Tortenschlacht im Museum
Komiker wie Charlie Chaplin oder Buster Keaton begeisterten nicht nur ihr Filmpublikum, sondern beeinflussten auch die bildende Kunst. Die Ausstellung "Slapstick!" im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt Arbeiten, die von ihren schrägen Ideen inspiriert wurden.
Sie alle sind mit Filmausschnitten dabei: Chaplins Tramp verspeist einen Schuh, Laurel & Hardy geraten in eine Tortenschlacht von apokalyptischem Ausmaß, Buster Keaton ist ständig auf der Flucht, und Harold Lloyd hängt hoch über der Straßenschlucht an dem Zifferblatt einer Uhr.
Nicht wenige zeitgenössische Künstler ließen sich von diesen frühen Film-Eskapaden inspirieren: Da steht Steve McQueen mit stoischer Mine, während im Hintergrund eine hölzerne Hauswand langsam nach vorne kippt. McQueen bleibt unversehrt, denn genau dort, wo er sich aufhält, befindet sich – wie einst bei Buster Keaton - der Fensterausschnitt der gekippten Fassade. Da diese Szene aber aus immer neuen Blickwinkeln wiederholt wird, gewinnt sie allmählich doch etwas Bedrohliches.
Komiker wie Charlie Chaplin oder Buster Keaton begeisterten nicht nur ihr Filmpublikum, sondern beeinflussten auch die bildende Kunst. Die Ausstellung "Slapstick!" im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt Arbeiten, die von ihren schrägen Ideen inspiriert wurden.
Alexej Koschkarow wiederum hat anlässlich einer Vernissage mit 30 Gästen eine Tortenschlacht inszeniert, die zwar nicht so genau choreographiert wirkt wie bei den Altvorderen der Leinwand, aber beim ersten Sehen doch atemberaubend ist. Kuratorin Uta Ruhkamp über die Freude der zeitgenössischen Künstler am Slapstick:
"Sie arbeiten mit Filmzitaten aus alten Slapstick-Filmen. Es gibt Nachinszenierungen. Es gibt Überdrehungen der Komik-Schraube. Etwas Ikonisches wird genommen und in etwas Eigenes umgesetzt."
Nicht wenige zeitgenössische Künstler ließen sich von diesen frühen Film-Eskapaden inspirieren: Da steht Steve McQueen mit stoischer Mine, während im Hintergrund eine hölzerne Hauswand langsam nach vorne kippt. McQueen bleibt unversehrt, denn genau dort, wo er sich aufhält, befindet sich – wie einst bei Buster Keaton - der Fensterausschnitt der gekippten Fassade. Da diese Szene aber aus immer neuen Blickwinkeln wiederholt wird, gewinnt sie allmählich doch etwas Bedrohliches.
Komiker wie Charlie Chaplin oder Buster Keaton begeisterten nicht nur ihr Filmpublikum, sondern beeinflussten auch die bildende Kunst. Die Ausstellung "Slapstick!" im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt Arbeiten, die von ihren schrägen Ideen inspiriert wurden.
Alexej Koschkarow wiederum hat anlässlich einer Vernissage mit 30 Gästen eine Tortenschlacht inszeniert, die zwar nicht so genau choreographiert wirkt wie bei den Altvorderen der Leinwand, aber beim ersten Sehen doch atemberaubend ist. Kuratorin Uta Ruhkamp über die Freude der zeitgenössischen Künstler am Slapstick:
"Sie arbeiten mit Filmzitaten aus alten Slapstick-Filmen. Es gibt Nachinszenierungen. Es gibt Überdrehungen der Komik-Schraube. Etwas Ikonisches wird genommen und in etwas Eigenes umgesetzt."
"Würde im Scheitern - eine unglaubliche Aussage für unsere Zeit"
Manchmal genügen ein paar Requisiten, um die Erinnerung an den alten grotesken Filmkosmos wachzurufen: Wenn Wilfredo Prieto eine Bananenschale auf dem Boden platziert. Oder wenn 32 giftig bunte, kühn aufgeschichtete Torten aus Holz, Styropor, Zucker und Kunstharz in der Vitrine stehen.
Gelegentlich ist die Verwandtschaft zum Slapstick eher von allgemeiner Art: Francis Alys schiebt absurderweise einen Eisblock über das Straßenpflaster und Bruce McLean hängt mit furchtbaren Verrenkungen zwischen verschieden hohen Quadern, so als wäre Chaplin ins maschinelle Getriebe der modernen Gesellschaft geraten.
Viele dieser alten und jüngeren Arbeiten bieten Bilder der Vergeblichkeit, des Scheiterns, des anarchischen Chaos – und haben gerade deshalb eine Botschaft zu vermitteln. Museumsdirektor Markus Brüderlin:
"Es geht um die Würde. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Scheitern tabu ist. Man muss ständig Erfolg haben. Es ist dann auch alles erfolgreich, auch wenn es nicht so gut läuft. Die Slapstick-Filme zeigen die Würde im Scheitern. Und das ist eine unglaubliche Aussage für unsere Zeit."
Da steht ein Zitat Samuel Becketts an der Wand: "Das Ende liegt im Anfang, und doch macht man weiter." Gleich daneben eine Installation von Peter Land, die dieses Ende zu signalisieren scheint: aus einem Steinhaufen ragt steil eine Hand, die Finger sind gespreizt. Das sei er selbst, erzählt der Künstler, viele seiner Werke hätten wenigstens zum Teil den Charakter eines Selbstporträts Bei diesem Hilfeschrei bleibt einem das Lachen, so es entstehen sollte, im Halse stecken. Sich in einer "Slapstick!" betitelten Schau wiederzufinden, ist jedoch für Land gar nicht so erstaunlich:
"Ich fühle mich besonders geehrt. Ich befinde mich in der Nachbarschaft von Giganten: von Keaton, Chaplin und Laurel & Hardy. Doch überrascht bin ich nicht, denn ein Großteil meines Werks wurde durch ihre Arbeiten angeregt. So fühle ich mich in dieser Ausstellung zu Hause. Es ist eine Ehre, mit dabei zu sein."
Gelegentlich ist die Verwandtschaft zum Slapstick eher von allgemeiner Art: Francis Alys schiebt absurderweise einen Eisblock über das Straßenpflaster und Bruce McLean hängt mit furchtbaren Verrenkungen zwischen verschieden hohen Quadern, so als wäre Chaplin ins maschinelle Getriebe der modernen Gesellschaft geraten.
Viele dieser alten und jüngeren Arbeiten bieten Bilder der Vergeblichkeit, des Scheiterns, des anarchischen Chaos – und haben gerade deshalb eine Botschaft zu vermitteln. Museumsdirektor Markus Brüderlin:
"Es geht um die Würde. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Scheitern tabu ist. Man muss ständig Erfolg haben. Es ist dann auch alles erfolgreich, auch wenn es nicht so gut läuft. Die Slapstick-Filme zeigen die Würde im Scheitern. Und das ist eine unglaubliche Aussage für unsere Zeit."
Da steht ein Zitat Samuel Becketts an der Wand: "Das Ende liegt im Anfang, und doch macht man weiter." Gleich daneben eine Installation von Peter Land, die dieses Ende zu signalisieren scheint: aus einem Steinhaufen ragt steil eine Hand, die Finger sind gespreizt. Das sei er selbst, erzählt der Künstler, viele seiner Werke hätten wenigstens zum Teil den Charakter eines Selbstporträts Bei diesem Hilfeschrei bleibt einem das Lachen, so es entstehen sollte, im Halse stecken. Sich in einer "Slapstick!" betitelten Schau wiederzufinden, ist jedoch für Land gar nicht so erstaunlich:
"Ich fühle mich besonders geehrt. Ich befinde mich in der Nachbarschaft von Giganten: von Keaton, Chaplin und Laurel & Hardy. Doch überrascht bin ich nicht, denn ein Großteil meines Werks wurde durch ihre Arbeiten angeregt. So fühle ich mich in dieser Ausstellung zu Hause. Es ist eine Ehre, mit dabei zu sein."
Die Kunstgeschichte muss nicht neu geschrieben werden
Spannend ist die Wolfsburger Ausstellung dort, wo vereinzelt Arbeiten einbezogen sind, die man in diesem Kontext nicht erwartet hätte. Dass die unglaubliche Kettenreaktion von Objekten und Flüssigkeiten in dem berühmten Video "Der Lauf der Dinge" von Fischli und Weiss mit dem Slapstick verwandt ist, hat mancher schon geahnt. Aber da läuft auch ein früher, einstündiger Film von Bruce Nauman über die Bildschirme: 1968 ließ er sich immer wieder in eine bestimmte Ecke fallen. Körperkomik?
Eine Performance, die den Namen "Slapstick" verdient? Die Kunstgeschichte muss nach Eröffnung dieser Ausstellung nicht neu geschrieben werden, aber es ist doch bemerkenswert, wie hier eine bestimmte Art Humor in den Vordergrund gerückt wird, der keine offen politischen Züge trägt und sich historisch auch mit Dada nicht vergleichen lässt. Markus Brüderlin:
"Das Mittel der Provokation in der Kunst zieht nicht mehr, weil die Politiker die besseren Dadaisten sind. Aber dieses leichte, humorvoll Anarchische, das man hier in der Ausstellung sehen kann, hat gesellschaftskritische Chancen."
In jedem Fall ist dieses sommerliche Intermezzo im Wolfsburger Kunstmuseum ein Kontrastprogramm zu vielen anderen Ausstellungen in den vergangenen Jahren. Denn trotz des menschlichen Scheiterns und der allgegenwärtigen Absurdität werden bei "Slapstick !" ganz andere Töne angeschlagen. Programmatische, meint Künstler Peter Land:
"Humor sollte ein Bestandteil der Kunst sein. Die hat vielerlei Gestalt, erscheint als Film und Theater, sie kann tragisch sein, aber eben auch komisch. Das wird oft übersehen. Wenn die Leute ein Kunstmuseum betreten, dann sind sie sehr ernst, sie flüstern – als ob sie in der Kirche sind. Aber es sollte genauso möglich sein, in einem Kunstmuseum zu lachen."
Eine Performance, die den Namen "Slapstick" verdient? Die Kunstgeschichte muss nach Eröffnung dieser Ausstellung nicht neu geschrieben werden, aber es ist doch bemerkenswert, wie hier eine bestimmte Art Humor in den Vordergrund gerückt wird, der keine offen politischen Züge trägt und sich historisch auch mit Dada nicht vergleichen lässt. Markus Brüderlin:
"Das Mittel der Provokation in der Kunst zieht nicht mehr, weil die Politiker die besseren Dadaisten sind. Aber dieses leichte, humorvoll Anarchische, das man hier in der Ausstellung sehen kann, hat gesellschaftskritische Chancen."
In jedem Fall ist dieses sommerliche Intermezzo im Wolfsburger Kunstmuseum ein Kontrastprogramm zu vielen anderen Ausstellungen in den vergangenen Jahren. Denn trotz des menschlichen Scheiterns und der allgegenwärtigen Absurdität werden bei "Slapstick !" ganz andere Töne angeschlagen. Programmatische, meint Künstler Peter Land:
"Humor sollte ein Bestandteil der Kunst sein. Die hat vielerlei Gestalt, erscheint als Film und Theater, sie kann tragisch sein, aber eben auch komisch. Das wird oft übersehen. Wenn die Leute ein Kunstmuseum betreten, dann sind sie sehr ernst, sie flüstern – als ob sie in der Kirche sind. Aber es sollte genauso möglich sein, in einem Kunstmuseum zu lachen."