Theresa May geht als Favoritin ins Rennen
Wer folgt auf David Cameron als Parteichef der Tories und wird damit Premierminister? Fünf konservative Politiker bewerben sich um das Amt - eine davon ist Innenministerin Theresa May. Jetzt wird täglich ausgesiebt.
Die besten Aussichten zur neuen Parteivorsitzenden gewählt zu werden, hat im Augenblick die Innenministerin Theresa May. Etwa 100, also fast ein Drittel der Tory-Abgeordneten, unterstützt sie, die eher gegen den Brexit war, sich aber zurückhaltend verhielt - weshalb sie das jetzt auch nicht zur Gretchenfrage stilisieren und etwas tiefer hängen möchte.
Den EU-Austritt zu verhandeln, das ist natürlich eine enorm wichtige Aufgabe in der näheren Zukunft, aber wir haben auch noch anderes zu tun, sagt Theresa May:
"Die Leute suchen nicht einfach einen Brexit-Premierminister."
Ganz anders sehen das ihre beiden wichtigsten Kontrahenten, Andrea Leadsome aus dem Energieministerium und Michael Gove, Justizminister. Auf beide kommen im Moment jeweils nur rund 20 Abgeordnete.
Sie halten die Positionierung des künftigen Parteichefs pro Brexit für unerlässlich und haben versucht, sich vor allem mit diesem Argument gegen die gemäßigtere Kandidatin May in Stellung zu bringen.
Pro oder contra Brexit
Ähnlich Liam Fox, ehemaliger Verteidigungsminister, ebenfalls pro Brexit. Ihm werden die geringsten Chancen eingeräumt. Kandidat Nummer 5 heißt Stephen Crabb, Minister für Arbeit und Renten. Mit 43 Jahren ist er der Jüngste im Bunde und wie Theresa May gegen den Austritt. Macht Schluss mit den Etikettierungen, forderte Stephan Crabb.
"Je länger wir uns mit den unterschiedlichen Brexit-Lagern 'remain' oder 'leave' betiteln, desto tiefer geht die Spaltung der Partei."
Die zu überwinden ist sicher ein wichtiges politisches Ziel, zumindest vieler Tory-Abgeordneter. Doch die Mehrheit bei ihnen war und ist gleichzeitig gegen den EU-Austritt. Der Parteichef und künftige Premierminister soll aber ein Land repräsentieren, das mehrheitlich dafür gestimmt hat. Die ganze Malaise der gegenwärtigen Situation spiegelt sich exakt auch in den Tory-Wahlen.
Farage fordert Bleiberechte für EU-Ausländer
Alle fünf Kandidaten werden je 20 Minuten Redezeit bekommen, danach sind die Abgeordneten an der Reihe, Fragen zu stellen. Einwanderung und der Umgang mit EU-Ausländern in Großbritannien - wie umgekehrt das künftige Schicksal von Briten im EU-Ausland - dies dürften bereits morgen die wichtigsten Punkte sein.
Der gestern vom UKIP-Vorsitz zurückgetretene Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage rief alle fünf Tory-Kandidaten dazu auf, die Rechte legal eingewanderter EU-Ausländer zu schützen. Dass in Zukunft vielleicht neue Regeln gelten - das sei dabei eine andere Frage.
Und Boris Johnson, jener andere prominente Vertreter der "Leave"-Kampagne, der selbst nicht antritt - er wird jedenfalls Andrea Leadsome unterstützen, wie am Abend gemeldet wurde.
Der Kandidat mit den wenigsten Stimmen scheidet aus, sodass es morgen Abend nur noch vier sein werden, am Donnerstag vermutlich drei und nächste Woche nur noch zwei Anwärter auf den Top-Job. Das letzte Wort haben am Ende die 150.000 Mitglieder der konservativen Partei, die dann ein Duell entscheiden müssen. Die Antworten sollen bis zum 9. September ausgezählt sein.