Einstieg in die Wirtschaft."

Traktoren am Geräusch erkennen

Zu seinem Job als Manager beim US-amerikanischen Landmaschinenhersteller AGCO kam Richenhagen durch Zufall: "Ich war mit meinem Vorgänger ganz gut befreundet. Der meldete sich und sagte, ich suche meinen Nachfolger." Er wird genommen, obwohl er von den 16 Kandidaten, die sich bewarben, der einzige Nicht-Amerikaner war.
Landmaschinen findet er wirklich interessant. Traktorenmarken kann er am Fahrgeräusch unterscheiden. "Ich find das immer gut, wenn man sich für das Produkt begeistern kann." Sich für die Landwirtschaft an sich zu begeistern, sei ganz einfach, "weil die Landwirtschaft eine ganz, ganz wichtige Rolle hat im Bezug auf die Ernährung der immer mehr wachsenden Weltbevölkerung".

Macron als Praktikant

Als es bei Massey Ferguson, "einer der europäischen Kernmarken des Konzerns", in der Nähe von Paris zu einem Streik kommt, wird Richenhagen auch aufgrund seiner Französisch-Kenntnisse dort als Vermittler hingeschickt. Sicherheitshalber wollte er noch einen echten Franzosen bei den Gesprächen dabei haben.
"Da war ein junger Praktikant namens Emmanuel Macron, der hat mich dann begleitet." Jahrzehnte später sieht er ihn bei einem Wirtschaftsgipfel zu einem noblen Abendessen im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles wieder. "Ich hatte die große Ehre, bei ihm am Tisch zu sitzen." Dass er Gelegenheit hatte, Macron zu seiner Lieblingstraktorenmarke zu fragen, freut Richenhagen besonders.

Leben im "reichsten Entwicklungsland der Welt"

Er lebt gerne in den USA. "Ich bin echter Transatlantiker." Das Einzige, was Richenhagen neben Donald Trump dort nervt, ist die unzuverlässige Infrastruktur: "Ich bezeichne Amerika immer als das reichste Entwicklungsland der Welt. Es ist normal, dass hin und wieder mal der Strom ausfällt." Den noch amtierenden Präsidenten hat er einige Male persönlich getroffen. "Ich habe das immer so geschildert: Es gibt gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht ist, er ist sehr authentisch. Das ist aber gleichzeitig auch die schlechte Nachricht. Der ist im kleinen Gespräch genauso populistisch wie in der Öffentlichkeit. Katastrophe."
Im Februar 2021 erscheint ein Buch, dass Richenhagen über seine Erfahrungen in den USA geschrieben hat: "Der Amerika-Flüsterer. Mein Weg vom deutschen Religionslehrer zum US-Topmanager."
Eigentlich wollte Martin Richenhagen mal Journalist werden. Auch wenn sich seine Karriere in eine vollkommen andere Richtung entwickelte, ist ihm von diesem Berufswunsch etwas geblieben: "Ich bin heute Herausgeber der ‘Reiter-Revue International’, dem führenden Reitsportmagazin in Europa." Dem Reitsport ist er als Kampfrichter auch heute noch stark verbunden. Richenhagen ist Chef der deutschen Olympia-Equipe der Dressurreiter.
(mah)
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